Sich einfühlen in eine andere Welt

TEMMELS. Lehrhafte Kinderbücher mag sie nicht. Gabriela Linden begibt sich in die ganz eigene Welt der Kinder, wenn sie Bücher für Jungen und Mädchen schreibt. Jetzt hat sie ihr zweites Buch veröffentlicht.

Die hohe Holzdecke vermittelt ein Gefühl von Freiheit und Behaglichkeit, und nach draußen, durch die großen Fenster, geht der Blick ungehindert über Temmels hinweg bis zum Luxemburger Moselufer. Ganz spontan kommt im Wohnhaus von Gabriela Linden das Gefühl auf: Hier lassen sich Bücher schreiben, die die Phantasie beflügeln, die in eine andere Welt entführen und allen - Lesern, Vor-Lesern und Zuhörern - etwas von dem Traumland der Märchen, Sagen und phantastischen Erzählungen vermitteln. Kindergeschichten aus Temmels und Umgebung

"Wenn ich Kinderbücher schreibe, muss ich die Welt mit den Augen der Kinder sehen," sagt Gabriele Linden und fügt hinzu: Auch ins kindliche Leben müsse man sich einfühlen, in die Fähigkeit der Kinder zum Mitempfinden, in die bedingungslose Offenheit, fernab aller Berechnung. Mit "Okk der Gogger" verfasste Gabriela Linden vor drei Jahren Kindergeschichten aus ihrem Wohn- und Geburtsort Temmels für Grundschüler. Über Okk, den Bernhardiner, über Mathias und Benedikt und die Cousins und Cousinen aus Frankfurt. Die verbringen an der Obermosel ihren Urlaub. Sie erleben gemeinsam spannende Abenteuer, kommen einem Umweltskandal im Hafen von Mertert auf die Spur, helfen einem Freund, der in der Schule Probleme bekommt. Lebendig geschrieben und ohne erhobenen Zeigefinger. "Ich mag diese Lehrbücher nicht", sagt Gabriela Linden zu all den Schriften, mit denen die Kinder vorbereitet werden sollen auf ein Erwachsenendasein, das sie noch früh genug ereilen wird. Jetzt hat sie ein neues Buch herausgebracht. "Labskauskönigin Krötlinde und Prinzessin Zickenschön" heißt es schweifend phantasievoll und im phantasiereichen Untertitel "Ein Märchen vom Rande des Luftmeeres". Es erzählt vom Erwachsenwerden und vom Miteinander, von Vertrauen, Freundschaft und Liebe. Und bringt zwei Figuren aus höchst unterschiedlichen Regionen zusammen, aus dem feuchten "Nassland" und dem "Luftreich" des Königs Atmosphärius II. Es ist ein Buch für Kindergartenkinder. Die Künstlerin Judith Schwarz hat es mit großen, phantasievollen Illustrationen ausgestattet. Und damit geht Gabriela Linden jetzt in das, was hässlich-unpoetisch "Vermarktung" heißt. Auch wenn es so aussehen mag - Autorin sein ist keine stille Beschäftigung. Neben der Schreibtischarbeit stehen die Lese- und Signierstunden. Bei "Okk der Gogger" hat der Rhein-Mosel-Verlag tatkräftig mitgeholfen und Buchhandlungen angeschrieben. Die Autorin setzte sich mit den Grundschulen ihrer Umgebung in Verbindung. Und siehe - es funktionierte. 25 Lesungen hat sie mit "Okk der Gogger" schon absolviert, unter anderem in Temmels, Nittel und Wiltingen. Wer ihr zuhörte, hat es anderen erzählt. "Das ist ein Schneeballsystem", sagt sie. Lesungen mit Kindern, "ganz toll"

Auch mit ihrem neuen Buch wird Gabriela Linden vorlesend in die nähere Umgebung gehen. Sie unter anderem wird im pädagogischen Zentrum Trier-Ehrang mit Pädagogen einen Nachmittag bestreiten. "Im Organisieren bin ich nicht so gut. Aber Lesungen mit den Kindern finde ich ganz toll". Kann man vom Kinderbuchschreiben leben? Natürlich nicht! Und wird sie einmal anderes schreiben außer Kinderbüchern? Wahrscheinlich nein! Gabriela Linden setzt sich den Zwängen der Professionalität nicht aus. Und diese Distanz kann ihren Kinderbüchern sicherlich nicht schaden. Erste Lesung der "Labskauskönigin" am Sonntag, 2. April um 15 Uhr im Bürgerhaus Temmels.

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