Sie haben es in der Hand - Realschule plus Kell ist Fair-Trade-Schule

Kell am See · Vom T-Shirt bis zum Smartphone: Wer gedankenlos und billig einkauft, trägt dazu bei, dass Menschen in Entwicklungsländern kaum Geld zum Leben haben. Die Realschule plus Kell hat sich damit auseinandergesetzt und ist nun eine von drei Fair-Trade-Schulen im Landkreis Trier-Saarburg.

 Diese fair gehandelten Produkte werden in der Realschule in den Pausen angeboten. Jasmin Alberts, Lara Dellwo, Raphaela Thomas, Jennifer Schneider und Anna Wilhelm (von links) informieren ihre Mitschüler darüber. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Diese fair gehandelten Produkte werden in der Realschule in den Pausen angeboten. Jasmin Alberts, Lara Dellwo, Raphaela Thomas, Jennifer Schneider und Anna Wilhelm (von links) informieren ihre Mitschüler darüber. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: (h_hochw )

Kell am See Es ist ein Teufelskreis: Billige Massenproduktion der EU verdirbt die Preise in Entwicklungsländern. Bauern können ihre Familien nicht mehr ernähren und verarmen. Der einzige Ausweg: Flucht! Dabei wäre es so einfach. 181 Schüler der Realschule plus und 105 Grundschüler wollen Vorbild sein und setzen sich für fair gehandelte Produkte, vor allem Lebensmittel, ein.
Jetzt bekam die Schule die Plakette vom TransFair e.V., überreicht von Paul Schmidt vom Pädagogischen Landesinstitut in Bad Kreuznach. Zehn Schüler und Lehrer bildeten im März das Fair-Trade-Team. "Damit ist die Realschule Kell nach zwei weiteren Schulen in Trier unter den ersten im Landkreis und rund 600 Schulen bundesweit", freut sich der stellvertretende Schulleiter Andreas Hochhalter.
Fächerübergreifend kann das Thema im Unterricht behandelt werden. "Schüler haben auf die Problematik hingewiesen", erklärt der Fair-Trade-Teamleiter der Schule, Harald Göhler. In sein Fach Erdkunde fließt viel über dieses weltumspannende Thema ein. "Die Schüler sind zwar preisbewusst, wollen aber auch helfen", sagt Göhler.
Das Fair-Trade-Team spricht viel mit den Mitschülern und macht auf die Produkte beim Pausenverkauf aufmerksam. "Die Schüler waren erstaunt, was hinter einem in Bangladesch produzierten T-Shirt alles steckt", sagt die Ethiklehrerin Janine Schmitt. Viel Sensibilität wurde aufgebaut, auch wenn die Produkte etwas teuer sind, denn, so Schmitt: "Wir haben es doch alle selbst in der Hand." Der Berater für Bildung und nachhaltige Entwicklung, Peter Schmidt, setzt sich an den Schulen für mehr Bewusstsein ein, damit nicht gedankenlos und einfach nur billig eingekauft wird: "Das reicht vom T-Shirt bis zum Smartphone."
Die Anerkennung an die Schule ist nicht dotiert. Dafür gab es eine Urkunde. Außerdem darf ein Schild an die Fassade geschraubt werden. Der Vorteil ist jedoch, dass die in der Schule angebotenen Produkte vom Netzwerk Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) zu Sonderkonditionen bezogen werden können.
Die Preise unterscheiden sich kaum zu konventionellen Produkten. "Ich rede viel mit Schülern, dass sie auch sonst den geringen Aufpreis von vielleicht 15 Prozent für den guten Zweck investieren", sagt Anne Wilhelm (15) aus Heddert vom Fair-Trade-Team. Lara Dellwo (15) aus Gusenburg betont: "Weil wir Prozente bekommen, gleicht sich der Preis beim Pausenverkauf an der Schule fast aus." Und Jennifer Schneider (16) aus Waldweiler macht klar: "Qualität hat immer seinen Preis. Für den guten Zweck ist es das wert."Extra: WAS BEDEUTET FAIRER HANDEL?


Seit 25 Jahren setzt sich der TransFair weltweit für fairen Handel ein. Der Klimawandel verschärft die Lage für benachteiligte Familien in Afrika, Asien und Lateinamerika noch. Monokulturen und Naturkatastrophen wie Stürme, extreme Trockenheit und Überflutungen verhangeln die Ernteerträge. Erodierter Boden wirft kaum noch etwas ab. Untragbare Arbeitsbedingungen und Kinderarbeit sind die Folgen.

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