Sieben Überfälle in einem Jahr

Landau/Thalfang/Nittel · Der Prozess gegen den mutmaßlichen Bankräuber Paul E. (33) hat am Landgericht Landau begonnen. Dem Angeklagten werden sieben Banküberfälle meist im Südwesten vorgeworfen. Er soll auch die Volks- und Raiffeisenbank Thalfang sowie eine Filiale der Volksbank Hochwald-Saarburg in Nittel überfallen haben.

Sieben Überfälle in einem Jahr
Foto: Alexander Schumitz

Landau/Thalfang/Nittel. Laut Staatsanwaltschaft Landau ist Paul E. für die Allgemeinheit gefährlich. Die Staatsanwaltschaft will am Ende des gestern vor dem Landgericht Landau eröffneten Prozesses neben einer Freiheitsstrafe auch erreichen, dass der mutmaßliche Bankräuber in Sicherungsverwahrung genommen wird.
Er würde also nach Verbüßung seiner Strafe nur dann aus der Unterbringung entlassen, wenn er nicht mehr als gefährlich gelten würde (siehe Extra).Raubzug ohne Beute


Diese drastische Konsequenz vor Augen konzentri eren sich E.s Verteidiger am ersten Verhandlungstag darauf, die Besetzung der Kammer zu rügen. Und darauf, dass der vom Gericht bestellte psychiatrische Sachverständige ausgetauscht wird, da er voreingenommen sei. Rechtsanwalt Jörn Förster aus Berlin moniert, dass die Zuordnung von Verfahren zu einzelnen Kammern des Gerichts nicht ausreichend transparent und damit unzulässig sei. Eine Rüge, die das Gericht umgehend zurückweist. Über den Antrag des Verteidigers, einen anderen psychiatrischen Gutachter zu bestellen, will das Gericht zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden.
E. wird vorgeworfen, innerhalb eines Jahres insgesamt sechs Banken in Südwestdeutschland und eine in Niedersachsen überfallen zu haben. Der in Halle/Saale geborene Angeklagte soll im April 2012 die Volks- und Raiffeisenbank in Thalfang (Landkreis Bernkastel-Wittlich) und im Januar 2013 eine Filiale der Volksbank Hochwald-Saarburg in Nittel heimgesucht haben. In Thalfang wurden rund 64 000 Euro erbeutet.
In Nittel konnte der Täter keine Beute machen. Einen Tag nach dem erfolglosen Raubzug an der Obermosel soll der Angeklagte eine Bank in Südbaden überfallen und rund 83 000 Euro erbeutet haben.
Allen angeklagten Banküberfällen ist gemeinsam, dass der Täter die Bankangestellten mit Waffen bedroht und mit Kabelbindern oder Isolierband gefesselt hat. Etwa 14 Tage nach dem letzten Überfall konnte E. in der Nähe von San Sebastian (Spanien) festgenommen werden. Etwa zwölf Monate zuvor war er aus einem Hafturlaub nicht in die Justizvollzugsanstalt in Berlin-Moabit zurückgekehrt. Er sollte dort eine achtjährige Freiheitsstrafe verbüßen.
Nur zwei Tage nach seiner Flucht soll der 33-Jährige laut Anklage eine Bank in Groß Oesingen (Niedersachsen) ausgeraubt haben. E. soll zwischen den Banküberfällen vornehmlich in der Nähe von Paris gelebt haben. Der Angeklagte macht bislang keine Angaben zu den Vorwürfen.
Das Landgericht verhandelt heute weiter. Insgesamt sind noch 26 Verhandlungstage mit 114 Zeugen angesetzt.Extra

Bei der Frage einer Sicherungsverwahrung wird geprüft, ob ein Angeklagter gefährlich ist und ob sich diese Gefährlichkeit in einer besonders schweren Straftat geäußert hat. Das Bundesverfassungsgericht hatte die Sicherungsverwahrung teilweise für verfassungswidrig erklärt. Seit Juni 2013 gilt neues Recht. Die Unterbringung in Sicherungsverwahrung ist grundsätzlich unbefristet. Allle zwei Jahre muss geprüft werden, ob die Gefahr besteht, dass der Täter in Freiheit weitere rechtswidrige Taten begehen wird. In der Regel müssen die Täter nach zehn Jahren entlassen werden, sofern nicht die Gefahr besteht, dass sie mögliche Opfer seelisch oder körperlich schwer schädigen. itz

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