Siegenia Aubi schließt Werk in Reinsfeld

Mit dem bereits angekündigten Abbau von Arbeitsplätzen, der wohl 300 Menschen betreffen wird, ist es bei Siegenia Aubi nicht getan. Die Firma wird bis Ende 2011 ihr Werk in Reinsfeld schließen und die Produktion komplett an den Standort Hermeskeil verlagern.

 Ende 2011 wird es leer stehen: Die Firma Siegenia Aubi will ihr Werk in Reinsfeld schließen und die Produktion komplett nach Hermeskeil verlagern. TV-Foto: Klaus Kimmling

Ende 2011 wird es leer stehen: Die Firma Siegenia Aubi will ihr Werk in Reinsfeld schließen und die Produktion komplett nach Hermeskeil verlagern. TV-Foto: Klaus Kimmling

Reinsfeld/Hermeskeil. Circa 600 Mitarbeiter sind derzeit bei der Firma Siegenia Aubi an den beiden Standorten Hermeskeil und Reinsfeld mit der Herstellung von Fenster- und Türenbeschlägen beschäftigt. Doch dem in die Krise geratenen Unternehmen stehen noch gravierendere Umwälzungen bevor als bisher angenommen.

Ende 2011 wird es bei Siegenia Aubi im Hochwald wohl nur noch 300 Beschäftigte geben. Und dieses noch verbleibende Personal wird dann ausschließlich in Hermeskeil arbeiten, während das Werk in Reinsfeld geschlossen wird. So jedenfalls sehen die Pläne bei Siegenia Aubi aus, die Betriebsratschefin Heike Michauk und Gesamt-Werksleiter Rolf-Bodo Brombacher am Freitag dem TV bestätigt haben.

Derzeit laufen nach ihrer übereinstimmenden Auskunft die Sozialplanverhandlungen zum schon im Dezember 2009 bekannt gewordenen Personalabbau. Sie sollen bis Ende März abgeschlossen sein. Erst dann haben die "Aubianer" die Gewissheit, wer konkret von der Kündigung betroffen ist. Klar ist inzwischen auch: Statt der zunächst vorgesehenen 200 wird das Unternehmen bis Ende 2011 schrittweise 233 Vollzeitstellen streichen. Weil aber bei der Firma viele Teilzeitkräfte beschäftigt sind, werden rund 300 Beschäftigte ihren Job verlieren. "Das ist eine realistische Zahl", sagt Michauk.

Die Umstrukturierungen bei Siegenia Aubi werden aber nicht nur zu einem massenhaften Verlust von Arbeitsplätzen führen. Dem TV sagte Brombacher, dass das Unternehmen die Produktion bis Ende 2011 an einem Standort, nämlich Hermeskeil, konzentrieren wird. Das bedeutet: Das Werk in Reinsfeld wird geschlossen.

Die Hallen mit einem modernen Hochregallager sollen vermietet werden. Brombacher begründet diesen Schritt damit, "dass wir unsere Infrastrukturkosten reduzieren müssen". Für den Standort Hermeskeil habe unter anderem der Umstand den Ausschlag gegeben, dass "dort Maschinen stehen, die schwerer zu verlagern sind". Der Fensterbeschlag-Hersteller, der 80 Prozent seiner Produkte ins Ausland exportiert, ist durch die Wirtschaftskrise in Bedrängnis geraten. Vor allem in Osteuropa seien die Umsätze eingebrochen. Laut Brombacher ist er beispielsweise in Russland von 100 auf 40 Millionen Euro zurückgegangen. Auch im Stammwerk in Siegen werden Arbeitsplätze - nach TV-Informationen sind es 130 Vollzeitstellen - abgebaut. In Hermeskeil und Reinsfeld werden derzeit Fenster-Drehkippbeschläge hergestellt. Diese Produktion wird teilweise nach Siegen, teilweise in ein Werk in Polen verlagert, weil dort die Lohnkosten für Handarbeit deutlich niedriger sind. Statt im Siegerland sollen Schiebtürenbeschläge künftig im Hochwald gefertigt werden.

Reinsfelds Ortsbürgermeister Rainer Spies (SPD) hat im TV-Gespräch die Schließung des Werks als "schweren Schlag" bezeichnet. Er kritisiert, dass Siegenia-Aubi im Vorfeld dieser Entscheidung "keine Gespräche mit der Ortsgemeinde geführt hat und uns nun vor vollendete Tatsachen stellt". Über die Stimmung in der Belegschaft sagt Michauk: "Die ist natürlich bescheiden. Viele haben Existenzängste. Die meisten Mitarbeiter wohnen ja im Hochwald und werden es sicher schwer haben, hier in der Gegend einen neuen Job zu finden."

Michauk findet es zwar "ganz schrecklich, dass wir jetzt die Fehler aus der Vergangenheit ausbaden müssen". Für die Umstrukturierungen zeigt die Betriebsratschefin aber Verständnis: "Das Unternehmen musste etwas tun, damit es überhaupt weitergeht."

Meinung

Die nächste Hiobsbotschaft

Als gäbe es im Hochwald nicht schon Hiobsbotschaften genug: Kaum hat man sich einigermaßen mit dem ersten heftigen Nackenschlag abgefunden, dass der größte Arbeitsgeber in der Verbandsgemeinde Hermeskeil fast Hunderte Menschen entlassen wird, da kommt auch schon der nächste Hammer: Das Reinsfelder Werk macht Siegenia Aubi gleich mit dicht. Unternehmenspolitisch ist dieser Schritt zwar nachvollziehbar: Wenn nur noch die Hälfte der Leute übrigbleibt, ist es nicht rentabel, wenn diese sich in zwei riesigen Hallen verlaufen. Es bleibt aber ein bitterer Beigeschmack. Siegenia Aubi ist in die Schieflage geraten, weil es stark expandiert und in Osteuropa Schiffbruch erlitten hat. Und ausgerechnet dorthin werden nun wegen geringerer Lohnkosten Arbeitsplätze verlagert, während viele Menschen im Hochwald, die nun wirklich nichts für die Misere können und gute Arbeit geleistet haben, bald auf der Straße stehen. a.munsteiner@volksfreund.deExtra Siegenia Aubi: Bereits 1873 legte August Bilstein im westfälischen Altenvoerde den Grundstein für sein Unternehmen: Unter dem Namen Aubi (= August Bilstein) stellte die Firma Fensterbeschläge her. Diese Produktion wurde 1956 mit der Errichtung des Werks in Mandern auch in den Hochwald verlagert. 1989 folgte der Umzug in das frühere Romika-Werk in Reinsfeld. 1995 trennte sich Bilstein, das inzwischen zum Krupp-Hoesch-Konzern gehörte, von der Sparte Baubeschlag. Aubi wurde selbstständig. Im selben Jahr wurde das Werk in Hermeskeil eröffnet. 1998 übernahm die Siegenia Frank KG die Geschäftsanteile der Aubi Baubeschläge GmbH. Aubi blieb noch bis 2003 selbstständiges Unternehmen in der Gruppe. Dann folgte die Fusion und die Neufirmierung als Siegenia Aubi KG. Heute hat das Unternehmen circa 1900 Mitarbeiter und weltweit 16 Standorte. Davon befinden sich vier (Hermeskeil, Reinsfeld, Wilnsdorf, Wilnsdorf/Niederdielfen) in Deutschland. (ax/hw)

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