So authentisch wie möglich: Leben wie vor 2000 Jahren

Otzenhausen · Zwei Tage lang hat die Gemeinde Nonnweiler mit zahlreichen Besuchern die Fertigstellung des Keltendorfes in Otzenhausen gefeiert. Die Gäste sahen sich im Freilichtmuseum um, die Keltenfreunde zeigten, wie sich das Leben vor 2000 Jahren in einer solchen Siedlung abgespielt haben könnte.

Otzenhausen. Nonnweilers Bürgermeister Franz Josef Barth blickte während der Feierstunde schon nach vorne: "Ein wichtiger Baustein im touristischen Konzept der Gemeinde ist fertiggestellt", sagte er. Das Keltendorf sei ins gesamt-touristische Konzept des saarländischen Landkreises St. Wendel eingebunden. 1,13 Millionen Euro hat das Projekt gekostet. Die Investition tragen Land, Kreis und Gemeinde.
Entstanden ist eine kleine Siedlung aus zehn Holzhäusern, eingerahmt durch einen Palisadenzaun. Insgesamt sind in den Keltenpark schon 1,72 Millionen Euro geflossen. Der Park spielt auch mit Blick auf den vor einem Jahr gegründeten Nationalpark Hunsrück-Hochwald eine wichtige Rolle. Denn hier entsteht wie auch am Erbeskopf eine von drei Anlaufstellen des Schutzgebiets, eines der Nationalparktore.
Im nächsten Schritt soll in Zusammenarbeit mit Kreis und Land ein Zentralgebäude entstehen mit Gastronomie, einem Museum, Verwaltungsräumen und Sanitäranlagen.
Der Bürgermeister geht davon aus, dass es 2017 einen Architektenwettbewerb geben wird und nach der Auftragsvergabe 2018 mit dem Bau begonnen werden kann. Mit einer Fertigstellung rechnet Barth 2019, die Kosten für das Zentralgebäude beziffert er auf rund zwei Millionen Euro: "Uns war es wichtig, dass wir ein attraktives Tor zum Nationalpark anbieten können."
Die saarländische Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) lobte im Rahmen der Feierstunde den Beitrag Nonnweilers zum naturnahen Tourismus. "Damit kann die Region selbstbewusst nach außen werben", sagte Rehlinger.
"Alles, was über der Erde steht, außer ein paar Amtsschrauben, wollten wir so baulich echt wie möglich ausführen", erklärte Planer und Architekt Stefan Uhl. Dies sei aufgrund baurechtlicher Auflagen nicht einfach gewesen. Außer Pfostenlöchern habe es nicht viele Belege gegeben, die zur Planung einer Rekonstruktion hilfreich gewesen seien.
Als Vorlage für die Gebäude dienten Ausgrabungen am Ringwall und Fundstätten im Hunsrück-Eifel-Raum. Schwierigkeit Nummer zwei war der Spagat, die Siedlung zwischen historisch-wissenschaftlichen Aspekten und kultur-touristischen Ansprüchen so authentisch wie möglich zu gestalten. "Mit den relativ wenigen Spuren bleibt eine Spannbreite an Möglichkeiten übrig. Man muss dabei Kompromisse eingehen", sagte Archäologe Thomas Fritsch, der das Projekt wissenschaftlich begleitete.
Seit Mai kann das Keltendorf täglich besichtigt werden. Auf der 1900 Quadratmeter großen Fläche sind die Hochwaldkelten in die Wohnhäuser eingezogen. Die Mitglieder des Freundeskreises keltischer Ringwall bespielen einmal pro Monat das Dorf. Dann wird der Backofen angeworfen, die Schmiede geheizt und es wird Wolle gefärbt.
"Das keltische Leben wird sehr anschaulich dargestellt", fand Björn Müller aus Nonnweiler. Ihm gefalle der Backofen, in den der keltische Bäcker die Brote schob. Noch "etwas steril" nannte eine dänische Besuchergruppe das Keltendorf.
Neben den zahlreichen Präsentationen keltischen Lebens musizierte die Gruppe Itchy Fingers, die Archäologin Sabine Hornung und Ranger aus dem Nationalpark führten Wandergruppen zum Ringwall.Extra

Geöffnet ist das Keltendorf in Otzenhausen während der Sommersaison vom 1. Mai bis 30. Oktober montags bis samstags von 12 bis 17 Uhr, an Sonn-und Feiertagen von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet für Erwachsene 2,50 Euro, Jugendliche bis 18 Jahre zahlen 1,50 Euro, für Kinder unter sechs Jahren ist der Eintritt frei. Weitere Veranstaltungen: Der nächste Aktionstag ist am Samstag, 6. August, 12 bis 17 Uhr. Kontakt: info@hochwaldkelten.de oder Gemeinde Nonnweiler, Telefon 06873/ 66076. frf

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