So bald kein Ärzte-Nachwuchs für Zerf?

Zerf · Es soll wieder Bewegung in die Planung für das Zerfer Ärztehaus kommen. Das hat der Gemeinderat beschlossen - nach den mahnenden Worten eines Zerfer Arztes, dass die Zeit allmählich dränge. Der Kreis Trier-Saarburg hat unterdessen noch immer nicht entschieden, ob er als Träger für das neue Zentrum auftreten wird.

Zerf. Die Zeit drängt - das hat die jüngste Sitzung den Zerfer Ratsmitgliedern deutlich vor Augen geführt. Zum wiederholten Male ging es um die Pläne der Ortsgemeinde, in Zerf ein Ärztehaus zu bauen. Da drei der vier praktizierenden Ärzte im Ort bald in den Ruhestand gehen werden, muss rasch eine Lösung her, um die ärztliche Versorgung langfristig zu sichern (der TV berichtete).
Arbeitskreis gebildet


Der Rat hat sich nun einstimmig entschieden, die bereits begonnene Planung für den Neubau so weit voranzutreiben, dass damit ein Förderantrag für das EU-Programm Leader gestellt werden kann. Zudem wurde ein Arbeitskreis gebildet, der alle noch offenen Fragen zu dem Projekt klären soll - in Zusammenarbeit mit der Zerfer Ärzteschaft.
Angestoßen wurde der Beschluss auch von den Äußerungen des Mediziners Volker Hartmann, der seiner "Frustration" über mangelnde Fortschritte in der Sache Luft machte. Hartmann verteidigte sich gegen Vorwürfe aus dem Rat, die Ärzte in Zerf würden nicht ausreichend um Nachwuchs werben. Er beklagte, durch das "Gerede" im Ort und die unzureichende Information der Öffentlichkeit hätten er und seine Kollegen einen "Imageverlust" erlitten.
Hartmann erklärte zudem, dass sich im Hinblick auf die angestrebte Einrichtung eines Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) mit angestellten Ärzten in dem neuen Ärztehaus "unangenehme neue Fakten" ergeben hätten: Beim Frühjahrsempfang des Kreiskrankenhauses in Saarburg, welches als Träger für das MVZ favorisiert wird, habe ihm der Trier-Saarburger Landrat Günther Schartz erklärt, dass eine Entscheidung des Kreises nicht vor dem nächsten Jahr fallen könne. Laut Hartmann ist daher fraglich, ob die Klinik weiterhin als Träger für das MVZ infrage kommt. Er habe zwar alternativ Kontakt zum Mutterhaus in Trier aufgenommen, "aber das wird auch dauern".
Bei dem Empfang in Saarburg hatte ein Gesundheitsexperte empfohlen, das Kreiskrankenhaus neu zu positionieren und dort eine Abteilung für Altersmedizin einzurichten. Eine Reaktion darauf, dass der Kreis für den Klinikbetrieb 2015 1,3 Millionen Euro zuschießen muss (der TV berichtete).
Ärzten läuft Zeit davon


Mit Hilfe des MVZ, dessen Ärzte dann bei der Saarburger Klinik angestellt wären, will die Ortsgemeinde Zerf den medizinischen Nachwuchs aufs Land locken. Im März hatte es so ausgesehen, als rücke die Umsetzung in greifbare Nähe. Aber dann wurde das Thema MVZ-Trägerschaft doch nicht im Kreistag beraten, und es gab Spekulationen, dass der Kreis daran kein Interesse mehr habe. Kreissprecher Thomas Müller erklärt dazu auf TV-Anfrage, dass sich die Frage "in der Klärungsphase" befinde und derzeit nicht absehbar sei, wann eine Entscheidung falle.
Den Zerfer Ärzten läuft jedoch die Zeit davon. Die Entscheidung der Kollegen, die in Rente gehen wollten, werde in den nächsten Monaten fallen, sagte Hartmann. Auch er selbst brauche "eine Perspektive". Dazu gehöre "ein verlässlicher Partner" mit dessen Hilfe er ein MVZ aufbauen könnte. Wenn das Ärztehaus "eine Rolle spielen" solle, müsse es "bis Mitte 2017 fertig sein".
Ortsbürgermeister Dieter Engelhardt (SPD) gab zu, dass sich der Rat bei dem Thema "seit zwei Jahren im Kreis dreht". Das liege jedoch auch an immer neuen Voraussetzungen. Etwa an der von einer Zerfer Bürgerin zugesagten "Spende" für den Bau des Ärztehauses, die über eine Stiftung erfolgen solle. Man müsse respektieren, dass die Bürgerin nur in ein Projekt der Ortsgemeinde investieren wolle, sagte Engelhardt. Die Alternative, mit Hilfe eines privaten Investors ein Ärztehaus im ehemaligen Gasthaus Schneider einzurichten, sei damit "vom Tisch".
GfZ-Mitglied Alfred Gelz stellte fest, es gebe in der Sache noch "zu viele Unwägbarkeiten", um sie in einer Ratssitzung klären zu können.
Karsten Jung von der Freien Bürgerliste forderte daher: "Wir müssen das Ärztehaus jetzt auf den Weg bringen - und dann die offenen Punkte anhand der Planung abarbeiten."
Rainer Hansen (CDU) ergänzte den Vorschlag, dazu einen Arbeitskreis zu bilden.
Extra

Thema im Zerfer Rat war auch die bevorstehende Gebietsreform der Verbandsgemeinde Kell am See. Das Land gibt der VG noch bis 2019 Zeit, um freiwillig einen Partner für eine Fusion zu suchen. Der Zerfer Ortsbürgermeister Dieter Engelhardt (SPD) informierte den Rat, dass inzwischen erste Gespräche des Keller VG-Bürgermeisters mit den Kollegen der VG Saarburg, Hermeskeil und Ruwer stattgefunden hätten. Dabei hätten alle drei Nachbarn ihre Bereitschaft signalisiert, die VG Kell "in Gänze oder in Teilen" aufzunehmen. Nun würden Arbeitsgruppen aller vier Verwaltungen die Voraussetzungen für eine Fusion weiter ausloten (der TV berichtete am 24. Mai). Engelhardt erinnerte daran, dass Zerf 2012 "Vorreiter" bei der Befragung der Einwohner in der VG war. Dabei sei ein "eindeutiges Votum" mit mehr als 97 Prozent der Stimmen für einen Anschluss an die VG Saarburg herausgekommen. Eine erneute Bürgerbefragung, wie sie in Lampaden angestrebt wird, hielt Engelhardt deshalb für "nicht notwendig". Innerhalb einer kurzen Diskussion machte Ratsmitglied Michael Finkler (BOK) den Vorschlag, unabhängig von den Gesprächen der VG Kell selbst als Ortsgemeinde den Kontakt nach Saarburg zu suchen. Dies wurde aber von dem Ortschef und der Ratsmehrheit abgelehnt. "Wir haben unseren Bürgermeister beauftragt, Gespräche zu führen. Wir sollten ihm jetzt nicht von hinten in die Beine grätschen", erklärte Engelhardt. Er rechne damit, dass die Arbeitskreise nun zügig Ergebnisse lieferten. Man werde dem VG-Chef aber die Zerfer Wünsche für die nächsten Gespräche "nochmals an die Hand geben". cweb

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