So könnte es gewesen sein

MERTESDORF. Wenn der Verein "Forum Gaudi" zum "Mittelalterlichen Weihnachtsmarkt" einlädt, ist der Ort bei schönem Winterwetter oft zu klein. In riesigen Scharen strömten wieder die Gäste ins Ruwertal und ließen sich in die "gute alte Zeit" versetzen.

Der Markt mit mehr als 20 Ständen genießt inzwischen großes Ansehen und ist von überregionaler Bedeutung. Dies alles, obwohl kein kommerzieller Gedanke hinter der Idee steht. Ortsbürgermeister Erich Griebeler: "Die Organisation steht und fällt mit dem Vorsitzenden des Vereins ‚Forum Gaudi‘, Rudi Becker, und seiner Frau Petra." Dieses Mal konnten die Mertesdorfer mit ihren Gästen ein seltenes Jubiläum feiern. Es war der elfte Weihnachtsmarkt in der 1111 Jahre alten Geschichte des Ortes. Der rege Verein "Forum Gaudi" hatte in seinen Ankündigungen mit dem "etwas anderen Weihnachtsmarkt" nicht zuviel versprochen. Mägde und Bauern, Händler, Handwerker, Gaukler, Sänger und Musikanten von nah und fern präsentierten sich in mittelalterlichen Gewandungen. Die historische Szenerie auf dem Platz hinter dem Bürgerhaus belebten bereits zur Eröffnung ungezählte Besucher. Unter ihnen waren auch die "Obrigkeiten der umliegenden Ortschaften". Nach dem festlichen Einzug aller Aktiven begrüßte der Vorsitzende Rudi Becker auch die Gäste, die die Grenzen der Gemarkung Mertesdorf überschritten hatten: "Das Federvieh schmort bereits als Schwuppslömmes in der Pfanne, und die Fässer sind herbei gerollt, damit Ihr Euch laben könnt." Dabei sollten die prallen Geldsäcke nicht geschont werden und "reichlich Silberlinge" fließen. Mit "Salute" begrüßte Schultheiß Erich Griebeler die Bürger des Ortes sowie die Besucher. "Den elften Markt nach moderner Zeitrechnung hat Forum Gaudi deutlich erweitert", sagte er. Damit alles in geordneten Bahnen lief, verlas "Graf Georg von Veldenz", im bürgerlichen Leben heißt er Gilbert Haufs-Brusberg, die Marktordnung. Auch er forderte die Besucher auf, reichlich vom Angebot Gebrauch zu machen. "Bettler, Dirnen, Diebe und herum grölende Zecher sind allerdings vom Markt ausgeschlossen", erklärte er mit kernigen Worten. An schlichten Holzständen - so wie im Mittelalter - boten Krippenbauer, Korbmacher, Spinnerinnen und Näherinnen allerlei Nützliches feil. Naschwerk, Wegzehrungen und mittelalterliche Gerichte, auch leckerer Glühwein nach geheimen Rezepten waren besondere Gaumenfreuden. Mit Musik, Gerede und Gesang begann das Spektakel am Bürgerhaus. Für Kurzweil sorgten so "Cosmilla", die Dudelmuse, und "Ludmillus", der Barde und Minnesänger. Mit Jonglage, Gaukeleien und Musik unterhielt außerdem die Gruppe "Wanderwind". Die Weihnachtsbläser stimmten festliche Lieder an, und zwischendurch forderten die Händler immer wieder zum Kauf ihrer Erzeugnisse auf. Die Kinder der Grundschule begrüßten den heiligen Nikolaus mit Gesangsvorträgen. Als der Ruf des Nachtwächters erklang, hatten viele hundert Besucher die Gelegenheit genutzt, einen Sprung in die Vergangenheit zu wagen. Es war ihnen gelungen, die Zeit anzuhalten und den Sitten und Gebräuchen der mittelalterlichen Gesellschaft zu folgen. Über allem stand der Gedanke: "So könnte es einst gewesen sein."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort