Ayl. "Jetzt nicht entspannt unserer Solistin zuhören. Hier wird hart gearbeitet." Der Dirigent des Ayler Kirchenchores, Gottfried Sembdner, ist bei der Generalprobe des Adventskonzertes strenger als sonst. Die 42 Aktiven, darunter 29 Frauen, proben seit September Werke, die von ihrer Qualität her dem 130. Geburtstag des Chores gerecht werden.
Am Sonntag, 4. Dezember, können sich die Zuhörer um 18 Uhr auf einen großen kirchenmusikalischen Abend freuen. Der Musikverein Ayl wechselt sich unter der Leitung von Bernd Wege mit den Sängern ab. Höhepunkt wird die gemeinsame Interpretation der Vier Hirtenlieder von Jakob de Haan sein.
Die Ursprünge des Chores liegen im Dunkeln. Gesichert ist das Jahr 1881 in kirchlichen Aufzeichnungen, wonach eine mehrstimmige lateinische Messe gesungen wurde. Zwei Weltkriege musste dieser Klangkörper überstehen, und dennoch gab es immer wieder Gründe zum Feiern, nicht nur bei runden Jubiläen.
"Unter unserem damaligen Vorsitzenden Bernhard Kautenburger haben wir 1995 im Petersdom gesungen", erinnert sich die heutige Vorsitzende Kornelia Hilsamer, die den Verein seit 2002 führt. Auch die Auftritte im Trie-rer Dom sind immer wieder Höhepunkte im Vereinsleben.
Zwischen 18 und 86 Jahren sind die Aktiven alt. Eine der jüngsten ist die 19-jährige Diana Reuter. "Kirchenmusik ist gelebter Glaube", begründet sie ihr Engagement. Die Kirchenmusik hat sie sogar so sehr bewegt, dass sie mittlerweile Orgel und Chorleitung studiert. Ihre Sopranstimme ist im Konzert auch als Solo zu hören.
Im Jahre 1946 trat der heute 86-jährige Richard Rommelfangen in den Chor ein. "Das Alter spielt keine Rolle, so lange die Stimme und die Beine mitmachen", sagt der Bassist. In seiner Jugend seien an den Feiertagen viel mehr Messen gesungen worden, heute mehr einzelne Lieder, erklärt er einen Wandel, der sich über die Jahre vollzog.
Älteste Sängerin ist Anni Zimmer. Die 86-Jährige war schon mal zwischen 1939 und 1953 Chormitglied. "Wenn Frauen heirateten, mussten sie den Chor verlassen. Das war damals so üblich", erinnert sie sich an eine heute unvorstellbare Sitte. Als sie 1974 wieder im Chor sang, war das kein Thema mehr.
Natürlich plagen den Ayler Kirchenchor, wie viele andere auch, Nachwuchssorgen. Chorleiter Sembdner konnte das Konzertprogramm zwar gut umsetzen, aber: "Es wäre schön, wenn sich mehr jüngere Stimmen finden würden." Vor allem singende Männer würden gebraucht.
Vorsitzende Hilsamer wirbt unermüdlich für ihren Chor, muss aber in Einzelgesprächen feststellen: "Viele Leute wollen sich nicht an regelmäßige Chorproben binden."
Doch ohne regelmäßiges Proben komme doch kein gutes Ergebnis zustande. Außerdem habe ein Kirchenchor immer etwas mit Kirche und Religion zu tun. Eine gewisse Überzeugung müsse bei Aktiven in einem Kirchenchor schon da sein.
"Dafür gibt uns die Kirchenmusik etwas, was uns andere Musik nicht gibt", schwärmt die Vorsitzende. Was das ist, das können die Zuhörer am Sonntagabend um 18 Uhr in der Pfarrkirche herausfinden. doth
Extra

Der Engel des Herrn, Volksweise aus Südmären; Veni, veni Emanuel, Zoltan Kodaly (1882- 1967); Grußworte von Prälat Maximilian Hommens und Pastor Peter Leick; Largo, Musikverein Ayl, Antonin Dvorak (1841- 1904); Laudate Dominum, Wolfgang Amadeus Mozart (1756- 1791), Solo: Sonja Schäfer; Amen, Musikverein Ayl, Pavel Stanek (geboren 1917); Es blühen drei Rosen auf einem Zweig, Volkslied aus Schlesien, Solist: Hermann Könen; Schafe können sicher weiden, Johann Sebastian Bach (1685- 1750), Solistin: Diana Reuter; Christmas Joy, Musikverein Ayl, Jan de Haan (geboren 1951); Ave Maria, Pierre- Louis Dietsch (1808- 1865), Solist: Hermann Könen, Grußwort Ortsbürgermeister Siegfried Büdinger; Der Stern zu Bethlehem, John Rutter (geboren 1945); Dankesworte Vorsitzende Kornelia Hilsamer; Vier Hirtenlieder, Jakob de Haan (geboren 1959), Kirchenchor zusammen mit dem Musikverein. doth