Spektakuläre Aussicht auf das Saartal

Kastel-Staadt · Ein Großteil der antiken Spielstätte in Kastel-Staadt ist wieder zu sehen. Bauarbeiter und Denkmalschützer kümmern sich nun um die Konservierung der alten Steine. Bald soll die Anlage für Besucher zugänglich sein.

Kastel-Staadt. Behutsam muss Andreas Bechtold mit einer Spitzhacke die Erde von den schweren Steinquadern kratzen. In Reichweite liegt ein Besen, mit dem er die die letzte Staubschicht von den alten Blöcken fegt. In den vergangenen Tagen haben sich er und seine Kollegen vom Saarburger Bauunternehmen Clemens zentimeterweise vorgearbeitet. Als nächstes legen sie die Reste einer alten Rückwand frei.
Teile des alten Römertheaters in Kastel-Staadt waren bereits vor sechs Jahren entdeckt und ausgegraben worden. Weil das Geld für Konservierung und Sicherung der Grabungsstelle fehlte, wurden die Fragmente des Römerbaus wieder unter Erde begraben. Nun ist ein Großteil erneut sichtbar.
Noch Anfang August wucherten Büsche in der Mulde unterhalb des Parkplatzes nahe der Klause Kastel. Dann rückte schweres Gerät an. Die Grasnarbe wurde abgetragen, und Bäume wurden gefällt. Inzwischen ist auch eine Schneise in den dicht mit Bäumen bewachsenen Steilhang hinter dem Theater geschlagen. Und so ist bereits heute der Blick frei auf das spektakuläre Panorama des Saartals.
Vom Römertheater gibt es nur Fragmente. Ganze Sitzreihen, wie etwa im luxemburgischen Dalheim, wo ein ähnlicher Bau steht, sind in Kastel nicht erhalten. "Wir legen einen Teil im Bereich der Bühne frei", sagt Hans Nortmann, Leiter der archäologischen Denkmalpflege im Rheinisches Landesmuseum Trier. Außer der Rückwand, einem Teil der Bühne und zwei Anfangstücken von Zuschauerrängen hat kaum etwas überdauert. Wie viele Römerbauten wurde auch das Theater in Kastel in der Vergangenheit als Steinbruch genutzt. Und aus Kostengründen werden die Denkmalschützer nicht alles ausgraben, was erhalten ist.
Teile der Bühne und die Ansätze der Ränge ergeben ein etwa 20 Quadratmeter großes archäologisches Fenster. Zu sehen ist auch eine Entwässerungsleitung. Das Halbrund des Theaters wird von einer Rückwand abgeschlossen, welche die Bauarbeiter nun ebenfalls freilegen. Ursprünglich war sie bis zu zwölf Meter hoch. Die Mauer lässt auch Rückschlüsse auf die Größe der Anlage zu: Es sind mehr als 60 Meter im Durchmesser. Gebaut um 200 n. Chr. war das Theater Teil eines großen Heiligtums, von dem weitere Reste unter dem Parkplatz schlummern. "Kastel war einst eine Art Hauptstadt der Treverer. Aus den mehr als 3000 Zuschauerplätzen im Theater kann man auch die Bedeutung des römischen Heiligtums ableiten", sagt Nortmann. Wenn die Arbeiten fertig sind, kann das Theater für kleinere Veranstaltung, etwa den Auftritt eines Chores oder einer Kapelle, genutzt werden.
Zu verdienen gibt\'s nichts


Sitzreihen aus Beton liegen bereits im Hang, um so Zuschauerränge zu rekonstruieren. Drahtkörbe mit Schotter, sogenannte Gabionen, verhindern, dass der Hang abrutscht. Ein Holzsteg soll zukünftig von der Nordseite den Zugang für Besucher ermöglichen. Eine Hecke könnte das Areal am oberen Ende der Mulde abgrenzen. Ein Geländer wird am Bühnenrand die Sicherheit gewährleisten. Sorge bereitet den Denkmalschützern die Nähe zum Steilhang. Beim Bau des Theaters hat es den so noch nicht gegeben. Erst später ist er nach Felsstürzen entstanden.
Der Ortsbürgermeister von Kastel-Staadt, Harald Lehnertz, freut sich über die neue Touristenattraktion. Er verhehlt aber nicht, dass es Streit über die Kosten gab. "Für das Image ist das gut. Aber verdienen kann die Gemeinde daran nicht", sagt Lehnertz.
Immerhin: Das Engagement des Ortes, der mit etwa 27 500 Euro beteiligt ist (siehe Extra), sei ein Türöffner beim Beantragen von Fördergeld. Lehnertz schwebt auch ein Gastronomiebetrieb nahe dem Theater vor. "Bisher sind wir in der Sache noch nicht weitergekommen", sagt Lehnertz. Nortmann äußert sich zurückhaltend: "Wir lehnen das Vorhaben nicht grundsätzlich ab. Aber das gesamte Gelände ist Grabungsschutzgebiet."Extra

Das Römertheater ist 2006 entdeckt und ausgegraben, aber wegen der Kosten einer Konservierung wieder zugeschüttet worden. Die Mulde sollte ursprünglich als Halde für Erdaushub von Baustellen dienen. Die Gesamtkosten von etwa 145 000 Euro teilen sich die Europäische Union (94 250 Euro aus Leader-Mitteln), die Kulturstiftung des Kreises (13 250 Euro), die Verbandsgemeinde Saarburg (10 000 Euro) und die Ortsgemeinde Kastel-Staadt (27 500 Euro). thie

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