Spielstätte im Grünen nimmt Gestalt an

Trassem · 16 junge Leute aus zehn Nationen bauen im Walderlebniszentrum Trassem eine ganz besondere Lern- und Kulturstätte. Drei Wochen lang werden Steine geklopft und Quader in Ringform angeordnet. Der Trierische Volksfreund fragte nach der Motivation und der künftigen Nutzung.

Trassem. Langsam senkt sich ein großer Sandsteinquader in die Position, die er im künftigen Klassenzimmer im Trassemer Walderlebniszentrum einnehmen soll. Eri Akehata aus Japan prüft die Lage des Steins mit der Wasserwaage. Erkan Orugoglu (Türkei) und Natalia Turka (Ukraine) richten den Quader aus. Projektleiter Dietmar Schwarz, beim Forstamt Saarburg zuständig für die Umweltbildung, übt sich im Fahren eines Frontladers und im Englischen, ohne das drei Wochen lang nichts geht im Workcamp der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (siehe Extra). Landschaftsgärtner Johannes Oetringer hat die fachliche Aufsicht.
16 junge Menschen aus zehn Ländern arbeiten an dem 30 000-Euro-Projekt mit, das von der Europäischen Union gefördert wird. "Das sind alles Laien, und deshalb haben sie es nicht so einfach mit diesen Arbeiten", sagt Oetringer. Vier Sandstein-Blockreihen werden im Halbrund angeordnet. Dahinter entsteht eine Trockenmauer, um das Erdreich zu sichern. Bis zu 200 Zuschauer sollen einmal Kultur und Umweltbildung rund um eine Bühne mit sieben Metern Durchmesser genießen können.
"Ich freue mich schon auf das erste Konzert und die ganz besondere Akustik des Waldes", begeistert sich Schwarz. Die Trockenmauer soll auch ein neues Zuhause für Wildtiere werden, vom Insekt bis zum Igel.
Internationale Erfahrung


Sören Schneider, ein 24-jähriger Saarburger Campteilnehmer, bringt schwitzend mit Hammer und Meißel einen Stein in die passende Form. Er ist gelernter Schreiner und eigentlich Kunststudent. "Das macht sehr viel Spaß, mit vielen Nationen zusammenzuarbeiten", findet er.
Kaori Fujiwara freut sich über neue Freunde. Auch Franziska Meyer (16) aus der Nähe von Stuttgart schätzt die internationale Erfahrung: "Das ist eine gute Übung in der englischen Sprache und in handwerklichen Fähigkeiten."
Erkan Orugoglu (20) ist auf einem Trip durch ganz Europa, um die verschiedenen Mentalitäten im Vergleich zum arabischen Raum kennenzulernen. "Jetzt entdecke ich den Westen. Das ist eine große Chance für mich", sagt er.
Natalia Turka (20) geht sogar noch weiter. Sie schwankte noch bis vor kurzem in ihrer Entscheidung, Spanisch oder Deutsch zu studieren. Doch im Workcamp wurde ihr klar: "Deutsch und Deutschland wird mit meiner Zukunft eng verbunden sein."
Die Teilnehmer arbeiten fünf Stunden pro Tag. Der Rest wird mit Besichtigungen und Kultur gefüllt. Fertig werden die internationalen Jugendlichen in drei Wochen nicht. "Wir arbeiten mit der Waldjugend weiter", sagt Schwarz. Die Fertigstellung dieses ganz besonderen Lern- und Kulturortes wünscht sich der Forstmann für das Frühjahr nächsten Jahres.
Extra

Die Grundidee der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd) mit Sitz in Bonn ist Frieden. 1948 organisierte eine Schülerinitiative aus Hannover die ersten Workcamps, die damals noch Lager hießen. Aus dieser Initiative sind ein Jahr später die Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste entstanden. Ziel ist bis heute, durch kleine internationale Gruppen Freiwilliger, die zusammen leben, arbeiten und lernen, Frieden aufzubauen und zu erhalten. Diese Grundsätze haben sich zwar dem Zeitgeist angepasst, gelten aber nach wie vor. Heute bieten die ijgd rund 120 Workcamps in Deutschland an. Die Organisation ist international vernetzt. Quelle: www.ijgd.de/ doth

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