Stadt und Kreis wollen Wirtschaft ankurbeln

Trier · Die SPD Trier hat die Gründung einer regionalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft beantragt. Landrat Günther Schartz warnt vor einer zu starken Konzentration auf Trier. Kritische Töne kommen auch von der Industrie- und Handelskammer. Im Februar will Triers Wirtschaftsdezernent Thomas Egger ein Konzept vorlegen.

Trier. Der abstrakte Begriff Wirtschaftsförderung ist im Prinzip sehr einfach zu erklären: Eine Kommune findet und entwickelt attraktive Gewerbeflächen, vermarktet sie günstig, überzeugt Unternehmen von den Vorteilen einer Ansiedlung und schafft anschließend Netzwerke sowie Standortbedingungen, von denen die angelockten Unternehmen weiterhin profitieren.

Der Antrag: "Die Verwaltung möge initiativ werden und die Gründung einer regionalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft vorbereiten." So steht es im Antrag, den die SPD im Trierer Wirtschaftsausschuss präsentiert hat. Dezernent Thomas Egger steckte den in dieser Formulierung enthaltenen Vorwurf, die Verwaltung sei wohl nicht initiativ genug, zunächst weg und zeigte auch keine Regung, als Richard Leuckefeld (Die Grünen) ihn darauf hinwies, dass Wirtschaftsförderung die vorrangige Aufgabe des Wirtschaftsdezernenten sei. Doch der Inhalt des Antrags birgt Zündstoff. Vor allem, da der Ausschuss ihn einstimmig angenommen hat.

Die Zusammenarbeit: Teil eins ist unproblematisch: Die Stadt Trier und der Landkreis Trier-Saarburg sollen sich in gemeinsamen Sitzungen ihrer Wirtschaftsausschüsse bis Februar 2012 thematisch und organisatorisch über die Möglichkeiten einer gemeinsamen Wirtschaftsförderung der Region austauschen. Landrat Günther Schartz, dessen Kreis eine eigene Wirtschaftsförderungsgesellschaft hat, bestätigt dem TV: "Ich begrüße eine engere Vernetzung von Stadt und Landkreis und habe mit Herrn Egger schon darüber gesprochen." Im Februar will Egger ein Konzept vorlegen. Dann sollte auch klar sein, was diese neue Gesellschaft kostet, wer sie finanziert und wie weit ihre Befugnisse reichen.

Das Problem: Die Schwierigkeiten beginnen im zweiten Teil des SPD-Antrags. "Die Verwaltung soll ein tragfähiges Gründungskonzept erstellen, das in einem ersten Schritt die Petrispark GmbH, das städtische Wirtschaftsförderungsamt, die Messegesellschaft und die Touristinformation Trier umfassen soll." Bis März 2012 soll dieses Konzept fertig sein.
Hier erheben sowohl Egger als auch Schartz energisch Einspruch. "Ich halte überhaupt nichts davon, diese Trierer Gesellschaften in dieser Weise in die geplante enge Zusammenarbeit einzubinden", sagt Schartz. Egger wird noch deutlicher: "Wir werden wegen dieses Antrags nicht alles, was wir bisher diskutiert und geschaffen haben, über den Haufen werfen."

Die Stadt: Triers Wirtschaftsdezernent spricht offen über Chancen und Hürden der regionalen Wirtschaftsförderung. Die Petrispark GmbH soll 2012 in die neue Trier Tourismus und Marketing GmbH (TTM) umstrukturiert werden. "Diese konzentriert sich auf ein einheitliches Veranstaltungsmanagement und die Standortvermarktung." Die Gründung einer regionalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft solle deshalb diesen auf Trier konzentrierten Bereich ausklammern.
Der Plan: Dennoch biete eine neue Gesellschaft viele Chancen. "Uns fehlt eine gemeinsame regionale Vermarktungsstrategie und Projektentwicklung", sagt Egger. Falls ein globales Unternehmen sich auf zehn Hektar ansiedeln würde, wäre es völlig egal, ob das in Wittlich, Föhren oder Trier geschieht. "Die gesamte Region würde davon profitieren."
Sowohl die Stadt als auch der Landkreis sind an Gesellschaften und Zweckverbänden beteiligt, die alle bereits Wirtschaftsförderung betreiben: die Trierer Hafengesellschaft, der Industriepark Region Trier (IRT), der Zweckverband Wirtschaftsförderung im Trierer Tal. "Eine neue Gesellschaft könnte das Personal für diese Institutionen stellen", sagt Egger. "Ich werde im Februar ein auf diesen Überlegungen basierendes Konzept vorlegen."

Die Kammer: Klare Worte findet Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer. "Sinnvoll ist eine neue regionale Wirtschaftsförderungsgesellschaft nur, wenn man alle kleinteiligen Strukturen abschafft. Das wird aber kaum passieren. Wenn Stadt und Landkreis zusammenarbeiten, reicht das erst mal." Aber: "Mit uns hat noch niemand gesprochen."Meinung

Gleiche Rechte für den Landkreis
Eine Zusammenarbeit des Landkreises Trier-Saarburg mit der Stadt Trier wird in den meisten Fällen von der Befürchtung überschattet, dass die große Stadt davon wesentlich mehr profitiert als der sie umgebende ländliche Kreis. Doch wenn es um Wirtschaftsförderung, um attraktive Standorte und effektive Flächenvermarktung geht, ist der Landkreis ein absolut gleichberechtigter Partner des Oberzentrums Trier. Die Neugründung einer regionalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft ist eine Chance für Stadt und Kreis, die Entwicklung in der Region voranzubringen. Noch ist alles offen, aber Landrat Günther Schartz und Dezernent Thomas Egger haben die Chance, wirklich etwas zu bewegen. Sie werden sich am Ergebnis messen lassen müssen. j.pistorius@volksfreund.de

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