Stadt will mit Saarburgs Unterwelt punkten

Ein vermutlich Jahrhunderte altes verschüttetes Schieferbergwerk unterhalb des Schloßbergs im Staden will Saarburgs Stadtbürgermeister Jürgen Dixius freilegen. Am 11. Februar rückt zu einer ersten Begehung ein kleines Experten-Team einer saarländischen Bergbau-Firma in Saarburg an. Über einen Kanalschacht im Staden wollen die Fachleute in die unterirdische Anlage einsteigen.

Saarburg. Den Einstieg in Saarburgs "Unterwelt" fand die Stadt bereits vor einigen Jahren - über einen Privatmann, der geheimnisvollen Spuren auf eigene Faust nachging. Malermeister Thomas Thull kaufte im September 2002 ein Haus im unteren Teil des "Schloßbergs". Nachdem er begonnen hatte, neben dem Haus eine Garage anzubauen und dabei durch eine zwei Zentimeter dicke Faserzement-Platte ein stetiges leichtes Plätschern hörte, ging er dem geheimnisvollen Geräusch nach. 15 Monate später hatte Thull gemeinsam mit fleißigen Helfern das Geheimnis freigelegt: einen 27 Meter langen Stollen, rund 2,20 Meter breit, etwa 2,40 Meter hoch und mit Wasser gefüllt (der TV berichtete). Parallel zu den Fachleuten, die sich an Ort und Stelle ein Bild von dem Fund machten und alles Notwendige dokumentierten, stieg auch Stadtbürgermeister Jürgen Dixius - im doppelten Sinne - tiefer in die Materie ein. "Dieser Stollen existiert vermutlich seit dem Mittelalter. Dort wurde bis ins 19. Jahrhundert Schiefer abgebaut", berichtet Dixius von seinen Recherchen. Das Wasser sei Grundwasser der Leuk, die ursprünglich entlang der Graf-Siegfried-Straße geflossen sei. Im Krieg zum Schutz genutzt

Aus Erzählungen älterer Saarburger wisse er, dass es auch im Staden ein unterirdisches Gangsystem gibt. "Im Krieg ist es offenkundig als Luftschutz-Bunker genutzt worden. Und in den 60er und 70er Jahren sind dort Kinder zum Spielen hinein."Im Archiv des Bergbau-Amtes in Mainz sei Dixius schließlich fündig geworden: "Karten von 1854 und 1880 weisen ein großes Gang- und Hallen-System unterm Schloßberg aus. Die Anlage hinter dem Grundstück von Thomas Thull ist als ,Heversbruch' eingezeichnet. Die, die wir freilegen möchten, als ,Schloßbergbruch'." Letztere müsse um ein Vielfaches größer sein als die bereits freigelegte. Etwa 40 Meter unter der Erde liege das Gangsystem. Den Einstieg werden die Experten einer saarländischen Bergbau-Firma über einen Kanaldeckel im Staden nehmen müssen. Zwei Hallen berge die Anlage. "Zunächst muss allerdings die Verschüttung vor dem Eingang zur ersten Halle weggeräumt werden", sagt Dixius, der sich vor einiger Zeit mit einem Feuerwehrmann in die Tiefe gewagt hat. "Wir müssen sehen, wie stabil das da unten ist, ob es nach der Verschüttung weitergeht und wir den Stollen tatsächlich freilegen können", sagt er. Erst wenn das klar sei, könne über konkrete Pläne nachgedacht werden - was Dixius keineswegs vom Ideenschmieden abhält. "Alles ist denkbar. Denn eines steht fest: Berge, Wasser und Höhlen ziehen Menschen magisch an. Besucherbergwerke sind unwahrscheinlich gefragt und würden uns bei der besonderen Lage mitten in der Stadt ganz sicher ungeahnte Touristenströme bescheren."

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