Stadtentwicklung im Galopp

Saarburg · Die Stadt will jeweils zehn Prozent ihrer Anteile an der Entwicklungsgesellschaft Saarburg an zwei Banken verkaufen. Die Stadtwerke Trier sollen mit 15 Prozent beteiligt werden. Die Verhandlungen stehen kurz vor dem Abschluss.

 Wie hier auf einem Archivbild aus der Thrasoltstraße wurden viele ehemalige Militärgebäude abgerissen. Die Koordination des Rückbaus, die Neuerschließung der Flächen und die Vermarktung liegt in Händen der Entwicklungsgesellschaft Saarburg mbH. TV-Foto: Julia Kalck

Wie hier auf einem Archivbild aus der Thrasoltstraße wurden viele ehemalige Militärgebäude abgerissen. Die Koordination des Rückbaus, die Neuerschließung der Flächen und die Vermarktung liegt in Händen der Entwicklungsgesellschaft Saarburg mbH. TV-Foto: Julia Kalck

Saarburg. Schlagartig verlor Saarburg Ende 2010 etwa ein Viertel seiner Bevölkerung. 2000 Menschen verließen die Stadt mit dem Abzug des 16. Jägerbataillons der französischen Arme. Der Bürgerschwund sollte aber das geringste Problem für die idyllische Stadt an der Saar sein. "Etwa ein Achtel des Stadtgebietes wurde plötzlich frei und nicht mehr genutzt", erinnert sich Stadtbürgermeister Jürgen Dixius. Während manche Städte wie Hermeskeil mit der Zukunft ihrer Konversionsflächen hadern und die Planungen nur langsam Konturen entwickeln, scheint Saarburgs Stadtentwicklung förmlich voranzugaloppieren. Einen nicht unerheblichen Anteil an diesem Erfolg hat die im Dezember 2011 gegründete Entwicklungsgesellschaft Saarburg mbH (EGS). Sie wurde eigens für die Erschließung und Umnutzung der ehemals französischen Gebäude und Flächen ins Leben gerufen.
Auf den ersten Blick mag nun erstaunen, dass die Stadt Saarburg - bisher hundertprozentiger Anteilseigner der mit einer Million Euro Grundkapital ausgestatteten Gesellschaft - 35 Prozent der Anteile nach einem halben Jahr wieder aus der Hand gibt. Tatsächlich war dieser Verkauf aber von Anfang an geplant. Die Verhandlungen zwischen Stadt, der Sparkasse Trier, der Volksbank Hochwald Saarburg und den Stadtwerken Trier (SWT) stehen jetzt kurz vor ihrem Abschluss.
"Die EGS ist sehr gut angelaufen. Wir haben eine Gesellschaft gegründet, weil sie wesentlich schneller und flexibler arbeiten kann, als es eine Stadt könnte. Entscheidungen gehen über viel kürzere Wege als bei einem großen Verwaltungsapparat", sagt Dixius.
Nach der Neuordnung der Cité Sud würden die Aufgaben zunehmend komplexer: "Mit den neuen Anteilseignern - Sparkasse und Volksbank werden zehn Prozent besitzen, die Stadtwerke fünfzehn - haben wir erfahrene Partner, die dabei hilfreich sein können, die Konversionsflächen in die Struktur Saarburgs einzubeziehen", erklärt Dixius. Derzeit ist geplant, die Stadtwerke mit 200 000 Euro, die zwei Banken mit jeweils 150 000 zu beteiligen. Die Verhandlungen mit den gewünschten Anteilseignern laufen bereits in der Endphase.
Banken an Bord


Für die genossenschaftliche Volksbank sei es die erste Beteiligung an einer Entwicklungsgesellschaft, erklärt der Volksbankpressesprecher Alfons Jochem. Die Genossenschaft habe ein großes Interesse an der strukturellen Entwicklung der Stadt und wolle sich so miteinbringen. Die Bank stehe hinter dem Konzept der EGS, das wirtschaftlich sinnvoll und gut konzipiert sei, erläutert Jochem. Ins operative Geschäft werde sie sich aber nur beratend einbringen.
Auch die Verträge mit der Stadtsparkasse könnten bald unterzeichnet werden. Berichtet die Volksbank freigiebig, so gibt sich die Sparkasse zugeknöpft. "Endgültige Beschlüsse wurden noch nicht getroffen, erst dann können wir uns detailliert äußern", teilt Günter Passek, Direktor der Sparkasse Trier mit.
Dass die Anteilseigner außer als Geldgeber vor allem als fachlich erfahrener Partner erwünscht sind und sich nur bedingt in die eigentliche Arbeit einbringen werden, steht fest. "Es ist nicht beabsichtigt, die Entwicklungsgesellschaft weiter auszubauen. Der schlanke Apparat soll beibehalten werden", betont Dixius. Als halbe Stelle ist die Geschäftsführung mit Monika Heimes besetzt. Sie lenkt alle Geschicke.
Allein mit den Stadtwerken habe man einen Anteilseigner mit einer hohen Kompetenz im Bereich Energieversorgung. Banken als Partner wären prinzipiell bei jedem Gespräch um Kredite sicher von Vorteil, erklärt Dixius die Beweggründe. Als Energiespezialist sollen die SWT das größte Anteilspaket übernehmen. "Wir versorgen die Stadt Saarburg und ihre Bürger zuverlässig und sicher mit Erdgas. Im Rahmen der Zusammenarbeit innerhalb der EGS möchten wir weitere Synergien für beide Partner heben, insbesondere in Sachen leitungsgebundene Infrastruktur. Dixius setzt auf das Know-how der zukünftigen Partner. "Gerade bei der Erschließung des ehemaligen Kasernengeländes wird diese Kompetenz für uns noch interessant."

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