Stadtrat stimmt gegen Sammeltaxi für Roscheid

Konz · Konz-Roscheid wird abends wieder vom öffentlichen Nahverkehr abgekoppelt. Wegen zu geringer Nachfrage stellt der Konzer Stadtrat das Anrufsammeltaxi ein. Auch die Buslinie zum Schulzentrum wird wieder eingestellt.

 Das Anrufsammeltaxi von Roscheid in die Konzer Innenstadt wird eingestellt. Die Schulbusverbindung zur Grundschule St. Johann wird verbessert, die zum Schulzentrum abgeschafft. TV-Foto: Portaflug Föhren

Das Anrufsammeltaxi von Roscheid in die Konzer Innenstadt wird eingestellt. Die Schulbusverbindung zur Grundschule St. Johann wird verbessert, die zum Schulzentrum abgeschafft. TV-Foto: Portaflug Föhren

Konz. Das Abstimmungsverhalten im Konzer Stadtrat am Dienstagabend war anders als sonst. Als es um die Zukunft des Anrufsammeltaxis (AST) ging, schnellte der Arm des Konzer Bürgermeisters Karl-Heinz Frieden (CDU) gemeinsam mit den Händen der SPD- und Grünen-Ratsmitglieder nach oben.
Die Bilanz mit 157 AST-Fahrten seit Mitte Dezember 2010 sei enttäuschend (siehe Extra zu Nutzerzahlen), stimmten alle Fraktionen überein. Trotzdem wollten die Verwaltung, die SPD und die Grünen dem Nahverkehrsangebot, mit dem die Roscheider an Wochenenden und abends in die Innenstadt kommen können, ein Jahr Bewährungsfrist geben. Seit Dezember 2010 sei zu wenig Zeit verstrichen, meinte Frieden. Deshalb wolle er dem Angebot noch eine weitere Chance geben. Die Mehrheit aus CDU, FWG und FDP stimmte dagegen. Das AST wird Mitte Dezember nach einem Jahr wieder abgeschafft.
"Der Versuch war nicht erfolgreich", begründete CDU-Fraktionssprecher Bernd Henter die ablehnende Haltung. Es lohne nicht, solch ein Angebot für die in der Verwaltungsvorlage genannten sechs Familien und Einzelpersonen aufrechtzuerhalten, die es genutzt hätten. "26 Euro Steuergeld für eine Fahrt von Roscheid nach Konz-Mitte, können wir uns das leisten?", fragte FWG-Fraktionsvorsitzender Hermann-Josef Momper, bevor die FWG gegen die Verlängerung stimmte. Noch drastischer drückte FDP-Urgestein Franz Görtz es aus: "Wir haben die Sache von Anfang an als totgeborenes Kind betrachtet." Am Anfang war das Sammeltaxi wegen des Engagements der Bürger ins Leben gerufen worden. 500 Roscheider hatten sich mit ihren Unterschriften dafür eingesetzt. Im Januar 2010 sprachen sich außerdem 120 Bürger bei einer Versammlung in Roscheid für die bessere Anbindung ihres Stadtteils an den öffentlichen Nahverkehr aus.
Das Ergebnis: Die Stadtverwaltung rief in Zusammenarbeit mit dem Landesbetrieb Mobilität das vom Land geförderte AST ins Leben. Dabei handelte es sich um ein vom Land zu 50 Prozent gefördertes Nahverkehrsangebot. Das Prinzip: Auf Anruf kommt der Kleinbus einer Taxigesellschaft aus Trier zu festen Zeiten an eine Bushaltestelle in Roscheid und bringt die Leute von dort zu den Konzer Bahnhöfen oder in die Innenstadt. Ein Konzer Unternehmen hatte sich nicht gemeldet.
Bei der gleichen Versammlung machten sich die Roscheider stark für eine direkte Schulbusverbindung aus dem Höhenstadtteil zum Schulzentrum. In der Ratssitzung am Dienstag kündigte Frieden an, dass am 11. Dezember, wenn der Winterfahrplan in Kraft tritt, auch dieses Angebot werde wieder abgeschafft werde. Laut Joachim Huber, Niederlassungsleiter der Rhein-Mosel-Verkehrsgesellschaft (RMV) in Trier, hat das Angebot seit August nur noch sechs Abonnenten, die monatlich 40 Euro zahlen - zu wenig, um die Linie zu erhalten. Die mehr als 200 Roscheider Schüler im Schulzentrum gingen lieber zu Fuß, sagt Huber.
Er betont: "Die RMV spart kein Geld." Die Situation für die Schüler von der Obermosel verbessere sich sogar. Es werde ein zusätzlicher Bus vom Bahnhof Konz-Mitte aus zum Gymnasium und zur Realschule plus fahren. Auch die Roscheider Grundschüler, die zur St.-Johann-Grundschule gingen, seien dann besser versorgt. Ihre Linie führe ab dem 11. Dezember direkt nach Karthaus. cmkMeinung

Betroffene Bürger sind gefragt
Der Stadtrat hat das Anrufsammeltaxi für den Höhenstadtteil wieder abgeschafft, weil fast keiner das Angebot nutzen wollte. Es handelt sich nicht um eine Entscheidung von oben, denn der Volkswille in Form der Nutzerzahlen wurde berücksichtigt. Das ist enttäuschend, da waren sich auch alle Fraktionen im Stadtrat einig. Nicht einig waren sie sich darüber, ob das Projekt noch eine Chance verdient hätte. Die Mehrheit sagt Nein! Und hat recht damit. Das System Sammeltaxi ist aufwendig und kompliziert. Deshalb wird es nicht angenommen. Das heißt aber nicht, dass die Diskussion um den Nahverkehr für Roscheid beendet ist. Jetzt sind erst recht neue Ideen - und vor allem der Einsatz der betroffenen Bürger - gefragt! c.kremer@volksfreund.deExtra

Nutzerzahlen: Im Dezember 2010 an, gab es nur drei Fahrten. Danach war die Tendenz leicht steigend. Im Januar 2011 waren es 17, im Februar zehn und danach etwa 16 pro Monat. Im August 2011 verzeichnet die Stadt Konz den Spitzenwert von 29 Fahrten, im September 21, so dass insgesamt 157 Fahrten in neuneinhalb Monaten zusammenkommen. Kostenpunkt: Statt der eingeplanten 50 000 Euro, die der Landesbetrieb Mobilität zu 50 Prozent fördern wollte, wurden für das Projekt etwa 4000 Euro ausgegeben. cmk

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