Stadtteil Beurig im Visier der Stadtplaner

Die Franzosen hinterlassen in Saarburg nicht nur eine ideelle Lücke, sondern auch viel Grund und Boden. Die Bewältigung der Konversion, also der zivilen Umnutzung dieses Grund und Bodens, ist nur eine Herausforderung, der sich die Stadt stellen muss. Das Stadtentwicklungskonzept legt künftige Handlungsschwerpunkte fest.

Saarburg. Konversion, demografischer Wandel, Verkehr: Es kommen große Aufgaben auf die Stadt Saarburg zu. Um diese zu meistern, hat die Stadt im Jahr 2009 ein Stadtentwicklungskonzept in Auftrag gegeben (siehe Extra). Es definiert Handlungsschwerpunkte für 20 Jahre.

Am Mittwochabend wurde das Konzept im Rahmen einer Stadtratssitzung in der Stadthalle der Öffentlichkeit vorgestellt. Rund 100 Saarburger nutzten die Gelegenheit, sich darüber zu informieren, wo ihre Heimat in den kommenden Jahren hinsteuern will - und muss.

Die Ausgangslage: "Saarburg ist eine Stadt im Umbruch", sagte Oliver Knebel vom Büro Firu aus Koblenz, das das Konzept erstellt.

Zum einen kommen auf die Stadt neue Aufgaben durch die Konversion zu. Zum anderen manifestiere sich der Umbruch auch in anderen Entwicklungen - beispielsweise in der Verlagerung der Einzelhandelsfläche durch das neue Einkaufszentrum in der Friedensaue.

Die bisherige Entwicklung: Bevor gesagt werden kann, wo es hingeht, muss zunächst einmal klar sein, wo es hakt.

Die Stadtplaner haben daher eine Stärken- und Schwächenanalyse erstellt. Außerdem haben Saarburer Bürger in einem Workshop im April vergangenen Jahres bei diesem Thema mitgeredet (der TV berichtete).

Das Ergebnis: Stärken liegen unter anderem in der Geschichte der Stadt und der landschaftlichen Attraktivität, Schwächen zeigten sich klar durch eine räumliche Zäsur der Stadt durch die Bahn sowie bei den Stadteingängen, dem Bahnhofsumfeld und der Belastung durch den Verkehr. "Diese Ergebnisse ähnelten unseren Untersuchungen stark", sagte Knebel.

Die Ziele: Es geht in der Stadtentwicklung darum, das Profil der Stadt weiterzuentwickeln, ihre touristische Attraktivität und ihren Status als Bildungs- und Gesundheitsstandort zu stärken und Saarburg seine Funktion als Mittelzentrum zu sichern. Konkret heißt das: Die beiden Seiten Saarburgs müssen stärker miteinander verknüpft, die Konversionflächen sinnvoll weitergenutzt werden. Auch der Verkehr soll stärker geordnet werden.

Die Prioritäten: Aus diesen übergeordneten Zielen und den Schwächen ergeben sich drei grobe Handlungsschwerpunkte: die Konversionsflächen, Beurig und der Bereich Innenstadt/Leuktal. Letzterer wird von den Stadtplanern zunächst nur als zu beobachtender Bereich angesehen - dort wird sich im Zuge der Neueröffnung des Einkaufszentrums in den kommenden Jahren einiges tun.

Priorität haben Beurig und die Militärflächen - und zwar folgende Projekte: die Konversion der französischen Grundschule, der Cité Sud und der Cité Nord, die Neugestaltung des Bahnhofes und des Umfeldes sowie die Konversion der Kaserne. Zwei Projekte laufen bereits: Auf dem Gelände der Grundschule entstehen Kita und Stadtteilzentrum. In der Cité Sud sind die ersten Bagger schon da, um das Neubaugebiet zu erschließen.

Um für den Bahnhof noch in diesem Jahr in die Planung einzusteigen, stehen bereits 50 000 Euro im städtischen Haushalt.

Konkrete Pläne für die Kaserne gibt es noch nicht. Sie bis zu ihrer Neugestaltung zwischenzunutzen - etwa für Künstlerateliers, wie es aus Reihen des Publikums angetragen wurde - ist laut Stadtbürgermeister Jürgen Dixius nicht möglich.

"Die Kaserne gehört der Stadt noch nicht, sondern dem Bund. Die Mieten wären sehr hoch." Es wären zudem erhebliche Infrastrukturmaßnahmen notwendig, weil es beispielsweise nur eine Heizungsanlage für alle Häuser gebe. "Wenn wir dann ein Haus heizen würden, würden wir die gesamte Kaserne mitheizen."

Die Kosten: Die Planer vom Büro Firu haben die Kosten für die Stadtentwicklung bisher nur grob geschätzt - auf rund 35 Millionen Euro. "Das muss die Stadt aber nicht alleine zahlen", sagte Dixius. Darin enthalten sind mögliche Fördermitteln und Beteiligungen von privaten Investoren. Zudem gibt es Projekte, die sich refinanzieren sollen - wie etwa das Neubaugebiet Cité Sud durch Grundstücksverkäufe.

EXTRA

STADTENTWICKLUNG



Warum überhaupt ein Stadtentwicklungskonzept? "Wir wollen jetzt sagen, wo Schwerpunkte der zukünftigen Stadtentwicklung sind", sagte Stadtbürgermeister Jürgen Dixius. Ein Stadtentwicklungskonzept legt diese Schwerpunkte fest. Formal bedeutet das, dass im Rahmen dieses Konzeptes Bereiche der Stadt als Stadtumbau- und Sanierungsgebiete abgegrenzt werden. Erst das macht es möglich, für Maßnahmen Fördergeld vom Land zu bekommen. In der Sitzung hat der Stadtrat einstimmig beschlossen, den Großteil von Beurig als Stadtumbaugebiet zu definieren. Dort liegen neben den Konversionsflächen Cité Sud, Cité Nord und französische Grundschule auch das Bahnhofsumfeld. Laufende Projekte werden schon gefördert. Gerade hat das Innenministerium weitere 400 000 Euro für das Stadtteilzentrum bewilligt. Das Konzept wird in etwa zwei Wochen bei der Verwaltung und auf www.saarburg.de einsehbar sein. jka

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