Stätte gegen das Vergessen

HINZERT-PÖLERT. Spatenstich an einer "Stätte der Unmenschlichkeit": Am ehemaligen SS-Sonderlager/KZ Hinzert haben am Samstag die Bauarbeiten für ein drei Millionen Euro teures Dokumentations- und Begegnungszentrum begonnen.

Für viele ist es ein schwerer Gang, verbunden mit Erinnerungen an eine Zeit der Demütigungen, Qualen und Misshandlungen: Jedes Jahr treffen sich die früheren Häftlinge mit ihren Familien und Angehörigen der Opfer, um derer zu gedenken, die zwischen 1939 und 1945 im Sonderlager Hinzert ihr Leben verloren haben. Mindestens 321 Menschen wurden dort von den Nazis ermordet. Insgesamt mehr als 13 000 Kriegsgefangene und Widerstandskämpfer waren in diesen sechs Jahren im Hochwald inhaftiert. Sie kamen aus vielen europäischen Ländern, auch aus Deutschland und vor allem aus Luxemburg. Gerade für die Menschen aus dem Großherzogtum ist Hinzert eine wichtige Gedenkstätte, die an den Widerstand gegen die Nazis im Ländle erinnert. Was aber trotz Ehrenfriedhof, einer Kapelle, dem Mahnmal und einigen Informationstafeln bislang fehlt, ist ein Gebäude für Treffen der früheren Häftlinge sowie der Platz für eine Ausstellung, die die Geschichte des Lagers und die Schrecken des damaligen Alltags sichtbar und fassbar machen könnte. "Dieser Tag wird in unserem Land von besonderem Gewicht sein", stellte Pierre Pixius, Vorsitzender der luxemburgischen Amical d' Hinzert, die Bedeutung eines Ereignisses heraus, das die diesjährige Erinnerungsfeier mit mehr als 100 Teilnehmern prägte. Am Ort der Verbrechen begann am Samstag symbolisch der Bau eines drei Millionen Euro teuren Dokumentationszentrums. Die Kosten für dieses Projekt tragen je zur Hälfte der Bund und das Land Rheinland-Pfalz. "Die Menschen, die hier gelitten haben, dürfen nicht vergessen werden. Diese Aufgabe haben wir für die Opfer und ihre Familien zu erfüllen", betonte der Direktor der Landeszentrale für politische Bildung, Hans-Georg Meyer. Kernstück in dem von einem Saarbrücker Architekturbüro geplanten, rund 340 Quadratmeter großen Gebäude aus Corten-Stahl ist eine Dauerausstellung, die mit Fotos, Dokumenten, Zeitzeugen-Berichten und Multimedia-Animationen den Besuchern einen Eindruck vermitteln soll, was sich im KZ Hinzert abgespielt hat. "Aber nicht nur die Opfer, auch die Täter müssen zu sehen sein und dürfen nicht in der Anonymität verschwinden", machte Meyer deutlich. Sichtbare Reste des Lagers gibt es zwar nicht mehr, doch in jene Richtung, in der früher die Häftlingsbaracken standen, soll sich im neuen Dokumentationszentrum eine große Fensterfront öffnen - und auf das Glas wird dann ein historisches Foto projiziert. Ganz im Zeichen der Bildungsarbeit und Völkerverständigung soll in Hinzert auch eine Begegnungsstätte für Jugendliche aus ganz Europa entstehen. Dazu dienen Seminar- und Veranstaltungsräume. Wissenschaftsminister Jürgen Zöllner betonte das "Engagement gegen das Vergessen" im Land und verwies auf die im Mai eröffnete Dauerausstellung im früheren KZ im rheinhessischen Osthofen. "Im September 2005, 60 Jahre nach der Befreiung, soll auch das Dokumentationszentrum in Hinzert fertig sein", kündigte er an. Es falle ihm angesichts der schrecklichen Geschichte des Lagers zwar schwer, "aber dennoch freue ich mich, dass das Hinzert-Haus endlich gebaut wird", sagte Hans-Georg Meyer stellvertretend für viele Anwesende. "Es hat lange gedauert. Für viele, die hier gelitten haben, leider zu lange", ergänzte er.

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