Standortsuche für neue Windräder geht weiter

Kell am See · Die Verbandsgemeinde Kell am See will in Eigenregie Windräder betreiben, ist dafür aber auf die Zusammenarbeit mit einem Partner aus der Branche angewiesen. Vier Firmen stehen zur Auswahl. Sie haben sich jetzt im Arbeitskreis Windkraft vorgestellt. Dort wurde zudem deutlich, dass es erst im April 2012 mehr Klarheit über die künftigen Standorte gibt.

Kell am See. Mit wem kommt die Verbandsgemeinde Kell am See in Sachen Windkraft ins Geschäft? Diese Frage ist noch nicht beantwortet. Doch die ersten "Vorstellungsgespräche" hat der Arbeitskreis der VG schon geführt. In seiner jüngsten Sitzung kamen nacheinander die Vertreter der Stadtwerke Trier (SWT) und der Firmen Jade (Niedersachsen), Weag (Neumagen-Dhron) sowie Juwi (Wörrstadt/Rheinhessen) an die Reihe.
Alle vier Unternehmen betonten, dass aus ihrer Sicht im VG-Gebiet hervorragende Bedingungen für die Erzeugung von Windenergie herrschen. Sie verwiesen zudem alle darauf, dass sie sich bereits in der Region engagieren. So betreibt Weag den bisher einzigen Windpark in der VG Kell - am Dreikopf bei Lampaden. Die SWT betreiben drei Anlagen bei Reinsfeld, Juwi die Energielandschaft Morbach, und Jade plant zurzeit die Errichtung eines weiteren Windparks im Bereich Osburg.
Alle Firmen betonten, dass sie der möglichen Gründung einer gemeinsamen Betreibergesellschaft mit der VG Kell offen gegenüberstehen. Eine Aussage, wer dann wie viel Prozent der Geschäftsanteile halten soll, lieferte jedoch keine der vier Firmen. Dafür sei es noch zu früh, weil das erst in den weiteren Vertragsverhandlungen besprochen werden kann. Auch die Höhe der Pachtzahlungen wurde nicht erörtert. Alle Firmen betonten, dass es durchaus möglich ist, dass sich Bürger am Betrieb eines Windrads beteiligen können und dafür eine Genossenschaft gegründet wird.
Wie Bürgermeister Werner Angsten (CDU) anschließend im TV-Gespräch sagte, wird erst im Lauf des ersten Quartals 2012 eine Auswahl unter den vier Firmen getroffen.
Windräder am Teufelskopf?


Dittmar Lauer (CDU) betonte noch einmal, dass die VG die neuen Windräder selbst betreiben will und dafür bei den Werken eine Abteilung Energiewirtschaft eingerichtet werden soll. "Wir brauchen dafür aber einen kompetenten Partner und müssen schauen, wie viele Räder wir uns finanziell leisten können." So erfordert allein eine 3,2 Megawatt-Anlage eine Investition von rund fünf Millionen Euro. Ohne Bankkredite geht es also nicht. Bei der Finanzierung ist es aber beispielsweise auch denkbar, dass ein Windkraftunternehmen einen Teil der künftig zu erwartenden Erträge bereits vorab an die VG zahlt. Auf diese Möglichkeit wies Jade-Mann Amolak Sound hin.
"Wir wissen jetzt zumindest, was auf uns zukommt und welche Summen wir stemmen müssen", sagte Edmund Schmitt (FWG). Eine Diskussion über die künftigen Standorte der Räder - vermutlich wird es auf zwei bis drei geeignete Flächen hinauslaufen - vermied der Arbeitskreis bewusst.
Allerdings stellte Manfred Rauber (SPD) zufrieden fest, "dass wir uns in einer wichtigen Erkenntnis weitgehend einig sind". Kurz zuvor hatte Lauer nämlich folgendes betont: "Wenn wir als VG möglichst viel Gewinn machen wollen, dann müssen wir damit einverstanden sein, die Räder dort hinzustellen, wo die Windhäufigkeit am höchsten ist."
Das ist insbesondere am Teufelskopf der Fall, wo Rauber als Ortsbürgermeister von Waldweiler vehement für den Bau eines Windparks eintritt (der TV berichtete mehrfach).
Mehr Klarheit über die künftigen Windkraftstandorte wird es aber erst im April 2012 geben. Erst dann liegen die Fachgutachten vor, die Aussagen darüber treffen, gegen welche infrage kommenden Flächen es aus Sicht des Artenschutzes und wegen negativer Auswirkungen auf das Landschaftsbild Bedenken gibt. Bisher hat das von der VG beauftragte Büro BGH Plan in einem Vorentwurf sechs potenzielle Standorte benannt (siehe Extra).

Extra

Für die künftige Windkrafterzeugung in der VG Kell steht unter anderem die Ausweitung des Parks im Bereich Dreikopf (Lampaden) zur Debatte. Die weiteren vom Büro BGH Plan vorgeschlagenen Gebiete befinden sich westlich von Baldringen und Hentern, östlich von Greimerath, zwischen Mandern und Zerf, südlich von Waldweiler am Teufelskopf und nördlich von Schillingen. Darüber hinaus pocht die Ortsgemeinde Zerf weiter auf die Flächen an der L 142 nahe des Hirschfelderhofs. Sie hat deswegen bereits Gespräche mit der Firma Jade geführt, die dort die Errichtung von bis zu 14 Anlagen für möglich hält. Für die Ausweisung von neuen Windkraftstandorten muss der VG-Rat den Flächennutzungsplan ändern. Selbst wenn dieses Gremium sich auf bestimmte Standorte einigt, gibt es noch zwei Klippen. Laut Gesetz muss auch die Mehrzahl der Ortsgemeinden - im Fall der VG Kell sind das sieben Dörfer - dem Beschluss zustimmen. Damit nicht genug: In den Ortsgemeinden müssen auch zwei Drittel der VG-Bevölkerung leben. Die VG Kell hat rund 9650 Einwohner. Theoretisch könnten also allein die Ortsgemeinden Kell (1920 Einwohner) und Zerf (1550) den Beschluss des VG-Rats kippen. ax

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