Stange des Anstoßes

HERMESKEIL/ABTEI. (ax) Klaus Collet aus Abtei ärgert sich über die Stadt. Der Grund: In der schmalen Straße "Im Wiesengrund" steht seit kurzem ein rot-weißer Poller. Wegen der Absperrung muss Collet jetzt auf einen steilen Teerweg ausweichen, wenn er mit dem Planwagen von seinem Hof losfahren will.

"Der Poller soll nicht weg. Es wäre vernünftig, wenn die Stadt mir einen Schlüssel geben würde," sagt KLaus Collet. Doch bislang wartet er vergeblich auf dieses Einlenken des städtischen Bauausschusses. Bereits im Sommer 2004 war dem Abteier zu Ohren gekommen, dass die Stadt "Im Wiesengrund" einen Poller aufstellen wollte. "Die Straße sollte schon länger gesperrt werden. Solange dort aber neue Häuser gebaut wurden, haben wir sie offen gelassen", sagt der erste Beigeordnete Klaus Heil.Collet wies jedoch schon damals darauf hin, dass "eine Absperrung für mich erhebliche Schwierigkeiten und Umwege mit sich bringen würde". Er fahre nicht nur seit 30 Jahren über diesen Weg, um das daran angrenzende Land hinter seinem Hof zu bewirtschaften. Der Pferdehalter führte noch ein weiteres Argument an. Collet bietet auch Kutsch- und Planwagenfahrten an. "Wenn sie angespannt werden, braucht es eine gewisse Anlaufzeit, um die Pferde zu beruhigen. Deshalb will ich mit ihnen nicht sofort durchs Dorf und den Verkehr fahren", sagt Collet. Sein Anliegen wurde jedoch nicht erhört: Seit Mitte Dezember steht die rot-weiße Stange - und einen Schlüssel rückt die Stadt nicht raus. "Eine Begründung, warum meine Anfrage im Bauauschuss abgelehnt wurde, habe ich nicht bekommen." Für Heil ist die Sachlage jedoch klar: "Wenn wir einem Anwohner einen Schlüssel geben, dann wollen alle einen. Außerdem hat der Mann mehrere Möglichkeiten, von seinem Hof wegzukommen." Collet sieht das jedoch anders: "Ich halte es für Tierquälerei, dass die Pferde jetzt mit kalten Gelenken einen steilen Weg hochlaufen müssen, wenn sie den Planwagen ziehen." Eines seiner Pferde würde deshalb schon lahmen, sagt der 60-Jährige. Dabei hatte Collet geplant, seine Aktivitäten auszuweiten, wenn er in Rente geht. Die Stadt würde darauf verzichten, dass man in Hermeskeil in eine touristische Marktnische stößt, kritisiert der 60-Jährige. Denn unter anderem habe er Gespräche mit dem Reiterhof St. Georg in Niederwörresbach (Landkreis Birkenfeld) geführt. Der bietet seit Jahren die "Hunsrück-Safari" an, bei der Menschen mehrere Tage mit dem Planwagen durch die Region fahren. "Meine Idee war, in Hermeskeil einen Rastplatz für diese Tour einzurichten. Durch die Streiche der Stadt wird es damit aber wohl nichts", wettert Collet. Dabei hatte der "Safari-Anbieter" durchaus Interesse. Indes: "Das Thema hat sich für uns im Prinzip erledigt", sagt Renate Sichert vom Reiterhof St. Georg . Man habe die Gegebenheiten vor Ort besichtigt und festgestellt, dass "die Teerstraße viel zu steil ist. Außerdem ist sie wegen der Kanaldeckel zu rutschig für die Pferde", heißt es in der schriftliche Absage. Von einem solchen Schreiben sei ihm nichts bekannt gewesen, sagt Heil dem TV . "Wenn aber eine touristische Nutzung mit Hand und Fuß hier stattfinden soll, dann würden wir das noch mal beraten", signalisiert er eine gewisse Gesprächsbereitschaft. Für den Reiterhof St. Georg steht fest: Zunächst müsse die Stadt den ersten Zug machen. "So lange Herr Collet keinen Schlüssel hat und es gleich am Anfang scheitern würde, brauchen wir nicht über ein Engagement in Hermeskeil nachzudenken", sagt Sichert.

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