"Stanzen" statt schneiden

HERMESKEIL. Für Marco Eisenband stand früh fest, dass er Chirurg werden will. Heute setzt sich der Spross einer saarländischen Arztfamilie in Hermeskeil als Chirurgie-Chefarzt für alternative Operations-Methoden ein.

Kleine "Löcher" laufen derzeit im Hermeskeiler St.-Josef-Krankenhaus großen Bauchschnitten den Rang ab. Mit dem neuen Chefarzt der Chirurgie, Dr. Marco Eisenbrand, etabliert sich dort eine Operations-Methode, die schonender als bisherige ist. Noch vor wenigen Jahren war die Entfernung eines Stückes aus dem Darm ohne einen Bauchschnitt undenkbar. Mittlerweile hat es sich jedoch bewährt, mit mehreren kleinen "gestanzten Löchern" im Bauch unter Kamerasicht zu operieren. Im Fachjargon nennt sich dieses endoskopische Verfahren, auch "Schlüsselloch"-Chirurgie genannt, "minimal-invasive Hemicolectomie".Patient kann früher nach Hause

Chirurg Eisenbrand wagte den ersten Eingriff dieser Art Ende der 90er-Jahre. Es gebe die Methode aber seit etwa zehn Jahren, wenn auch bisher nur genehmigt für gutartige Erkrankungen wie Entzündungen oder Polypen. In einigen Zentren werde sie aber auch bereits bei bösartigen Erkrankungen angewandt. Ein Vorteil gegenüber großen Gewebeschnitten sei: Der Patient könne nach einer Woche, statt zuvor zweien, nach Hause. Außerdem sei die Verletzungsgefahr im Bauch geringer und auch der Schmerz. Da die Methode schonender sei und die Darmbeweglichkeit nach zwölf bis 24 Stunden statt nach zwei, drei Tagen einsetze, könne der Operierte zudem bereits nach 24 Stunden zu essen anfangen. Eisenbrands Bilanz: "Der Patient ist viel mobiler und früher aus dem Bett raus." Anfängliche Bedenken gegenüber der Minimal-Methode seien inzwischen widerlegt. Abgesehen von Darm und Magen findet das Verfahren auch bei Leistenbrüchen Anwendung. "Das ist hier auf mein Betreiben eingeführt worden", sagt der Chirurg. Bei der Beseitigung von Gallenblasen oder dem Blinddarm führe er in Hermeskeil bereits angewandte Verfahren fort. Die Entscheidung für sein Fach hatte Eisenbrand schon früh getroffen. "Ich wollte immer in die Chirurgie", sagt der 46-Jährige. Der Umgang mit dem Skalpell war dem Spross einer saarländischen Arztfamilie vermutlich in die Wiege gelegt. Daher wundert es nicht, dass auch der älteste seiner drei Söhne, die zehn, zwölf und 20 Jahre alt sind, Medizin studiert. Ganz ohne Zutun des Vaters, wie dieser versichert. Denn zwingen könne man da keinen. Eisenbrand studierte in Homburg Medizin und begann seine chirurgische Ausbildung nach dem Wehrdienst in Hermeskeil. Später war er im Trierer Mutterhaus als Facharzt und in Boppard als Oberarzt tätig, bevor er acht Jahre in Losheim und vier in Merzig wirkte. "Ich bin etwas herum gereist", kommentiert Eisenbrand seinen "wertvollen" Werdegang. Das sei zwar immer seltener, aber missen möchte er es nicht, da er dadurch viel gesehen und gelernt habe. Seit Oktober ist er in Hermeskeil Teil des neuen Chefärzte-Teams, mit dem die Chirurgie der zunehmenden Spezialisierung Rechnung tragen will. Eisenbrands Zuständigkeitsbereich ist die Allgemein- und Viszeral-Chirurgie, die der inneren Organe sowie Venenerkrankungen und Schilddrüsen. Sein Pendant, Chefarzt Dr. Heinz-Gerhard Braick, konzentriert sich auf Unfall- und Gelenkchirurgie.

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