"Starke Mütter - starke Kinder"

Wasserliesch/Konz · Seit elf Jahren bringt Ingeborg Wagner aus Wasserliesch ausländischen Frauen die deutsche Sprache bei. In ihren kostenlosen Kursen in Konz geht es darum, Frauen in ihrer Selbstständigkeit zu unterstützen und so letztlich auch deren Kinder zu fördern.

 Seit elf Jahren ist Ingeborg Wagner pensioniert, doch wirklich aufhören konnte sie nach 40 Jahren im Schuldienst nicht. Sie gibt Deutschkurse für ausländische Frauen. TV-Foto: Heike Bucher

Seit elf Jahren ist Ingeborg Wagner pensioniert, doch wirklich aufhören konnte sie nach 40 Jahren im Schuldienst nicht. Sie gibt Deutschkurse für ausländische Frauen. TV-Foto: Heike Bucher

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Wasserliesch/Konz. Nach 40 Jahren im Schuldienst freute sich Ingeborg Wagner bei ihrer Pensionierung vor elf Jahren, weniger Verpflichtungen zu haben - doch wirklich aufzuhören kam für sie nicht infrage. "Ich wollte weiterhin einen festen Punkt in meinem Leben haben, man kann ja nicht immer nur verreisen oder im Garten arbeiten."
Die Idee, Deutschkurse für ausländische Frauen anzubieten, spukte ihr da schon seit längerem im Kopf herum. Als Lehrerin an der Konzer Hauptschule hatte sie die Erfahrung gemacht, dass viele Mütter von ausländischen Schülern auch nach etlichen Jahren im Land noch immer wenig Deutsch sprachen. Und dass es meist die Väter waren, die zu Elternversammlungen oder -sprechtagen in die Schule kamen. "Dabei sind es doch überwiegend die Mütter, die sich zu Hause um Haushalt und Kinder kümmern, während die Väter arbeiten gehen."
Jede Menge Eigeninitiative


Bei der Katholischen Kirchengemeinde St. Nikolaus fand sie einen Raum in Konz, und über die Vermittlung einer befreundeten Erzieherin kamen auch schnell die ersten interessierten Frauen zusammen. "Das Material habe ich mir selbst gemacht, das kannte ich ja von der Schule her", sagt sie. Auch jetzt, nach elf Jahren, stellt sie den größten Teil ihrer Materialien selbst her, manchmal nimmt sie zusätzlich Kinderbücher mit. Zwar kann sie selbst keine Prüfungen abnehmen oder Zertifikate über erworbene Sprachkenntnisse ausstellen wie die Volkshochschule. "Doch ich helfe den Frauen dabei, sich auf die Prüfungen vorzubereiten."
Einen speziellen Lehrplan hat Ingeborg Wagner für ihre Kurse nicht entwickelt. Lieber möchte sie flexibel bleiben und sich auf jede einzelne Teilnehmerin einstellen. Ihren Unterricht beschreibt sie als "Unterstützung beim Selbstlernen". An frontales Unterrichten, bei dem alle Kursteilnehmerinnen gleichzeitig dasselbe bearbeiten müssten, sei nicht zu denken. "Es kommen viele Frauen, die unsere lateinische Schrift nicht kennen, und einige, die bislang sehr wenig Unterricht in ihrem Leben hatten. Aber es kommen auch sehr gebildete Frauen, die studiert haben und mehrere Sprachen sprechen."
Das Wichtigste sei die Motivation, sagt die Lehrerin. Frauen, die zurück in ihren Beruf wollten, strengten sich mehr an. Vor ein paar Wochen hat Wagner noch einen weiteren Kurs übernommen, im Auftrag der Konzer Doktor Bürgerstiftung. Kein Sprachkurs, sondern eher ein Bastel- und Malnachmittag. Auch dabei könne man prima Deutsch lernen, meint sie. Und ganz nebenbei auch darüber sprechen, welche Rechte Frauen in Deutschland haben. "Das wissen viele, die hier neu sind, gar nicht." Integration laufe vor allem über die Kinder. "Wenn Kinder sich hier wohlfühlen und schulische Erfolge haben, dann finden sie auch ihren Platz. Doch dafür müssen wir die Mütter stärken, damit sie ihren Kindern helfen können." Damit sie ihnen bei den Hausaufgaben helfen, mit Lehrern und Trainern sprechen und Kontakte zu Freunden herstellen. Und damit sie ihren Kindern erklären können, wie das Leben in Deutschland funktioniert", sagt Wagner und setzt lächelnd hinzu: "Starke Mütter - starke Kinder!"

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