Statt Panzer rollen Oldtimer

Wo ehemals LKW repariert wurden, tischlern heute Handwerker, in der Kantine kocht ein Caterer, und statt Panzern fahren Oldtimer und Busse über die betonierten Straßen: Auf dem Terrain der einstmaligen Kaserne kehrt Schritt für Schritt Leben ein.

Hermeskeil. (uq)Es wäre an diesem Tag ruhig, sehr ruhig sogar auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne, wenn da nicht Hausmeister Alois Schuh wäre. Das Motorengeräusch seines Rasenmähers lässt für kurze Zeit vergessen, wie einsam das 300 000 Quadratmeter große Gelände ist. Oder vielmehr war: Denn mittlerweile haben einige Firmen Gefallen an den Gebäuden und Stellflächen gefunden. "Manchmal wimmelt es hier vor Leuten, dann ist es wieder ruhig", sagt Gabriele Gerlach bei einem Rundgang über das Gelände. Sie kümmert sich für die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), die seit März 2007 Eigentümer ist, um die Mieter. 25 Firmen und Privatleute stehen mittlerweile auf ihrer Liste. So nutzt heute ein Catering-Service die Küche und Kühlräume der einstigen Kantine. Busfirmen haben einige überdachte Stellplätze angemietet. Privatpersonen tüfteln dort hin und wieder an ihren Oldtimern. Und in einer der Werkhallen arbeitet ein Maschinenbauer. Komplett vermietet sind die ehemaligen KFZ-Wartungshallen. Hinter den 20 Toren wird vieles gelagert: von Bundeswehrkleidung über Ausrüstung für den Gartenbau bis hin zu Holz. Tischlerbetrieb zieht ins Gewerbegebeit

In einer Werkhalle, wo früher LKW gewartet wurden, ist heute ein Tischlerbetrieb zu Hause. Allerdings nicht mehr lange: Der Inhaber zieht bald in eine Halle im Industriegebiet von Hermeskeil um. Und an eben dieser Stelle kommen weitere Interessen der Kommune ins Spiel. "Wir halten 75 Hektar an Gewerbeflächen vor. Da macht es keinen Sinn, dass wir an der Kaserne aufwendig Flächen erwerben und erschließen", sagt Michael Hülpes, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hermeskeil und Vorsteher des Zweckverbands Konversion. Findet sich aber ein Investor, würden die baurechtlichen Voraussetzungen für die Ansiedelung geschaffen, kündigt er an. Gewerblich genutzt werden darf das Kasernengelände derzeit ohnehin nicht, da es militärisches Sondergebiet ist, erklärt Gerlach. Die Kreisverwaltung kann allerdings Sondergenehmigungen ausstellen.Interessenten gibt es derzeit für das Gelände der Schießanlage und die Kleiderkammer. "Besonders die Werkhallen sind gefragt", sagt Gerlach. Die Turnhalle haben zeitweise Vereine genutzt, nun steht sie wieder leer. Die Unterkünfte und die Verwaltungsgebäude werden wohl auch weiterhin verwaist sein. Und auch für die ehemalige Standortverwaltung in der Gusenburger Straße ist noch kein Käufer gefunden. Mit den Mieteinnahmen will die Bundesanstalt zumindest einen Teil der enormen Bewirtschaftungskosten wettmachen. Über die Zukunft des Geländes will Gabriele Gerlach keine Prognose abgeben: "Das Projekt steckt ja noch in den Kinderschuhen." Ruhe soll hier in jedem Fall nie wieder einkehren.

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