Stausee-Sanierung wird billiger

Kell am See · Damit der Keller See im Notfall abgestaut werden kann, forderte die zuständige Behörde einen zweiten Grundablass am Überlauf. Die Sanierung des maroden Überlaufs drohte 80 000 Euro teurer zu werden als zunächst geplant. Der Ortsbürgermeister begeisterte die SGD Nord in letzter Minute für eine weitaus günstigere Lösung.

Kell am See. Bereits 2007 stellte Michael Schuhmacher, Talsperrenbeauftragter der SGD-Nord, erhebliche Mängel am Wasserüberlauf im Keller See fest. An der 40 Jahre alten Technik hatte der Zahn der Zeit genagt: Die 17 Meter tiefe und acht Meter breite Betonröhre im See, der sogenannte Mönch, ist für den Abfluss des Wassers unter dem Damm entlang in den Frohnbach verantwortlich. In 16 Metern Tiefe befindet sich in der runden Betonmauer des Überlaufs zudem ein Ventil mit 60 Zentimeter Durchmesser - der Grundablass. Wären Reparaturarbeiten am Damm oder am Überlauf erforderlich, sollte man dadurch den See kontrolliert abstauen können.
Doch das Ventil samt der Steuerungsanlage auf der Brücke über dem Mönch war durchgerostet. "Der alte Grundablass war jahrelang nicht mehr funktionstüchtig", sagt Schuhmacher. "Wären Probleme am Damm aufgetreten, hätte man Schwierigkeiten beim Abstauen des Wassers bekommen."
Im Notfall unverzichtbar


Das könnte im Notfall für den Campingplatz und das Freibad hinter dem Damm gefährlich werden. Wenn man den Wasserspiegel nicht absenken kann, um den Damm vom Druck zu befreien, drohen Katastrophen. Deshalb sei der Grundablass im Mönch absolut sicherheitsrelevant, sagt Schuhmacher. Er forderte deshalb den Betreiber, die Ortsgemeinde Kell am See, dazu auf, den Grundablass zu reparieren - was zwischenzeitlich auch geschah. Zudem verlangte der Talsperrenbeauftragte, dass in die Betonwand kurz über Grund ein zweites Ablassventil nachgerüstet wird. "Das erfordern die 2004 neu gefassten technischen Vorschriften für Stauseen ab einer gewissen Größe", erklärt Schuhmacher.
Der Bau dieser Ersatzklappe in den Mönch hätte die Ortsgemeinde über 80 000 Euro gekostet, erklärt Ortsbürgermeister Markus Lehnen. Die kostenintensiven Arbeiten in 17 Meter Wassertiefe wären nur über eine Taucherglocke ausführbar. Der Ortsgemeinderat hatte in seiner jüngsten Sitzung keine andere Wahl, als den Einbau eines zweiten Grundablasses zusammen mit weiteren Sanierungen am Mönch auszuschreiben. Auch die 35 Meter lange Brücke vom Damm zum Mönch muss neu betoniert werden. Die oberen zweieinhalb Meter der 40 Zentimeter dicken Wände im Überlauf weisen ebenso Risse auf.
Eine Stunde verhandelt


"Der zweite Grundablass war im Haushalt aber nicht vorgesehen und allein die anderen Sanierungsmaßnahmen kosten uns schon 250 000 Euro", sagt Lehnen. Das habe ihn nicht ruhig schlafen lassen. Er habe tagelang überlegt, dann zum Telefonhörer gegriffen und den Seebeauftragten Schuhmacher angerufen, um ihm einen Kompromissvorschlag zu machen. "Wir haben eine Stunde diskutiert und dann konnte ich ihn davon überzeugen, dass wir die Sicherheit am Grundablass auch ohne ein zweites Ventil garantieren können. "Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir den bereits reparierten Grundablass nun regelmäßig alle zwei Monate kontrollieren." Ein Gemeindemitarbeiter soll diese Aufgabe übernehmen und regelmäßig oben auf dem Mönch an den beiden schweren Metallrädern drehen und damit prüfen, ob sich das Ventil am Grund öffnen lässt. "Das kostet uns gar nichts."
Der Talsperrenbeauftragte ließ sich auf den Kompromiss ein. Schuhmacher: "Ich weiß, dass 80 000 Euro für eine kleine Ortsgemeinde eine stolze Summe sind." Die Arbeiten sollen nach der touristischen Hauptsaison beginnen und nach zwei Monaten abgeschlossen sein.

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