Steampunk in Saarburg: Weihnachtsmarkt lockt Tausende in die Kulturgießerei

Saarburg · Die Kulturgießerei hat sich zwei Tage lang in einen Bahnhof für Zeitreisende verwandelt. Bis zu 3000 Besucher stellten nach, wie das Leben im 19. Jahrhundert gewesen sein könnte. Höhepunkt war die Verleihung zweier Preise für die originellsten Kostüme.

 Nicht nur Barone, auch diese Straßenkinder aus dem viktorianischen London besuchen die Saarburger Kulturgießerei. TV-Fotos (2): Alexander Schumitz

Nicht nur Barone, auch diese Straßenkinder aus dem viktorianischen London besuchen die Saarburger Kulturgießerei. TV-Fotos (2): Alexander Schumitz

Foto: Alexander Schumitz (itz) ("TV-Upload Schumitz"
 Technik-Nostalgie und alt-englischer Kleidungsstil bestimmen den Steampunk-Look: Vier Kilogramm wiegt der Hut, mit dem dieser Mann zum viktorianischen Weihnachtsmarkt gekommen ist.

Technik-Nostalgie und alt-englischer Kleidungsstil bestimmen den Steampunk-Look: Vier Kilogramm wiegt der Hut, mit dem dieser Mann zum viktorianischen Weihnachtsmarkt gekommen ist.

Foto: Alexander Schumitz (itz) ("TV-Upload Schumitz"

Saarburg. Baron Samedi von Styx steht am Einreiseschalter. Geduldig wartet er, bis Baron Peter von Heim alle Dokumente geprüft hat. Der Beamte des Amtes für Aetherangelegenheiten - Aether nennen Zeitreisende die Materie, durch die sie sich zwischen den Welten hin und her bewegen können - stempelt schließlich das begehrte Visum für den Viktorianischen Weihnachtsmarkt in der Saarburger Kulturgießerei in den Pass des Barons von Styx.

Andreas Schmidt, dessen Pseudonym Baron von Styx ist, ist aus Saarbrücken nach Saarburg gekommen. Die Brillen an seinem Hut und die Zahnräder an der Kleidung verraten, dass er ein treuer Freund der Steampunk-Szene ist. Regelmäßig schlüpft er in seine Garderobe aus feinem Tweed, die an die technischen Erfindungen zum Ende des 19. Jahrhunderts erinnert. Nur seine digitale Spiegelreflexkamera verrät, dass er im Hier und Jetzt lebt. An seinem kleinen Stand bietet er Fotos an, die er regelmäßig auf Steampunk-Conventions - also Treffen der Szene - etwa im luxemburgischen Fonds de Gras aufgenommen hat.

Während der Baron sich um sein Geschäft kümmert, hat sich Brigitte Kuytz aus Leverkusen (Nordrhein-Westfalen) für den Wettbewerb um das schönste viktorianische Kostüm angemeldet. Perfekt harmonieren Hutputz, Mantel, Schmuck, Bluse und Kleid miteinander. Das sieht später auch die Jury so. Norbert de Wolf vom Team der Kulturgießerei übergibt ihr später den Gewinn für das originellste Kostüm. Den zweiten Platz belegen Jack the Ripper, legendärer Londoner Frauenmörder, und seine Freundin Molly. Die beiden wollten im Anschluss an den Markt, "zu einer bestechenden Reise nach London aufbrechen". Mollys Rückkehr: ungewiss.

Den dritten Platz belegt Annerose Schneider aus Ansbach (Bayern). Mit ihrem handgenähten, klassisch gehaltenen Kostüm und den vielen Accessoires gewinnt sie die Herzen der Jury für sich.

Barbara Becker, Inhaberin der auf historische Veranstaltungen spezialisierten Agentur Ars et Cultura, freut sich, dass der von ihr organisierte viktorianische Weihnachtsmarkt in der Kulturgießerei mittlerweile gut in der Szene verwurzelt ist. "Viele Gäste kommen von weit her, um die Veranstaltung zu bereichern", sagt Becker. Dass der Markt aber nicht nur in der Steampunk-Szene beliebt ist, sondern auch bei den Menschen aus der Region ankommt, beweist Katrin Gollner aus Pölich (Verbandsgemeinde Schweich): "Ich bin völlig begeistert. Das Ambiente und die Steampunker passen perfekt zusammen." Ein Urteil, dem sich Joram Moyal aus Trier gerne anschließt.

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