Stillstand auf der B 51 neu: Baufirma braucht Kredite

Konz · Erstmals seit Niederlegung der Arbeit an der Könener Ortsumgehung hat sich die Baufirma zu den Gründen der Bauunterbrechung geäußert: Das Unternehmen hat Schwierigkeiten, seine laufenden Bauprojekte vorzufinanzieren und ist deshalb mit Zahlungen an Lieferanten in Verzug.

Anderthalb Wochen sind vergangen, und die Baumaschinen auf der Großbaustelle für die Könener Ortsumgehung stehen immer noch still. Während sich zwischen Tawern und Könen nichts tut, geht es bei der Baufirma Betam, die mit dem Projekt beauftragt ist, rund. Nach dem Wechsel in der Geschäftsführung Ende vergangener Woche (der TV berichtete) äußert sich Betam erstmals zu der Bauunterbrechung. Die Firma verzeichne einen "nicht vorhersehbar starken Vorfinanzierungsbedarf von Projekten", heißt es in einer Pressemitteilung. Helmuth Rauscher, der neue Geschäftsführer der Bochumer Firma, hat sie unterzeichnet.Offene Rechnungen


Das Unternehmen hat laut der zum Teil verklausuliert formulierten Pressemitteilung offensichtlich nicht genug Geld, um zum Beispiel Material für die Großprojekte zu bezahlen. Als Grund nennt Rauscher, dass der Vorfinanzierungsbedarf "nicht rechtzeitig und vollständig refinanziert" werden konnte. Das habe "auch zu verspäteten Zahlungen an Lieferanten" geführt.
Die Firma reagiert mit der Pressemitteilung unter anderem auf mehrfache Anfragen des TV zum Stillstand auf der Könener Baustelle und ähnliche Vorfälle bei Sanierungsarbeiten auf der A 44 bei Soest und der A 24 bei Hamburg. In Könen stehen die Baumaschinen seit Freitag, 26. Juni, still. Bisher hatte das Unternehmen sich dazu nicht geäußert.
Betam habe vor, "diese Situation schnellstmöglich zu beheben", versichert das Unternehmen. Neben Rauscher sei dazu eine Taskforce eingesetzt worden. "Diese Taskforce wird nun alle Lieferanten, Subunternehmer und Auftraggeber der Gruppe kontaktieren und ihnen Lösungen aufzeigen, wie die Projekte weiterhin zur Zufriedenheit der Auftraggeber zum Abschluss gebracht werden können", schreibt Betam. Parallel führe die Firma Gespräche mit Banken und Kreditgebern. Das Ziel: "die Durchfinanzierung der Gruppe innerhalb der nächsten vier bis sechs Wochen".
Das Internet-Branchenportal bauforum24.biz zitiert am Sonntag Roland Müller, einen der drei Investoren, die 2013 die Straßenbausparte des Bauriesen Bilfinger gekauft haben: "Nach heutigem Stand bestätige ich Ihnen: Wir sind nicht insolvent." Eine Rückfrage des TV, was die finanzielle Situation für den Bau der Könener Umgehung bedeute, ließ Betam am Montag unbeantwortet.
"Eine schriftliche Pressemitteilung mit verbalen Ankündigungen ersetzt nicht die notwendigen messbaren Taten vor Ort", sagt Hans-Michael Bartnick, stellvertretender Leiter des Landesbetriebs Mobilität (LBM) Trier. Aus LBM-Sicht müsste zurzeit intensiv gearbeitet werden. "Eine geringfügige Bauunterbrechung stellt aber noch keine Vertragsverletzung dar", sagt Bartnick. Solange die Firma die Gesamtbauzeit von 450 Werktagen einhalte, gebe es einen Spielraum. "Allerdings haben wir zurzeit bestes Bauwetter, welches möglicherweise fahrlässig nicht genutzt wird", betont Bartnick.Meinung

Bedenklich, aber nicht aussichtslos
Die Unterbrechung der Bauarbeiten an der B 51 neu ist ärgerlich. Deshalb brodelt es in der Gerüchteküche in der Baubranche. Jetzt hat sich das Unternehmen jedoch deutlich geäußert. Die finanzielle Situation ist nicht gut, aber auch nicht hoffnungslos, lautet der Tenor. Was genau in der Vergangenheit schiefgelaufen ist, lässt die Firma offen. Sollte die Firma nicht richtig kalkuliert haben, liegt der Fehler allein bei ihr. Sollten Auftraggeber ihre Rechnungen nicht pünktlich bezahlt haben, tragen sie Mitverantwortung. Für den Bau der B 51 neu wäre eine mögliche Firmenpleite jedenfalls das Schlimmste, was passieren kann. Womöglich müsste der Landesbetrieb Mobilität eine neue europaweite Ausschreibung einleiten. Weil schon ein Teil der Arbeiten erledigt ist, wäre eine neue Berechnung notwendig. Dann würde die Straße viel teurer als geplant. Zahlen müssten das die Bürger mit ihren Steuern. Deshalb ist jede andere Lösung wünschenswert. c.kremer@volksfreund.de

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