Straßenausbau in Zerf: Jetzt wird es heikel

Zerf · Die Baustelle im Zerfer Ortskern rückt ab Montag bis zur Bahnhofsstraße vor. Dieser Bauabschnitt könnte bis März dauern und bereitet den Betrieben große Sorgen.

 Noch stehen die Bagger an der Zerfer Ortsdurchfahrt vor der Einmündung zu Post- und Bahnhofstraße. Ab Montag ist auch dort gesperrt. TV-Foto: Christa Weber

Noch stehen die Bagger an der Zerfer Ortsdurchfahrt vor der Einmündung zu Post- und Bahnhofstraße. Ab Montag ist auch dort gesperrt. TV-Foto: Christa Weber

Foto: (h_hochw )

Der Ausbau der Ortsduchfahrt in Zerf läuft seit mehr als einem Jahr. Am Montag, 13. November, beginnt der vierte von sechs Bauabschnitten - und der hat es in sich. Laut Landesbetrieb Mobilität (LBM) Trier ist die Straße dann von der Großbach-Brücke bis hinter die Einmündung zur Bahnhofstraße gesperrt (siehe Grafik). Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis Mitte März 2018.
"Das ist jetzt der neuralgische Punkt mit dem größten Einschnitt für uns", sagt Ortsbürgermeister Dieter Engelhardt. Denn ab Montag können auch die Anlieger den Ort nicht mehr durchqueren. Von der Poststraße zur Ortsmitte ist dann kein Durchkommen mehr. Deshalb müssen auch die Zerfer künftig die offizielle Umleitung nutzen - von Trier aus über die B 268 und Greimerath, von Hermeskeil aus über die B 407/Hirschfelderhof und Greimerath. Laut Ortschef haben die Firmen bislang "alles gut im Griff". Dass der heikelste Bauabschnitt nun vor dem Winter beginne, sei zwar "nicht ganz glücklich", sagt Engelhardt. "Aber da müssen wir jetzt alle zusammenrücken."

Besonders die Geschäftsleute blicken der neuen Baustellen-Situation mit Sorge entgegen. Zwar ist ab Montag ein Abbiegen von der Trierer Straße in Richtung Hentern wieder möglich. Dafür müssen nun die Ladeninhaber in direkter Nähe der gesperrten Zufahrten zu Bahnhofstraße und Poststraße fürchten, dass ihre Kunden fernbleiben.

"Unsere Umsätze sind seit Mai um 20 Prozent zurückgegangen", sagt Ralf Koch vom Lebensmittelmarkt Nah und Gut. Und nun müssten viele Kunden den weiten Umweg über Greimerath nehmen. Das bereitet auch Peter Mertes-Siebenborn vom Landgasthaus Winzerpost große Sorgen. Viele seiner Gäste kommen aus dem Saarland. Der Betrieb leide bereits unter "erheblichen Einbußen".

Schon im Frühjahr hatten Siebenborn und andere Gewerbetreibende auf ihre schwierige Lage aufmerksam gemacht (TV vom 6. Juni) und über mangelnde Unterstützung der Ortsgemeinde geklagt. "Jetzt brauchen wir die Hilfe unbedingt ." Sein Vorschlag: Die Gemeinde könnte an den Ortseingängen Schilder anbringen, um die Gäste zu den öffentlichen Parkplätzen zu lotsen. "Dort könnten wir dann eigene Schilder aufstellen, wie sie uns zu Fuß erreichen."

Das hält auch Karin Klos von der Metzgerei Klos für eine "gute Idee". Auch für sie wird die Lage jetzt noch schwieriger. "Im Winter kommen die Leute nicht zu Fuß." Für das Weihnachtsgeschäft sei das ein großes Problem.
Thomas Keyser, seit kurzem Mitglied im Zerfer Gemeinderat, warnt vor weiteren "kritischen Situationen". So müsse der Winterdienst auf dem Weg der Schulkinder von der Ruwertalhalle hinauf zur Grund- und Realschule plus gesichert sein. Apotheke und Ärzte, vor deren Haustür die Baustelle dann liege, müssten erreichbar bleiben.

Laut LBM soll es weiterhin jeden zweiten Donnerstag um 14 Uhr ein Treffen mit allen Baubeteiligten am LBM-Container geben. Anlieger können dort Probleme ansprechen. Künftig sollen Ortsgemeinde und die Geschäftsleute Ralf Koch (Nah und Gut) und Theo Hasse (Diana Apotheke) Anfragen bündeln. "Diese Treffen sind eine positive Sache", lobt Keyser. Die Firmen machten vieles möglich. Kritik übt er jedoch an der Ortsgemeinde. Sie habe wichtige Änderungen an der Baustelle nicht im Amtsblatt kommuniziert. Und um die Tafeln an den Ortseingängen, die anzeigen, welche Geschäfte erreichbar sind, habe er sich mit Apotheker Hasse gekümmert. "Mich ärgert nicht der finanzielle Aspekt, sondern, dass einfach nichts passiert." Einen Flyer zu Baustelle und Umleitungen im Ort hätten die Geschäftsleute auch selbst entworfen. "Wenn die Gemeinde ihre Infrastruktur erhalten will, hat sie in so einer schwierigen Phase auch die Pflicht, dafür etwas zu tun."Der Ortsbürgermeister bestätigt die schwierige Situation für die Gewerbetreibenden. Die Kritik an der Gemeinde weist er jedoch zurück. "Was wir tun können, tun wir auch." Wenn Änderungen anstünden, die "Konfliktpotenzial" bieten, werde dies im Amtsblatt mitgeteilt, sagt Engelhardt. Mit Hinweisschildern am Hirschfelderhof, die zu den öffentlichen Parkplätzen leiten, habe er kein Problem. Der Knackpunkt sei, ob der LBM mitspiele: "Das werde ich klären." Die Baufirma habe ihm zudem angekündigt, dass sie versuchen werde, schon Ende Januar mit dem Abschnitt fertig zu sein.

Extra: Neue Straße und Kanäle für 3,56 Millionen Euro

Ausgebaut wird in Zerf seit September 2016 ein 970 Meter langer Abschnitt der B 407, die quer durch den Ort verläuft. Die Straße wird komplett erneuert inklusive Gehwegen, Parkflächen, Kanälen, Wasserleitungen und Hausanschlüssen. Betreut wird das Projekt vom Landesbetrieb Mobilität Trier. Die Kosten von insgesamt 3,56 Millionen Euro teilen sich der Bund (1,24 Millionen Euro), die Verbandsgemeinde-Werke Kell am See (1,95 Millionen Euro) und die Ortsgemeinde Zerf (374 000 Euro). Die Arbeiten sind in sechs Abschnitte unterteilt, bis Ende 2018 wollen die Firmen fertig sein.

Meinung

Ausloten, wo noch Hilfe möglich ist

Niemand wird bestreiten, dass eine Großbaustelle mitten im Ort für die dort ansässigen Geschäfte ein Problem ist. Müssen Kunden auf Dauer weite Umwege fahren, dann bleiben sie irgendwann weg. Die Betriebe in Zerf spüren das bereits seit Monaten. Und sie befürchten, dass es im neuen Bauabschnitt noch schlimmer werden könnte. Denn dann gibt es mit dem Auto in der Ortsmitte definitiv kein Durchkommen mehr. Deshalb ist jetzt ein guter Zeitpunkt für die Gemeinde, um noch einmal zu prüfen, wo sie ihren Betrieben unter die Arme greifen könnte. Natürlich muss man immer gemeinsam mit den Planern und Firmen ausloten, was verkehrs- und baustellentechnisch möglich ist. Nicht alles, was gewünscht wird, ist auch umsetzbar. Dass die Kritik der Geschäftsleute nicht verstummt, zeigt jedoch, dass da offenbar immer noch Luft nach oben ist.

c.weber@volksfreund.de

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