Streit eskaliert: Moderator gibt auf

Überraschende Szenen im Stadtrat: Vor allem die SPD und FWG haben dafür plädiert, die Stadtgespräche ohne Moderator Thomas Lepping fortzuführen. Dieser hat letztlich selbst den Rückzug angetreten.

 Thomas Lepping verlässt die Stadtgespräche Konz. TV-Foto: Archiv/Anke Pipke

Thomas Lepping verlässt die Stadtgespräche Konz. TV-Foto: Archiv/Anke Pipke

Konz. "Ich trete von diesem Mandat zurück." Stadtgespräche-Moderator Thomas Lepping reicht's. "Ich habe es nicht nötig, mich von der Politik, dem Stadtmarketing und einigen Quertreibern so angehen zu lassen", entrüstete er sich in der Stadtratssitzung am Dienstagabend im Kloster Karthaus. Auf einer Basis von Unwahrhaftigkeiten und Vertrauensmissbrauch könne er seine Arbeit nicht weiterführen.

Zuvor hatten alle Sprecher der Stadtratsfraktionen in der Diskussion um die Fortführung und finanzielle Unterstützung der Stadtgespräche die Kritik geäußert, dass ihre Erwartungen bezüglich der Beseitigung der innerstädtischen Leerstände bislang nicht erfüllt worden seien. Sowohl SPD als auch FWG und die Grünen sprachen sich gegen eine Fortführung des Projekts in der Form aus, wie es seit etwa zwei Jahren vom Wirtschaftsministerium Rheinland-Pfalz, der Stadt Konz und dem Stadtmarketing-Verein finanziert wird. Die SPD wollte nun ohne Lepping weitermachen und Bürgermeister Karl-Heinz Frieden zum Moderator küren. Die FWG schlug vor, einen Lenkungsausschuss mit Vertretern aus den Fraktionen, der Verwaltung, dem Stadtmarketing-Verein und der vier Projektgruppen an die Stelle Leppings zu setzen. Und die FDP hatte nach Aussage von Claus Piedmont ein schlechtes "Bauchgefühl", was den Moderator angeht. Allein die CDU hat noch einen Kompromiss finden und zusätzlich zur Moderation eine Lenkungsgruppe einrichten wollen.
Lepping: Kritik an Politik-Stil im Rat

Enttäuscht und fast schon wütend reagierte zunächst Projektgruppenmitglied Peter Musti, der sich im Zuschauerraum des Sitzungssaals befand, auf die Kritik der Ratsmitglieder. "Die Politiker fokussieren ihre Kritik auf das Leerstands-Management", sagte er. Dabei gehe es bei den Stadtgesprächen um mehr. "Wir haben verdammt viel gearbeitet und verdammt viel umgesetzt."

Im ersten Moment etwas "überrascht" schien indes Moderator Lepping, der mit einem so starken Gegenwind aus den Stadtrats-Reihen nicht gerechnet hatte. Vorab geführte Gespräche mit Vertretern der Fraktionen ließen nicht auf diesen "Show-Down der Opposition" schließen, macht der Moderator im TV-Gespräch deutlich. Erst im öffentlichen Teil der Sitzung seien die Parteien mit der Sprache herausgerückt. "Ich kritisiere deutlich diesen Politik- und Kommunikationsstil", betonte Lepping.

Frieden: "Wir werden weitermachen"



"Es tut mir leid, dass wir mit der Diskussion an diesen Punkt gekommen sind", sagte Bürgermeister Frieden in der Sitzung. "Das haben die Stadtgespräche nicht verdient." Doch: "Wir werden nun ohne Lepping weitermachen", stellt er im TV-Gespräch in Aussicht. "Dazu brauchen wir aber einen professionellen Coach."

Inwieweit sich die Reaktion des Stadtrats auf die Motivation der Projektgruppen-Teilnehmer auswirkt, bleibt abzuwarten. Für Gruppen-Sprecher Hartmut Schwiering steht fest: "Die Entscheidung des Stadtrats ist für mich ein Schlag ins Gesicht und eine Reaktion gegen das ehrenamtliche Engagement."

Meinung

Demotivierend für Engagierte

Von Anke Pipke

Soso, den meisten Mitgliedern im Rat geht es nicht schnell genug mit der Beseitigung der Leerstände in der Stadt. Dabei müsste ihnen klar sein, dass sich so etwas nicht von heute auf morgen bewerkstelligen lässt. Die Frage ist also: Was ist der wahre Grund für die Ablehnung Leppings? Ist es seine direkte Art, für die Politik unbequeme Dinge anzusprechen? Haben die wahlkämpfenden Politiker Angst, durch die Aktionen der Stadtgespräche ins Hintertreffen zu geraten? Egal wie, dieser Schritt des Rats dürfte ziemlich demotivierend auf diejenigen wirken, die viel Zeit, Geld und Nerven in die Stadtgespräche investiert haben. Und das Wirtschaftsministerium dürfte sich auch seine Gedanken machen, warum gerade Konz nicht mit dem andernorts erprobten Lepping zurecht kommt. a.pipke@volksfreund.de

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