Streit um den strahlenden Kirchturm ist vorbei

ZÜSCH. Endgültiger Schlussstrich unter ein jahrelanges Streit-Thema in Züsch: Zu Jahresbeginn wird ein Aufhebungsvertrag gültig, den die katholische Kirchengemeinde mit dem Mobilfunk-Betreiber "Vodafone" geschlossen hat. Damit wird definitiv kein Sendemast im Glockenturm der katholischen Kirche installiert.

"Von einem Triumph will ich nicht sprechen. Aber natürlich sind wir froh, dass eine einvernehmliche Lösung gefunden wurde und der Verwaltungsrat der Kirchengemeinde sich zu dieser Entscheidung durchgerungen hat." So kommentiert Klaus Lorscheider das Ende eines Konfliktes, der seit 2001 in Züsch geschwelt hat (der TV berichtete mehrfach). Zur Erinnerung: Seinerzeit hatte die katholische Kirchengemeinde mit der Gesellschaft, die damals noch D2-Mannesmann hieß, eine Vereinbarung getroffen, die die Errichtung eines Sendemastes im Turm der Pfarrkirche St. Antonius von Padua vorsah. Gegen diese Pläne formierte sich jedoch massiver Widerstand. Klaus und Sieglinde Lorscheider gründeten die Bürgerinitiative (BI) "Sendemastfreies Züsch-Neuhütten", sammelten mehr als 650 Unterschriften und machten unter anderem in einer Bürgerversammlung ihre Ablehnung unmissverständlich deutlich. "Wir waren nie gegen den technischen Fortschritt oder die Aufstellung von Mobilfunk-Anlagen an sich. Was wir aus gesundheitlichen Gründen aber ablehnen, ist deren Errichtung in bewohntem Gebiet", macht Lorscheider den Standpunkt der BI noch einmal deutlich. Zwar hatte die Firma Vodafone mehrfach, zuletzt im November 2003, bekannt gegeben, dass sie keinen Bedarf für die Errichtung des umstrittenen Sendemasts sehe und am Standort Züsch-Neuhütten nicht mehr interessiert sei - der Vertrag mit der katholischen Kirchengemeinde hatte aber nach wie vor Bestand. Erst vor wenigen Wochen wurde der Weg für das Ende des Zoffs in Züsch geebnet. Nach Rücksprache mit dem Pfarrgemeinderat und mit der Genehmigung des Bistums stimmte der Verwaltungsrat der Aufhebung des Kontrakts mit Vodafone zu. Die Pfarrei würde es einerseits zwar schon schmerzen, dass sie mit der Vertrags-Auflösung finanzielle Einbußen hinnehmen müsse, die sich auch im Haushalt bemerkbar machen werden. "Andererseits ist mir ein Dauer-Streit in der Gemeinde aber keine 2000 Euro jährlich wert", sagt Pfarrer Clemens Grünebach, der sein Amt erst im September 2003 angetreten hat."Es sind viele Verletzungen entstanden"

Grünebach bedauert, dass beim heftigen Für und Wider der Argumente in den vergangenen Jahren "auch viele Verletzungen entstanden sind" und betont: "Die Räte der Pfarrgemeinde und auch ich als Pfarrer haben die Befürchtungen der Bürger ernst genommen, auch wenn sie im Einzelnen nicht alle geteilt werden." So verweist der Züscher Pfarrer darauf, dass man im Falle einer Sendemast-Installierung alle gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte eingehalten hätte. Dass schließlich auch der Mobilfunk-Betreiber mit der Kündigung leben kann, macht eine Tatsache deutlich, auf die Grünebach im Gespräch mit dem TV besonders hinweist. "Vodafone hat ein Zeichen gesetzt und uns noch eine Spende von 2000 Euro für die Orgelsanierung gemacht." "Ende gut, alles gut", könnte man meinen, nachdem der Streit um den strahlenden Kirchturm nach vier Jahren einvernehmlich beigelegt worden ist. Doch einige wird das Nein zur Mobilfunk-Antenne vermutlich doch ein wenig ärgern: Denn wer mit einem D2-Handy nach Züsch und Neuhütten kommt, wird auch künftig im Funkloch sitzen.

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