Sportpolitik Streit um Trainingszeiten in Konz: Verein fühlt sich ausgegrenzt

Konz · Der SV Filzen-Hamm kritisiert die Vergabe von Trainingszeiten auf den Konzer Sportplätzen und sieht sich massiv behindert. Die Verwaltung spricht von einer fairen Verteilung der Ressourcen für alle Nutzergruppen.

 Der ETuS-Sportplatz in Konz-Karthaus ist mitunter nicht gerade ideal zum Trainieren, weil sich nach Regen am Rand das Wasser sammelt.

Der ETuS-Sportplatz in Konz-Karthaus ist mitunter nicht gerade ideal zum Trainieren, weil sich nach Regen am Rand das Wasser sammelt.

Foto: SV Filzen/Hamm

Zwei Jugendmannschaften hat man zuletzt vom Spielbetrieb abmelden müssen, an die 20 Austritte von überwiegend jungen Mitgliedern gab es in den vergangenen Wochen: Beim Konzer Stadtteilverein SV Filzen-Hamm (SVFH) herrscht derzeit Krisenstimmung. „Ich kann nachts vor lauter Ärger nicht mehr schlafen. Das, was wir seit 2017 aufgebaut haben, droht nun kaputtzugehen. Und das alles nur, weil wir zurückgedrängt werden und vor verschlossenen Türen stehen.“ Der Vorwurf von Marita Grundhöfer, der zweiten Vorsitzenden und Jugendtrainerin des Vereins, geht vor allem in Richtung der Verwaltung der Verbandsgemeinde Konz: „Wir werden leider von ihr nicht wahrgenommen.“

Der Rasenplatz im Stadtteil Hamm hat kein Flutlicht, ist marode und in den Herbst- und Wintermonaten kaum bespielbar. Von daher sei man beim Sportverein in der dunklen und feuchten Jahreszeit darauf angewiesen, andere Spielfelder und Hallen im Stadtgebiet zu nutzen, sagt Grundhöfer. Doch weder der Kunstrasenplatz in der Stadt Konz selbst noch der in Kommlingen stehe dem SVFH zur Verfügung. Stattdessen gebe es gerade einmal für die Bambini am späten Nachmittag eineinhalb Stunden Trainingszeit in der Halle der Grundschule St. Johann. Ansonsten müsse man den ETus-Platz in Karthaus nutzen.

„Wenn es geregnet hat, verwandelt sich der Hartplatz dort in die reinste Schlammwüste. Viele Kinder und auch deren Eltern machen so was auf die Dauer nicht mit. Und immer Hallenzeiten in einer Soccerhalle zu buchen, wird uns auf die Dauer zu teuer“, berichtet Marita Grundhöfer. Gerade bei der B- und der D-Jugend hätten viele Nachwuchsspieler inzwischen so die Lust verloren, weshalb man die Teams vom Spielbetrieb habe abmelden müssen. Rund 90 Mitglieder zähle der Verein derzeit noch. Darunter sind viele Menschen mit Migrationshintergrund.

Jens Schumacher, Jugendcoach des SV Wasserliesch/Oberbillig, trainiert mit seinen Schützlingen ebenfalls regelmäßig auf dem ETuS-Gelände unterhalb der Bundesstraße 419. Er bezeichnet den Platz „als okay, meistens sogar ganz gut, wenn es nicht zu viel geregnet hat“.

In einem „tadellosen Zustand“ sieht gar Michael Naunheim, Pressesprecher der Verbandsgemeindeverwaltung Konz, den ETuS-Platz: „Er gehört sicherlich zu den besten Hartplätzen in der VG.“

Dem Vorwurf, den SV Filzen-Hamm bewusst zurückzudrängen,  ihn gegenüber anderen Vereinen aus der Stadt oder der Verbandsgemeinde zu benachteiligen und ihm keine Trainingszeiten auf Kunstrasen zu gewähren, tritt Naunheim entschieden entgegen. Dabei verweist er bezüglich der Vergabe der Sportstätten abgesehen vom reinen Schulsport und den Vereinen auf weitere Nutzer. Dazu zählten beispielsweise Ganztagsschulen, Kindertagesstätten und Sportangebote für Bürger der Stadt, die nicht in Sportvereinen organisiert sind, etwa Asylbewerber: „Ziel dabei ist eine für alle Nutzer gleichermaßen faire Verteilung der Ressourcen, die Schaffung optimaler Trainings- und Wettkampfbedingungen sowie eine möglichst effiziente Nutzung der Sportstätten.“

Außerdem weist Naunheim auf die aktuelle Sanierung der Saar-Mosel-Halle hin. Dadurch bedingt stünden allen Konzer Vereinen grundsätzlich weniger Übungs- und Spielzeiten zur Verfügung.

Die von der VG-Verwaltung angestrebte, „effiziente Nutzung“ kann man beim SV Filzen-Hamm nicht durch die Bank feststellen. Marita Grundhöfer und ihre Schwiegertochter Caroline, die im Vereinsvorstand als Schatzmeisterin fungiert, haben beim Check der verschiedenen Belegungspläne (liegen dem TV vor) Dopplungen festgestellt: Demnach sind für die D-II-Jugend der Jugendspielgemeinschaft Saar-Mosel, der die meisten Stadtteil- und einige umliegende Vereine angehören, freitags gleich zwei Termine (von 16.30 bis 17.30 Uhr auf dem Konzer Kunstrasen und von 18 bis 19.30 Uhr in Kommlingen) reserviert. Der Kunstrasen in Kommlingen sei „seit Jahren ausgebucht. Es gibt derzeit keine anderen Zeiten“, sagt VG-Sprecher Naunheim.

„Meine Schwiegermutter geht auch manchmal unbequeme Wege. Dass ihr beim Aufbau der Jugendabteilung beim SV Filzen-Hamm vor knapp zwei Jahren so viel Jugendspieler des SV Konz gefolgt sind, war so nicht von ihr beabsichtigt. Vielleicht sind dann solche Nichtberücksichtigungen bei der Sportplatzvergabe auch Retourkutschen“, vermutet Caroline Grundhöfer.

Mitte 2017 kam es auch wegen der Besetzung von (Co-)Trainerstellen zum Bruch zwischen dem SV Konz und der bis dahin stark im Verein engagierten Marita Grundhöfer, woraufhin sie einige Kilometer saaraufwärts zum SV Filzen-Hamm zog. Zahlreiche junge Spieler wechselten mit ihr. Von Konzer Seite warf man der Trainerin seinerzeit vor, die Akteure bewusst abgeworben zu haben.

„Innerhalb von kurzer Zeit sind sehr viele Jugendliche aus anderen Vereinen zum SV Filzen-Hamm gewechselt“, weiß auch Michael Naunheim. Bei diesem Wachstum sei dann die Frage nach der zur Verfügung stehenden Infrastruktur – vor allem auch für die Winterzeit – nicht berücksichtigt worden: „Notwendige Rahmenbedingungen müssen dabei auch überprüft und weiterentwickelt werden.“

Viele Gespräche habe man seit 2017 geführt, um die missliche Lage für die Mitglieder zu verbessern – unter anderem mit Bürgermeister Joachim Weber und Bundestagsabgeordneten aus der Region. „Herausgekommen ist dabei leider konkret für uns nichts“, berichten Marita und Caroline Grundhöfer. Sie befürchten einen weiteren personellen Aderlass und sehen sich auch selbst langsam am Ende ihrer Kräfte: „Man will uns mürbe machen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort