Streit um Windkraftkurs flaut nicht ab

Hermeskeil · "Mit Augen zu und durch kommt der Rat nicht weit!" Mit dieser Aussage reagiert die Interessengemeinschaft (IG) Rettet den Hochwald auf die Entscheidung, am bisherigen Windkraftkurs der Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil festzuhalten. Die IG wirft dem Gremium vor, einige Kritikpunkte im Verfahren nicht berücksichtigt zu haben. Der Bürgermeister ist da anderer Meinung.

Hermeskeil. Der VG-Rat Hermeskeil behält seine bisherigen Windkraftpläne bei, lehnt eine vom Kreis vorgeschlagene Variante ab und hat die Einwände von Behörden und Bürgern größtenteils abgelehnt. So lässt sich die jüngste Sitzung zusammenfassen, in der es um den Flächennutzungsplan ging (siehe TV vom 2. Oktober).
Bei der IG Rettet den Hochwald stößt dies - erwartungsgemäß - auf Kritik. Die Gruppe um den früheren SPD-Bundestagsabgeordneten Karl Diller sieht es so, dass die Bürgermeister, die schon Vorverträge mit Investoren abgeschlossen haben, "zuvor Beton angerührt und die Losung ausgegeben haben: Augen zu und durch. Mit ihrer Kampferklärung an den Landrat kommen sie aber nicht weit", heißt es seitens der IG.
Sie bemängelt zudem, dass der Vertreter des von der VG beauftragten Planungsbüros in der Ratssitzung auf einige im Verfahren vorgebrachte Kritikpunkte "gar nicht oder nur sehr oberflächlich eingegangen ist".
Die IG nennt als ein Beispiel ihren im Sommer vorgebrachten Hinweis auf das Vorkommen eines Rotmilans im Bereich des Windparks Hochwald bei Reinsfeld. Trotz drei Monaten Zeit bis zur Ratssitzung, habe kein Experte nach dem Horst des geschützten Tiers gesucht.
"Untätigkeit" wirft die IG auch dem Büro vor, das im Auftrag der Investorenfirma Gaia bereits im Februar 2012 "nur an einem einzigen Tag die Riesenfläche zwischen Grimburg, Reinsfeld, Höfchen und Gusenburg nach Horsten abgesucht hat". Existiert ein Rotmilan-Horst, darf im Umkreis von 1500 Metern kein Windrad gebaut werden.
Investoren bezahlen Gutachten


Heftige Kritik übt die IG an der Entscheidung des VG-Rats, das neu zu erstellende Fachgutachten zu den Auswirkungen von Windrädern auf das Landschaftsbild im Naturpark Saar-Hunsrück und die dazugehörigen Visualisierungen von Gaia bezahlen zu lassen. Sollte der Auftrag wieder an das von dieser Firma bevorzugte Büro gehen, so glaubt die IG zu wissen, was dabei herauskommt: "Die Standorte für die Fotos werden wieder nicht mit der Kreisverwaltung abgestimmt." Die IG erwarte von diesem Büro "kein objektives Fachgutachten" und fordert die VG-Verwaltung auf, "ein wirklich neutrales Institut zu beauftragen und die Fotostandorte mit der Kreisverwaltung abzustimmen".
Zum letztgenannten Punkt sagt der Rathauschef Michael Hülpes auf TV-Anfrage: "Den Vorwurf, dass das Gutachten geschönt werden könnte, weisen wir zurück. Das beauftragte Büro ist ein seriöses Unternehmen, und das Untersuchungsdesign wird auch mit der Kreisverwaltung abgestimmt."
Hülpes verteidigt noch einmal den Beschluss des Rats. Man könne nicht erwarten, dass die VG wegen der Einwände des Kreises "ihr Konzept komplett kampflos in die Tonne wirft".
In der Sitzung habe der Rat aber gleichzeitig klargemacht, dass er die Entscheidung akzeptiert, wenn im neu beauftragten Gutachten die Fachleute zum Schluss kommen, dass der Bau von Windrädern zu große Auswirkungen auf das Landschaftsbild im Naturpark hat. "Damit kann die IG doch auch zufrieden sein", sagt Hülpes.
Aktuell haben noch acht von 13 VG-Orten Aussicht, dass auf ihrem Gebiet Räder gebaut. Nach dem Kreisvorschlag wären nur Anlagen entlang der A 1 und an der Grenze zum Saarland möglich gewesen.
Dann wären aber zum Beispiel der Windpark Hochwald (Reinsfeld, Gusenburg, Grimburg) und Anlagen bei Geisfeld aus der Planung herausgefallen. ax

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