Streit um Windradbilder geht weiter

Hermeskeil · Die Interessengruppe (IG) Rettet den Hochwald legt mit ihrer Kritik an den Visualisierungen künftiger Windräder in der Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil nach. Sie bezeichnet die Auswahl des beauftragten Fachbüros als "Skandal" und spricht von "Tricks und Täuschungen". Das Büro sieht nun seinen Ruf geschädigt. Zusammen mit Bürgermeister Michael Hülpes weist es die Vorwürfe entschieden zurück.

 Sonne, Wind und nachwachsende Rohstoffe: Ein Energie-Mix soll die Atomkraft ersetzen. TV-Foto: Archiv/Winfried Simon

Sonne, Wind und nachwachsende Rohstoffe: Ein Energie-Mix soll die Atomkraft ersetzen. TV-Foto: Archiv/Winfried Simon

"Man sieht überhaupt nichts!" Diesen Vorwurf hatte Hermann Dellwing bereits in der Sitzung des VG-Rats erhoben, als das Büro Gutschker und Dongus (Odernheim, Kreis Bad Kreuznach) Visualisierungen von geplanten Windrädern im Raum Hermeskeil zeigte (siehe TV-Bericht "Virtueller Blick auf viele Windräder" vom 9. Mai). Die IG Rettet den Hochwald um den früheren SPD-Bundestagsabgeordneten Karl Diller hat sich dieser Kritik nicht nur angeschlossen, sondern sie sogar verschärft.

Die Kritikpunkte:
Die IG bezeichnet in einer von Diller verschickten Pressemitteilung die im Rat vorgestellten Visualisierungen als "völlig ungenügend. Die Bilder täuschen mehr als dass sie erhellen. Die Auswahl der Firma ist ein Skandal!"
Die VG solle dem Büro erst ein Honorar zahlen, wenn es seine Präsentation überarbeitet habe. Nach Auffassung der IG hat das Fachbüro "absichtlich extreme Weitwinkelfotos" gezeigt. Dadurch würden 200 Meter hohe Windräder "auf ein Nichts schrumpfen". Die IG spricht weiter von einer "Verniedlichung" und hält dem Büro Gutschker und Dongus vor, "alles andere als neutral zu sein". Denn das Büro sei Mitglied im Bundesverband Windenergie.
Die IG ist zudem der Auffassung, dass die Auswahl der gezeigten Windradstandorte "willkürlich" erfolgt sei. Die Fotografen hätten sich absichtlich so positioniert, dass der Vordergrund die Windräder im Hintergrund verdecke. Die IG kritisiert weiter, dass die "Gesamtbelastung zum Beispiel von Gusenburg vertuscht wurde". Die von diesem Ort aus aufgenommenen Bilder habe das Büro auch "seltsamerweise" nicht selbst gemacht, sondern von einem Dritten erhalten.
Der VG wirft die Gruppe vor, dass sie die Visualisierungen in einer Sitzung des VG-Rats und nicht in einer eigenen Informationsveranstaltung für die Bürger gezeigt habe. Dies müsse mit überarbeiteten Bildern nachgeholt werden, fordert die IG.

Die Reaktion des Bürgermeisters: VG-Chef Michael Hülpes stellt klar, dass die Windkraftbilder in einer öffentlichen Sitzung des VG-Rats gezeigt wurden und die Zuhörer Fragen stellen und Stellungnahmen abgeben konnten. Das hatten an dem Abend neben Dellwing und Diller noch zwei Bürger aus Züsch gemacht. "Wir haben auch nichts verborgen, und es wird keine zweite Info-Veranstaltung mit anderen Bildern geben", stellt Hülpes klar. Dass die IG dem Büro Voreingenommenheit und fototechnische Manipulationen unterstelle, sei "lächerlich und wird entschieden zurückgewiesen", so der Bürgermeister.
Dieter Gründonner von Gutschker und Dongus betont, dass der Vorwurf der "fehlenden Neuralität unseres Büros" eine "Ruf- und Reputationsschädigung" bedeute (siehe Extra).Extra

Dieter Gründonner vom Fachbüro Gutschker und Dongus betont, dass die "Methodik zur Erstellung von Visualisierungen standardisiert ist." Dass Panoramaaufnahmen verwendet werden, liege daran, dass dann "eine bessere Bewertung des Gesamteindrucks eines Vorhabens in einer größeren Umgebung möglich ist". Bei den Visualisierungen habe das Büro die "Rotoren quer zur Blickrichtung ausgerichtet, um jeweils die Worst-Case-Darstellung an einzelnen Standorten abzubilden. Von einer Verniedlichung kann also nicht die Rede sein", sagt Gründonner. Die Standorte für die Fotoaufnahmen habe man in Abstimmung mit dem Auftraggeber, also der VG, ausgewählt. Um Kosten zu sparen, habe man auch vereinbart, auf schon bestehende Visualisierungen zurückzugreifen, so die Auskunft des Büros im Hinblick auf die Kritik der IG an den Motiven aus Gusenburg. Was die Mitgliedschaft im Verband der Windenergie angeht, kontert das Büro die Kritik der IG so: "Für einen Fachgutachter ist es wichtig, die aktuelle Diskussion in allen Richtungen und Facetten informativ mitzubekommen. Dazu gehören offensichtliche Windkraftbefürworter genauso wie po-tenzielle Windkraftgegner." Der IG hätte deshalb auch auffallen können, dass unter den auf der Firmen-Homepage genannten 20 Mitgliedschaften des Büros "der allergrößte Teil den Naturschutzverbänden und fachspezifischen Organisationen zuzurechnen ist". ax

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