Sturmholz bringt unerwartete Gewinne

Was der Sturm "Xynthia" am 28. Februar 2010, also vor fast genau einem Jahr, angerichtet hat, schlägt sich jetzt in den Forstwirtschaftsplänen der Hochwaldgemeinden nieder. Trotz Überangebot stiegen dank Wirtschaftsaufschwung die Verkaufspreise. Doch die Nachhaltigkeit ist die Kehrseite der Medaille. Im Forst wird der Einschlag stellenweise heruntergefahren.

 Inzwischen ist das Sturmholz fast überall aufgearbeitet. Forstleute wie Andreas Annen (vorne) und Michael Maximini können wieder Bäume fällen, die auch tatsächlich dafür vorgesehen sind. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Inzwischen ist das Sturmholz fast überall aufgearbeitet. Forstleute wie Andreas Annen (vorne) und Michael Maximini können wieder Bäume fällen, die auch tatsächlich dafür vorgesehen sind. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Hermeskeil/Kell. Sturm "Xynthia" kam am 28. Februar zu Besuch und warf an einem einzigen Sonntagmittag im Wald der Verbandsgemeinde Kell 30 000 Festmeter um. Das Forstamt Hochwald war mit 25 000 Festmetern Sturmholz betroffen. Die Erlöse, die sich nach einem Jahr in den Forstwirtschaftsplänen der Verbandsgemeinden niederschlagen, fallen höchst unterschiedlich aus.

Zum Erstaunen der Forstleute sind die Verkaufspreise bei diesem Überangebot an Holz damals nicht etwa gefallen, sondern sogar gestiegen, denn der Sturm hatte sich hauptsächlich in Rheinland-Pfalz ausgetobt, und gerade sprang nach der Wirtschaftskrise die Konjunktur wieder an.

Ganz extrem war die Steigerungsrate in Zerf. Dort wurden aus geplanten 58 000 Euro plötzlich 275 000 Euro. "Die teilweise enorm hohen Erlöse sind nur bedingt ein Grund zur Freude", erklärt der Saarburger Forstamtsleiter Helmut Lieser, denn die Nachhaltigkeit der Wälder könne gefährdet sein. "Der Wald ist ja die Sparkasse einer Kommune", fügt er hinzu. Die wurde von "Xynthia" geplündert.

Sein Amtskollege Bernhard Buss vom Forstamt Hochwald in Hermeskeil verzeichnete weniger spektakuläre Sturmfolgen: "Ein Schwerpunkt waren bei uns die Tal- und Hanglagen der Verbandsgemeinde Ruwer. So wurden in Kasel aus einem geplanten Erlös von 8991 plötzlich 24 574 Euro. In Mertesdorf stieg der Gewinn von vorausberechneten 10 212 auf 17 876 Euro. In Ollmuth schnellte der Gewinn von 4481 sogar auf 22 870 Euro.

Diese "zufälligen Nutzungen", wie es im Fachjargon heißt, können laut Bernhard Buss gerade im Nadelholzbereich bis zu 30 Prozent der Ernte ausmachen.

"Wir mussten zugunsten von Revieren mit viel Sturmholz den Ertrag in anderen Gebieten zurückfahren", erklärt der Forstmann, wie im ersten Schritt die Nachhaltigkeit gesichert wird. So schrumpfte der geplante Gewinn im Grimburger Wald von 206 744 auf 184 563 Euro ebenso wie im Forst vom Gusenburg, wo Holz im Wert von 81 850 Euro statt geplanten 92 231 Euro vermarktet wurde.

Die Brennholzpreise zogen überall nur moderat an, denn die Preisempfehlungen von Landesforsten werden von Ortsgemeinderäten meist übernommen.

Die Forstleute sehen angesichts des Klimawandels die Zukunft mit Sorge. Stürme kommen in immer kürzeren Abständen. Hitzewellen wie 2003 mit Käferbefall, die Bäume über Jahre hinaus schädigen, sowie schäl- und verbisswütiges Wild sind weitere Gegner ihrer Planung.

"Unser Ziel ist ein gesunder Mischwald", sagt Bernhard Buss. Seine 30 kommunalen Waldbesitzer haben vor einem Jahr noch einmal Glück gehabt. Verschieden hohe Laub- und Nadelbäume mischen, das bringe mehr Stabilität, und: "Das ist planbar." Doch diese Struktur muss erst einmal wachsen. Extra Zweck der Forstwirtschaft in Rheinland-Pfalz ist, für die Gesellschaft die Leistungen des Waldes als Produzent des Rohstoffes Holz, als Schützer der natürlichen Lebensgrundlagen und als Erholungs- und Freizeitraum nachhaltig zu sichern. Das oberste Ziel von Landesforsten ist es, den höchstmöglichen gesellschaftlichen Gesamtnutzen aller Leistungen des Waldes, sowohl für die heutige Gesellschaft als auch für künftige Generationen, erreichen zu können. (Quelle: Landesforsten)

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