"Supertoll und einfach spitze"

KONZ. Es war ein gelungener Auftakt: Mit der Eröffnung einer Mikroskop-Ausstellung startete das Volkskunde- und Freilichtmuseum Roscheider Hof in die Freiluftsaison. Bei einem Rundgang durch das Museum sowie die historischen Hunsrückweiler überzeugten sich die Besucher von der Vielfalt der Exponate.

"Guck' mal, wie schmuck das alles ist!" Der Begeisterungsruf einer älteren Dame gilt zu Besichtigungsbeginn der 3000 Quadratmeter großen Innen-Ausstellungsfläche mit den Exponaten aus den 50er-Jahren. Typische Accessoires wie eine Tütenlampe sind dort zu sehen. Oder eine Musiktruhe, die mit Radio, Plattenspieler und Hausbar vor 50 Jahren das Nonplusultra in einem Haushalt war. Die Gegenstände nehmen den Besucher mit auf eine Zeitreise und verdeutlichen an anderer Stelle, wie die Menschen in der Vergangenheit ihr Leben meisterten - wie in der Dauerausstellung "Weinbau an Mosel und Saar". Weinbergsöfen in einem nachempfundenen Wingert mit Rebstöcken und Weinbergsgerätschaften rufen zunächst ein Stirnrunzeln bei den jüngeren Besuchern hervor, bis sie die Erklärung auf einer Tafel entdecken: Mit Holz, Kohle oder Öl befeuert, sollten die Öfen einen Schutz der Blüten vor späten Frösten bewirken. Caspary-Bräu und Zinnfiguren

"Der Roscheider Hof braucht sich nicht hinter anderen Freilichtmuseen zu verstecken, im Gegenteil", loben die kostümierten Westernschießer Karin und Hans Dauster aus Saarlouis das Freilichtmuseum. "Sauber und intim" sei die Ausstellung, von der großen Innenausstellung sei man überrascht. Auch der Flame Jos Zoons findet im Krämer-Laden nur begeisterte Worte - und will im Mai mit einer großen Gruppe belgischer Gäste wiederkommen. Durch die Caspary-Bräu-Kneipe ("Schade, dass die Gläser alle leer sind!") geht es in die Ladengasse. Kurzes Schaudern bei einem Blick in die historische Zahnarztpraxis, in der eine Puppe der Behandlung harrt. Dann ein weiterer Höhepunkt: die Zinnfigurenausstellung, die en détail geschichtliche Ereignisse in der Region zeigt. Grundschulkinder haben dort Muße, ein Silbenrätsel zu lösen. Erwachsene tragen sich in das Gästebuch ein. "Einfach spitze", "supertoll", "mehr als wir erwartet haben" lauten die einhelligen Meinungen. Vorbei an dem Raum, der ab Juli bis zu 5000 Spielzeuge beherbergen wird, geht es zurück zum Clambour-Pavillon. Dort eröffnen in diesem Moment Museums-Chef Ulrich Haas und der Sammler Hans-Jörg Dethloff die Ausstellung "Kleine Welt ganz groß" mit mehr als 100 alten Mikroskopen. Dethloff beschreibt kurzweilig vor vielen Gästen, wie er unter anderem auf Flohmärkten zu den Exponaten kam. Das älteste Stück, ein Holzmikroskop, stamme aus dem 18. Jahrhundert. Nach der Vernissage lockt das frühlingshafte Wetter Familien und Kinder zum Spielplatz, auch die Terrasse vor der Hofschänke bevölkert sich zunehmend - Zeit für eine Stärkung. Nach der Visite der Takenplattenausstellung geht es hinein in den Rosen- und Kräutergarten, bis man zu den 13 originalgetreu wieder aufgebauten Häusern, Ställen und Werkstätten aus dem Hunsrück gelangt. Ganz in der Nähe steht ein Gebäude, das ab Herbst das neue Waldmuseum sein wird. "Wie sich das alles in den letzten Jahren herausgeputzt hat!", sagt die ältere Dame nach dem Rundgang lobend. Im Museum stecke sichtbar viel Idealismus.

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