Täglich 110 Sattelschlepper voll Müll

Saarburg · Zehn Monate lang könnten täglich 110 Sattelzüge voll Müll unterwegs sein. So viel Aufwand wäre nötig, um den Müll aus der alten Saarburger Deponie nach Mertesdorf zu bringen. Diesen Plan hat der Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Trier. Erstmals hat der ART seine Pläne in Saarburg vorgestellt.

Saarburg. Sie schlummern unter der Erde, aber sie machen trotzdem noch Arbeit: die Müllreste der alten Deponie in Saarburg. Zum ersten Mal hatten Bürger und Ratsmitglieder die Gelegenheit, vom Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Trier (ART) zu erfahren, was dieser mit der Deponie vorhat: Der ART war in der gemeinsamen öffentlichen Sitzung der Hauptausschüsse von Verbandsgemeinde (VG) und Stadt zu Gast. Das öffentliche Interesse am Thema hielt sich in Grenzen. Zuhörer? Fehlanzeige. Auch die Grünen - sie sind mit jeweils einem Mitglied in beiden Ausschüssen vertreten - fehlten.
Der Plan:
Der ART möchte die Deponie gerne ins Entsorgungs- und Verwertungszentrum nach Mertesdorf umlagern, statt sie vor Ort zu sanieren (siehe Extra). "Vergleichen Sie es mit der Restauration eines alten Weinfasses", erklärte ART-Geschäftsführer Max Monzel. "Wir restaurieren dieses Fass, aber wir wissen, dass es keinen Boden hat. Da stellt sich doch die Frage: Sollen wir nicht ein anderes Fass kaufen?" Die Kosten - zwölf bis 14 Millionen Euro - hielten sich ungefähr die Waage, so Monzel. Betriebswirtschaftliche Gründe steckten nicht dahinter. "Es geht um Nachhaltigkeit." Und daher sei der Müll in Mertesdorf besser aufgehoben. Angst vor steigenden Gebühren müssen die Kunden nicht haben, versichert Monzel. "Ich gehe nach den Kenntnissen aus den heutigen Unterlagen nicht davon aus, dass die Gebühren erhöht werden müssen." ´Die Umlagerung zieht allerdings erheblichen Schwerlastverkehr mit sich. 110 Sattelzüge am Tag, rund zehn Monate lang. Als favorisierte Route gilt der Weg über Tobiashaus, Könen und Trier nach Mertesdorf, 38 Kilometer über Bundesstraßen. Alternative längere Routen wären über Ayl, Irsch, Pellingen und Trier oder über Ayl, Irsch, Zerf, Kell am See und Reinsfeld Richtung Mertesdorf.
Die Reaktionen:
Die Fraktionsmitglieder von CDU, SPD und FWG befürworteten den Abtransport. Das sei für das Grundwasser vor Ort die sicherste Lösung. Was eine mögliche Geruchsbelästigung während des Abtragens betrifft, gaben Herbert Kugel von der ART und Bernd Richter vom beratenden Ingenieurbüro Björnsen Entwarnung. "Wir gehen im Moment davon aus, dass keine Geruchsbelästigungen zu befürchten sind", sagte Kugel. Der Müll wird im Dünnschichtverfahren abgetragen. Jeweils etwa eineinhalb Meter dicke Schichten, Stück für Stück. Dadurch werde, so Richter, die obere Schicht bereits belüftet. Zudem besteht die Möglichkeit, einzelne Abschnitte auch vorab aktiv zu belüften. Und: "Bei extremen Wetterlagen könnte man die Arbeiten gegebenenfalls unterbrechen", sagte Richter. Für den Bürgermeister der VG, Leo Lauer, gibt es in Sachen Transport keine Kompromisse. "Für uns gibt es nur eine Route - Richtung Tobiashaus und Könen nach Trier." Bei der Frage des Ayler Ortsbürgermeisters Siegfried Büdinger, ob man denn die anderen Routenoptionen aus der Planung herausnehmen könnte, verwies Monzel auf die Verbandsversammlung des ART. Dieses politische Gremium entscheide. Er könne daher keine Versprechen machen.
Probelauf und Verfahren:
Voraussichtlich im November startet der ART mit Probeentnahmen an der Altdeponie. Das Genehmigungsverfahren dafür läuft zurzeit. Frühestens Februar 2014 könnte die Umlagerung beginnen. Vorher muss unter anderem die Verbandsversammlung zustimmen. Außerdem durchläuft das Vorhaben ein Planfeststellungsverfahren. Frühestens in 15 Jahren könnte der ehemalige Müllberg ein Naherholungsgebiet sein - eines, das der ART aber immer noch bewacht und kontrolliert. Denn dazu ist er auch noch verpflichtet, wenn die letzten Müllreste aus Saarburg längst verschwunden sind. Auf der seit 1995 stillgelegten Hausmülldeponie liegen rund 280 000 Kubikmeter Müll aus 40 Jahren. Das entspricht ungefähr 112 Olympiaschwimmbecken. Der Zweckverband ist für die Nachsorge der Deponie per Gesetz verpflichtet. Er muss dafür sorgen, dass sie auf Dauer sicher ist. An der Deponie gibt es Sickerwasser, außerdem läuft Wasser an den Seiten entlang. Um die Deponie dauerhaft abzusichern, muss sie entweder komplett versiegelt oder abgetragen werden. Da die Kippe am Boden aber nicht versiegelt ist, wäre hier eine vollständige Einkapselung gar nicht möglich. jka

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