Tawerner kümmern sich um giftigen Schutt - Ortsbürgermeister dementiert unsachgemäßen Umgang mit Gefahrenstoff

Tawern-Fellerich · Gemeindearbeiter haben das alte Gefrierhaus in Fellerich abgerissen. Die Isolierung des Gebäudes enthielt giftige Kohlenwasserstoffe. Weil ein Bürger befürchtete, dass die Stoffe unsachgemäß entsorgt worden sind, hat er Anzeige erstattet. Der Tawerner Ortsbürgermeister streitet den Vorwurf ab und bekommt Rückendeckung von den Umweltbehörden.

 Die alte Gefrierhalle in Tawern-Fellerich war zum Teil mit giftigen Stoffen gedämmt. Foto: privat

Die alte Gefrierhalle in Tawern-Fellerich war zum Teil mit giftigen Stoffen gedämmt. Foto: privat

Foto: (h_ko )

Früher haben die Fellericher in dem Gefrierhaus zwischen Schul- und Mittelstraße ihre verderblichen Lebensmittel gelagert. Heute ist von dem garagenähnlichen Gebäude, das in den 1950er Jahren gebaut wurde, fast nichts mehr übrig. Nur die Bodenplatte deutet darauf hin, dass die kleine gekühlte Lagerhalle dort stand. Gemeindearbeiter haben das Gebäude laut dem Tawerner Ortsbürgermeister Thomas Müller abgerissen.

Weil sich die Tawerner selbst um die Sache gekümmert haben und kein Fachunternehmen eingeschaltet haben, wurde bei der Kriminalpolizei in Trier Anzeige erstattet. Denn: In der Isolierung des Gebäudes waren polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (Pak) verbaut. Diese teerhaltigen Giftstoffe sind bei längerem Einwirken in die Haut krebserzeugend. Seit 2002 sind Pak-haltige Gemische per Abfallverordnung als gefährliche Abfälle definiert. Deshalb müssen Pak ordnungsgemäß entsorgt werden.

"Ich weiß, was das für Material ist", sagt Müller auf TV-Anfrage. Laut dem Ortsbürgermeister ist die Anzeige bei der Polizei vollkommen unberechtigt eingegangen. Denn die Gemeindearbeiter hätten alle notwendigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Sie haben laut Müller Schutzanzüge, Handschuhe und Atemmasken getragen und am 13. Mai zuerst die Isolierung mit den Giftstoffen entsorgt und später die Wände abgerissen. Das mutmaßlich giftige Material sei in spezielle dafür vorgesehene Säcke gepackt und bei einem Entsorgungsunternehmen abgegeben worden. Müller wusste von den gifthaltigen Stoffen aus einem Gutachten. Die Gemeinde hatte angefragt, ob ein Abrissunternehmen, das auf dem Nachbargrundstück im Auftrag einer Immobilienfirma Platz für ein Mehrfamilienhaus schafft, das ehemalige Gefrierhaus gleich mit abreißen könne. Das Abrissunternehmen ließ ein Gutachten für das Gebäude erstellen - dabei wurde das belastete Material festgestellt.

Das Angebot für die professionelle Entsorgung war laut Müller sehr teuer. Deshalb habe er sich mit seinen Gemeindearbeitern beraten und beim Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Trier (ART) erkundigt, wie in einem solchen Fall vorzugehen sei. Der Ortsbürgermeister belegt seine Darstellung des Sachverhalts unter anderem mit einer E-Mail vom 12. Mai an den ART und mit Rechnungen eines Entsorgungsunternehmens.

Nach der Anzeige hat die Kripo den Fall an die zuständigen Umweltbehörden weitergegeben. Und Mitarbeiter der Trier-Saarburger Kreisverwaltung und der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord haben das Abrissgrundstück gleich nach Eingang der Anzeige geprüft. Es seien keine Überreste gefährlichen Abfalls mehr gefunden worden, heißt es bei den Behörden auf TV-Anfrage. Bei dem von Müller benannten Entsorgungsunternehmen seien die Abfälle ordnungsgemäß gelagert und abgepackt gewesen. Die SGD-Nord habe zur Prüfung zwei Proben in Fellerich genommen. "Wenn noch etwas zu erledigen ist, dann machen wir das", betont Ortsbürgermeister Müller. "Wir haben nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt."Extra

"Engagiert der Auftraggeber eine Fachfirma, um Giftstoffe zu entsorgen, geht er auf Nummer sicher", sagt Egbert Adams. Er ist promovierter Ingenieur und arbeitet bei der Umweltgeotechnik GmbH, die Büros in Serrig (VG Saarburg) und Nonnweiler-Otzenhausen (Saarland) hat. Doch laut Adams können auch Laien polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe entsorgen, ohne sich direkt großen Gefahren auszusetzen. Im Gespräch mit dem TV erklärt er, worauf es bei der Entsorgung ankommt. Die Arbeiter sollten Schutzanzüge, Handschuhe und mindestens Partikelmasken tragen. Nach der Arbeit müssen sie die Einmalanzüge wegwerfen und die Hände sorgfältig waschen, bevor sie essen. "Bei Pak ist das nicht so kritisch wie bei Asbest", sagt Adams. Bei Asbest reiche eine Faser in der Lunge, um eine Krebserkrankung auszulösen. Bei Pak sei das eine Frage der Konzentration im Blutkreislauf und der Menge an Material, mit dem man konfrontiert werde. Adams empfiehlt Arbeitgebern und Arbeitnehmern jährliche arbeitsmedizinische Untersuchungen, sollten häufiger Giftstoffe im Spiel sein. Nur so könnten Arbeitnehmer im Falle einer Schädigung Ansprüche bei der Berufsgenossenschaft anmelden. Zur Absicherung empfiehlt er Kommunen, die solche Stoffe in Eigenleistung entsorgen, alle Vorgänge zu dokumentieren. Der Tawerner Ortsbürgermeister Thomas Müller bestätigt auf TV-Anfrage, dass die Tawerner Gemeindearbeiter ohnehin jährlich arbeitsmedizinisch untersucht werden. cmk

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort