Tawerner will Schlecker zu Dorfladen machen

Tawern · Dorfläden sind eine heikle Sache, ihre Wirtschaftlichkeit steht und fällt mit der Unterstützung im Ort. Christian Bock will trotzdem ein Geschäft in Tawern etablieren. Dazu plant er zunächst einen Infoabend am Freitag, 26. Oktober.

 Christian Bock setzt sich für einen Dorfladen in der ehemaligen Schlecker-Filiale ein. TV-Foto: Christian Kremer

Christian Bock setzt sich für einen Dorfladen in der ehemaligen Schlecker-Filiale ein. TV-Foto: Christian Kremer

Tawern. Christian Bock hat einen Traum. Er kämpft für einen Dorfladen in Tawern. Seit der Schließung der örtlichen Schleckerfiliale im Juli sind zwar in dem Ort noch zwei Bäckereien und ein Metzger angesiedelt. Ein Geschäft, in dem die 2700 Bürger Toilettenpapier, Konserven oder Lebensmittel außer Fleisch und Backwaren kaufen können, gibt es aber nicht mehr.
Bock, der für die SPD im Gemeinderat mitwirkt, will die Dorfladeninitiative unabhängig von Parteiinteressen verstanden wissen. "In Tawern wird es in naher Zukunft immer mehr ältere Menschen geben, die nicht mehr in der Lage sein werden, nach Konz oder Saarburg zum Einkaufen zu fahren", beschreibt er seine Motivation.
Ortsbürgermeister Josef Weirich (CDU) will die Initiative unterstützen, gibt jedoch zu bedenken: "Wir müssen aber schauen, dass wir das wirtschaftlich auf die Beine stellen." Er selbst habe vor zehn Jahren - nach der Schließung des örtlichen Edeka-Marktes - schon einmal versucht, einen neuen Laden nach Tawern zu locken. Damals sei das jedoch an mangelnden Wirtschaftlichkeitsprognosen gescheitert.
Bock lässt sich dadurch nicht beirren. Er hat mit etlichen Tawernern gesprochen, so dass seine Idee schon ein Gesprächsthema im Dorf ist. Außerdem hat er einen potenziellen Lieferanten kontaktiert und mit dem Besitzer des ehemaligen Schlecker-Ladenlokals über eine mögliche Anmietung der Räume gesprochen. Und er hat die Gemeinde Klausen (Landkreis Bernkastel-Wittlich) besucht. Dort gibt es seit 2007 einen Dorfladen, in dem alles für den täglichen Bedarf zu haben ist. Der Klausener Ortsbürgermeister Alois Meyer spricht von guten Erfahrungen. "Der Laden trägt sich im Wesentlichen selbst", sagt er. Im Vorfeld habe die Gemeinde eine Einwohnerversammlung organisiert, bei der die Idee auf großes Interesse gestoßen sei. Eine solche Versammlung ist am Freitag, 26. Oktober, 19 Uhr, auch im Tawerner Bürgerhaus geplant (siehe Extra).
Um das Projekt umzusetzen, hat Meyer bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion die Gründung eines Trägervereins beantragt, der sich um den Ladenbetrieb kümmert. Inzwischen hat der Verein mehr als 50 Mitglieder - darunter die Ortsgemeinde. Zur Anschubfinanzierung habe die Gemeinde dem Verein einen zinslosen Kredit gewährt, der abgezahlt werde, sagt Meyer.
"Die Gesetze der Ökonomie gelten auch für diesen Laden", führt er weiter aus. Damit sich ein Geschäft halten kann, müssen laut Meyer etwa 100 000 Euro Umsatz im Jahr reinkommen. Die wichtigste Voraussetzung? "Wenn ich Infrastruktur im Dorf haben will, muss ich auch bereit sein, das zu unterstützen", sagt Meyer. Hier seien vor allem junge Familien gefragt, die im Dorf statt in benachbarten Discountern einkaufen müssten. In Klausen sei das Konzept aufgegangen. Der wirtschaftliche Verein soll ab 2013 sogar Miete an die Ortsgemeinde zahlen, sagt Meyer. In Tawern muss sich ein solches Interesse aber erst herauskristallisieren.
Extra

Damit die Tawerner Geschäftsleute etwas von dem neuen Laden haben, will Christian Bock sie einbinden. Um eine Konkurrenzsituation zu vermeiden, will er von Backwaren über Fleischprodukte bis hin zu Obstbränden und Viez regionale Produkte in dem Dorfladen verkaufen. Die Tawerner Geschäftsleute stehen der Idee offen gegenüber: Lothar Lex, Inhaber der Landmetzgerei Lex, fände einen Dorfladen auf jeden Fall gut. "Ich würde meine Produkte auch dort verkaufen", sagt er. Er warnt aber davor, dass ein solches Geschäft mit einem großen Risiko behaftet sei. Skeptisch ist auch Michael Borens, Inhaber der Bäckerei Borens. Aber auch er unterstützt die Idee: "Die wollen Backwaren von uns beziehen - das wäre ja ein zusätzlicher Vertriebsweg für mich." Er bedauert, dass sich die Infrastruktur in Tawern in den vergangenen Jahren verschlechtert hat. Auch die Dorfbäckerei Eppers begrüßt die Absicht. In ihrem Ladenlokal liegen sogar Unterschriftenlisten für das Projekt aus. cmkExtra

Um auszuloten, wie groß das Interesse der Tawerner an einem Dorfladen ist, ist am Freitag, 26. Oktober, 19 Uhr, ein Infoabend im Bürgerhaus geplant. Neben Christian Bock wird auch Alois Meyer, Ortsbürgermeister von Klausen, dort sein, um über den Laden in seinem Ort zu sprechen. Für alle Tawerner, die am nächsten Freitag keine Zeit haben, hat Bock Unterschriftenlisten ausgelegt. Zu finden sind sie in der Pizzeria La Taverna, bei Zahnarzt Kroon, im Blumenladen "Die Blume", bei der Dorfbäckerei Eppers und in der Sparkasse Tawern. cmk

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