Testfahren der ADAC Rallye in Kommlingen – Showstart in Trier (Update/Fotostrecken)

Konz-Kommlingen/Trier · In Kommlingen ist am Donnerstag die ADAC Rallye Deutschland mit dem Shakedown, also den Testfahrten, gestartet. Trotz durchwachsenem Wetter kamen Menschen aus ganz Europa in das kleine Dorf. Am Donnerstagabend feiern die Fans in Trier ihre Teams.

Testfahren der ADAC Rallye in Kommlingen – Showstart in Trier (Update/Fotostrecken)
Foto: Hans Krämer

Noch geht es nicht um Tausendstelsekunden, noch sieht man keine Sprünge über Kuppen oder Drifts durch spitze Kurven. Geradezu brav rollen die Rallyeboliden auf die kleine Rampe vor der Porta Nigra. Die Teams steigen aus, winken kurz, beantworten eine Frage oder zwei und rollen weiter durch die abgezäunte Gasse über Simeonstraße und Hauptmarkt. Eine Show, die sich wieder Tausende nicht entgehen lassen wollen.

Bei bester Stimmung verfolgen sie die Vorstellung von Opel- und Citroënfahrern, deren Namen nur diejenigen kennen, die den Rallyesport intensiv verfolgen. Aber die Vorfreude auf die Superstars steigt. Wie immer stehen die Zuschauer in der Simeonstraße dicht an dicht. Unter den Fans befinden sich besonders viele Belgier. Kein Wunder, denn die Heimatstadt des Siegers der Deutschlandrallye 2014, Thierry Neuville, liegt keine 100 Kilometer von Trier entfernt.

Das Publikum reagiert mit einem kurzen Heiterkeitsausbruch, als einer der Piloten auf dem Weg von der Rampe einen Blumenkübel rammt. Hilfreiche Hände des ADAC hechten herbei, um den Schaden zu beseitigen.

Die Illumination der Porta Nigra ist dem Trierer Organisationsteam um Manfred Kronenburg wieder hervorragend gelungen. Die in allen Farben glühenden Fenster sind eine tolle Kulisse. Es gibt Sonderapplaus für den Birkenfelder Polizisten Marijan Griebe, der ebenfalls zu den Piloten gehört. Gegen 21.30 Uhr rollen die Teams, die bis Sonntag in der Region um Punkte und Sekunden kämpfen, vor die Porta. Darunter Stars wie der amtierende Weltmeister Sébastien Ogier (Frankreich), Jari-Matti Latvala (Finnland) und Andreas Mikkelsen (Norwegen). Überraschung: Triers Baudezernent Andreas Ludwig begrüßt die Top-Fahrer mit einer Deutschlandfahne. Die Stimmung ist großartig, die Fans gehen mit - viele von ihnen haben bereits am Nachmittag das Abschlusstraining (Shakedown) in Konz erlebt.

Szenenwechsel: Mit knatterndem Motor rast das Rallyeauto über die schmale Straße an den Rebstöcken vorbei. In der engen Kurve quietschen und qualmen die Reifen. Dann tritt der Fahrer aufs Gas und schon ist der Wagen wieder aus dem Blickfeld verschwunden. Nur das röhrende Geräusch des Motors ist noch eine ganze Weile zu hören. Die zahlreichen Zuschauer am Streckenrand jubeln. Aus ganz Europa sind sie heute ins kleine Kommlingen gekommen, denn dort steht der Shakedown, also das Testfahren der ADAC Rallye Deutschland, auf dem Programm. Seit gestern und noch bis Montag kämpfen die Rallyefahrer in und um Trier um wichtige Punkte für die Weltrangliste.

Ganz vorne an der Absperrung feiern vier besonders auffällige Gestalten: Es sind Clement Vinieux aus Saint Etienne und drei seiner Freunde. Die Rallyefans haben sich als Figuren aus der französischen Comicreihe "Asterix" verkleidet und schwenken eine französische Fahne. "Es ist schön hier in Kommlingen", erzählt Clement. Die Nachwuchs-Gallier trinken Wein aus Tetrapacks und brüllen den vorbeifahrenen Autos hinterher. Sie wollen das ganze Wochenende über die Rallye mitverfolgen.

Auch Bertif Hässelås aus Schweden ist unter den Zuschauern. Vor einem Jahr hat er mit einigen Freunden einen Oldtimerclub gegründet. Gemeinsam touren sie nun durch Deutschland. In Berlin und im Porsche-Museum in Stuttgart waren die Männer schon. Klar, dass sich echte Autofans auf Deutschlandreise auch die Rallye nicht entgehen lassen. "Kommlingen gefällt mir gut", sagt er in gebrochenem Englisch. "Ich war noch nie in dieser Gegend. Kommlingen ist ein sehr kleines Dorf, aber ich komme selbst aus einem sehr kleinen Dorf in Schweden. Ich mag das."
Die erfahrenen Rallyebesucher haben Klappstühle mitgebracht, einige haben auch Trittleitern im Gepäck. Die dienen als Sitzgelegenheit oder Aussichtsplattform, je nachdem, wie müde die Beine gerade sind.

Ein internationales Event

Wo viele Menschen unterwegs sind, stehen auch viel Autos herum: Um genug Parkmöglichkeiten zu schaffen, hat das Kommlinger Organisationsteam zwei riesige Wiesen um das Dorf zu Parkplätzen umfunktioniert. Der Verkehr läuft trotz der schmalen Straßen recht flüssig, das Verkehrssystem, dass sich die Organisatoren ausgedacht haben, funktioniert. "Es läuft gut heute", vermelden die Einweiser an der Straße zufrieden. Man sieht Kennzeichen aus ganz Europa: Besucher aus Trier sind genauso dabei wie aus England, Irland, Frankreich, Polen, Belgien, Finnland und vielen weiteren Ländern.

Der Shakedown in Kommlingen ist keine kleine Nummer, sondern ein internationales Event, das wird schnell klar. Helmut Birnfeld aus Trier, der an der Kasse aushilft, bestätigt dies: "Den meisten Leuten ist das ja gar nicht so recht bewusst, aber das hier ist ja nicht irgendein Rennen. Das ist ein Weltmeisterschaftslauf, der deutsche Weltmeisterschaftslauf, und das unter anderem im kleinen Kommlingen. Das ist doch unglaublich!" Er, der zum ersten Mal als Helfer in Kommlingen dabei ist, war in den 60er Jahren selbst als Rallyfahrer aktiv. "Das ist schon lange her", sagt er lachend und winkt ab. Im TV habe er davon gelesen, dass die Kommlinger für den Shakedown noch Helfer suchten - und da habe er sich eben gemeldet.

Kaffee statt Sonnenschein

Wie Birnfeld ist auch Gerlinde Thul Teil des Helferteams. Im Gegensatz zu dem ehemaligen Rallyfahrer ist die Kommlingerin aber von Anfang an dabei. In diesem Jahr ist sie für den Verkauf von Essen und Getränken zuständig. Seit 6 Uhr sei sie für die Rallye unterwegs, erzählt sie. Der Kaffee liefe an diesem grauen, verregneten Tag besonders gut. "Für kalte Getränke ist es wahrscheinlich zu kühl." Sie hat gehofft, dass zum letzten Shakedown in Kommlingen besonders viele Besucher nach Kommlingen kommen. "Aber da hat uns wohl das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Schade, wirklich schade. Wir haben gehofft, dass das Wetter zumindest bis zum Nachmittag hält."

Ab dem nächsten Jahr zieht die ADAC Rallye Deutschland von der Region Trier ins Saarland um . Zwar wird es in der Umgebung vermutlich immer noch Rallyeläufe geben - aber der Shakedown in Kommlingen ist dann Geschichte.

Am späten Vormittag kommt es zu einem traurigen Zwischenfall: Ein Zuschauer kollabiert am Streckenrand und stirbt . Das Training wird für eine Stunde abgebrochen, anstelle von Rennwagen fahren Krankenwagen und Polizei über die Strecke. Für einen Moment erwachen Erinnerungen an 2012, als bei einem Unfall beim Kommlinger Shakedown vier Menschen verletzt wurden - anders als damals hat das Unglück aber nichts direkt mit der Rallye zu tun.

Gegen viertel vor zwölf geht der Shakedown dann auch normal weiter. Die Zeit, die mit der Zwangspause verloren geht, wird am Nachmittag drangehängt: Bis etwa 17 Uhr drehen die Autos auf der 4,5 Kilometer langen Rundstrecke ihre Kreise. Mitorganisator Ralph Walter aus Kommlingen zieht ein positives Fazit: "Im Großen und Ganzen ist alles sehr gut gelaufen." Er lobt vor allem die Hilfsbereitschaft und den Willen der Helfer. Genauere Besucherzahlen gäbe es noch nicht, doch: "Es lief ähnlich gut wie in den vergangenen Jahren auch." Besucher stirbt an der Rennstrecke

Testfahren der ADAC Rallye in Kommlingen – Showstart in Trier (Update/Fotostrecken)
Foto: Redaktion

Ein 68-jähriger Belgier ist während dem Abschlusstraining in Kommlingen gegen 10.40 Uhr zusammengebrochen. Dies teilt die Polizei mit. Der Mann sei trotz sofort eingeleiteter Rettungsmaßnahmen von anderen Zuschauern und Rettungskräften noch vor Ort gestorben. Die Polizei vermutet internistische Gründe, Hinweise auf eine Fremdeinwirkung lägen nicht vor. Nach Angaben der Polizei seien die Angehörigen des Verstorbenen durch Polizei und Hilfskräfte vor Ort betreut worden. Das Rennen wurde unterbrochen und gegen 11.45 Uhr fortgesetzt. red/daf

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