Testfall für Europa

Nein, es gibt keinen Anlass zum empörten Aufschrei. Noch ist das Projekt "Tanklager-Erweiterung Mertert" von der Realisierung weit entfernt. Verständlich, dass die luxemburgischen Behörden erst einmal unter sich ausmachen, ob das von einer Privatfirma favorisierte Vorhaben tatsächlich umgesetzt wird.

Zumal nationale Interessen mitspielen, die nachvollziehbar sind. Immerhin ist mit den Lagerkapazitäten für Kraftstoff auch ein Stück luxemburgischer Autonomie verbunden. Und ob die Deutschen bei einem luxemburgischen Kraftstoff-Engpass uneigennützig helfen würden, müsste sich erst einmal zeigen. Sollte das Projekt allerdings ein konkretes Planungsstadium erreichen, dann können alle weiteren Schritte nicht ohne die Institutionen und die Bevölkerung diesseits der Mosel stattfinden. Dann stehen die luxemburgischen Behörden in einer umfassenden Informationspflicht - moralisch, politisch und möglicherweise auch juristisch. Das Tanklager-Projekt ist auch eine Art Lackmus-Test auf die Tragfähigkeit der europäischen Idee. Wenn Europa nämlich mehr sein soll als ein Schönwetterprogramm, dann müssen die Nachbarn ernsthaft einbezogen werden bei Projekten, die auch die Nachbarn betreffen. Wirkliche Freundschaften bewähren sich immer dann, wenn man mal nicht einer Meinung ist. m.moeller@volksfreund.de

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