Theater und die Enkelchen

ZERF. (hm) Die jährlichen Aufführungen der Theatergruppe des Heimatvereins Zerf sind stets ausverkauft, wie das auch in diesem Jahr wieder festzustellen war. Einen großen Anteil daran hat der Oberzerfer Paul Justinger, der nicht selten die Hauptrolle in dem Ensemble spielt.

Wenn Paul Justinger auf der Theaterbühne steht und alle Register seines Könnens zieht, dann bleibt kein Auge trocken. Sein Humor ist einzigartig und reißt Mitdarsteller und Zuschauer gleichermaßen mit. Nicht selten geht ein Raunen durch die Zuschauerreihen bei denen, die Justinger nicht kennen. Wie alt er sei, wird dann oft gefragt. "Es ist unglaublich, was dieser Mann auf der Bühne leistet", stellt der Vorsitzende des Heimatvereins, Dieter Quint, fest. "Kaum zu glauben, dass er 73 Jahre alt ist." Darüber kann Justinger nur schmunzeln. "Das Alter ist doch kein Hinderungsgrund", sagt der verheiratete Familienvater von drei Kindern und Opa von fünf Enkeln, der 30 Jahre lang bei Villeroy und Boch in Mettlach beschäftigt war. Theater spiele er seit 18 Jahren, so lange bestehe die Gruppe schon, und es mache ihm immer noch einen Riesenspaß. "Was mich am meisten freut, ist, dass ich mit jungen Darstellern spielen kann. Wir akzeptieren uns gegenseitig, und ich fühle mich jung dabei." Wie er seine Rollen lernt? Etwas eigenwillig, sagt er. "Ich lerne die Rollen nicht, ich lese sie, und zwar die Woche zweimal, in der Woche vor einer Aufführung jeden Tag. Da wir auf Mundart spielen, muss der Inhalt stimmen, die Sätze gestalte ich da schon mal selbst etwas um." Wenn es ein muss, dann macht Justinger auch schon mal etwas Ausgefallenes. Das geht so weit, dass er, wenn die Rolle es verlangt, nur mit einer kurzen Hose bekleidet auf der Bühne steht. Ganz im Sinne der Zuschauer, die alle Fans von Justinger sind, wie man bei Aufführungen unschwer feststellen kann. Das müsse aber doch nicht sein, sagt Ehefrau Emma, die in das Gestalten des Bühnenbildes mit einbezogen ist. Seine Reaktion: Bei einem der nächsten Auftritte rieb er seinen Oberkörper mit brauner Farbe ein. "Das sah dann nicht so nackt aus." Ein Problem gebe es schon beim Theater spielen. Sein Gehör sei nicht mehr das Beste. "Wenn ich dann hinter der Kulisse stehe und mein Stichwort fällt, dann muss ich schon mal einen Schubs in die Seite bekommen, damit ich weiß, dass ich an der Reihe bin." Ob er noch Lampenfieber habe? "Das ist jedes Mal dabei. Aber meist nach 10 Minuten ist es vergessen. Und wenn die ersten Lacher oder der Beifall kommen, geht sowieso alles viel einfacher."

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