Tingeln für die Vereinskasse

ZEMMER. Nachwuchssorgen hat der Musikverein Zemmer nicht. Das ist einerseits erfreulich, bereitet andererseits jedoch Kopfzerbrechen. Denn es fehlt schlicht am Geld für Noten, Instrumente und Vereinsuniformen. Mit einem Umzug in Zemmer möchte der Verein um Unterstützung für seine Jugendarbeit werben.

Etwa 20 Kinder und Jugendliche lassen sich derzeit beim Musikverein Zemmer an Instrumenten ausbilden. "Wir freuen uns sehr über das große Interesse und unterstützen es natürlich", sagt Jugendwartin Conny Blesius.Kosten steigen, und Zuschüsse werden gekürzt

Aber genau da fängt das Problem an: Die Jugendausbildung wird pro Kind über 24 Monate mit insgesamt 240 Euro gefördert. Zudem müssen Instrumente bereitgestellt werden. Treten die Kinder dem Verein bei, brauchen sie Uniformjacken für die Auftritte. Die letzten wurden 1989 angeschafft, sind teilweise zerschlissen und reichen bei weitem nicht aus. Um die Lücken zu decken, besteht ein Finanzbedarf von 4000 bis 5000 Euro "Mit diesen und den Aufwendungen für den Dirigenten und Notenmaterial hat der Musikverein - verglichen mit anderen - die höchsten laufenden Kosten", sagt Blesius. Die Finanzdecke ist indes mehr als dünn, denn gleichzeitig brechen Einnahmequellen weg. Aufgrund ihrer angespannten Haushaltslage sah sich die Gemeinde gezwungen, allen Vereinen die Zuschüsse für die Jugendarbeit zu streichen, 800 Euro weniger, mit denen der Musikverein rechnen kann. "Dazu beobachten wir schon länger, dass die Zahl der inaktiven Förderer abnimmt. Es sind hauptsächlich ältere Leute, die uns unterstützen, jüngere kommen nicht nach."Musiker bezahlen Noten aus eigener Tasche

Auch eine weitere Entwicklung verursacht Kopfzerbrechen: Extra veranstaltete Konzerte haben immer weniger Zulauf und bringen damit weniger Geld ein. "Übersättigung!", vermutet Conny Blesius. Dabei sind es gerade Veranstaltungen wie Musikfeste, an denen der Verein zeigen möchte, dass er an Blasmusik einen durchaus hohen Anspruch stellt. "Wir versuchen, mit neuen Ideen Anreize zu schaffen. Nur, attraktive Notensätze wie James-Bond- oder Musical-Melodien kosten enorm viel Geld. Wenn wir nicht engagierte Mitglieder hätten, die solche Ausgaben aus eigener Tasche bezahlen, könnten wir uns das nicht leisten." Mit seinen Sorgen steht der Musikverein Zemmer nicht alleine da: "In anderen Orten ist es ähnlich", weiß Conny Blesius und erzählt von einer Aktion des Musikvereins Aach, die jetzt in ähnlicher Form auch in Zemmer stattfinden soll. Am dritten Advent, 12. Dezember, zieht das Jugendorchester des Vereins ab 14 Uhr durch den Ort, spielt Weihnachtslieder und bietet dazu Glühwein und Plätzchen an. Dazu werden Infoblätter verteilt, die auf die Misere aufmerksam machen sollen. "Wir wollen wachrütteln, denn dadurch, dass es so selbstverständlich ist, dass der Musikverein immer da ist, macht sich vielleicht kaum einer Gedanken."Ideen statt Resignation

Ideen statt Resignation heißt die Devise, auch für das nächste Jahr. Angedacht ist zum Beispiel ein musikalisches "Spiel ohne Grenzen". Dazu Conny Blesius: "Wenn wir den Kopf in den Sand stecken würden, würden wir die Arbeit nicht mehr machen."

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