TV-Archiv Todesfalle am Wasserwerk: Hunderte Amerikaner starben 1945 bei Angriff auf Schoden

Schoden/Wiltingen/Konz · In Konz und Wiltingen erinnern noch drei Bunker an die erbitterten Kämpfe am Westwall am Ende des Zweiten Weltkriegs, die in Schoden für mehrere Hundert GIs tödlich endeten. Ein Beitrag aus unserem Archiv aus dem Jahr 2016.

Zweiter Weltkrieg: Hunderte Amerikaner starben 1945 bei Angriff auf Schoden​
Foto: akg-images GmbH

Er war eines der Lieblingsprojekte eines Größenwahnsinnigen. Mehr als 18 000 Bunker Stollen, dazu zahllose Gräben und Panzersperren sollten das Deutsche Reich vor einem Angriff der Franzosen schützen. Innerhalb weniger Jahre entstand ein Bollwerk, das das Reich nach Westen hin sichern sollte: von Militärs wurde es Hitler-Linie genannt. Ab November 1938 setzte sich zunehmend der Begriff Westwall durch.
Rund 70 Anlagen des rund 630 Kilometer langen Verteidigungswalls sollten in dem Bereich zwischen Schoden und Wiltingen verhindern, dass die Feinde die Saar überqueren. Die meisten der Bauwerke sind heute nur noch von Experten zu erkennen, da sie nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs oft gesprengt wurden. Drei Bunker sind in der Region erhalten geblieben und können besichtigt werden. Der wahrscheinlich älteste Bau ist die sogenannte Villa Gartenlaube in der Konzer Granastraße. Er wurde im Zuge des Pionier-Programms im Jahr 1937 errichtet und kann seit einem Jahr besichtigt werden (siehe Extra).

In Wiltingen sind noch zwei Bunker erhalten (Extra). Zum einen ist das ein Artilleriestand, zum anderen ein Maschinengewehr(MG)-Schartenstand. Vom Artilleriestand aus hatten die Deutschen freie Sicht auf Schoden und Ayl. Von hier aus ließ sich beobachten, wo die Amerikaner ihre schweren Granatgeschütze stehen hatten. Der MG-Schartenstand sollte die Wiltinger Brücke sichern, die gleichwohl vor Eintreffen der Amerikaner Ende Februar 1945 gesprengt wurde.

Wanderung zu den Bunkern

Die beiden Bunker sind auch das Ziel einer Tageswanderung, die die Gemeinde Schoden zu ihrem 1200-Jahr-Jubiläum am Sonntag, 8. Mai, 10 Uhr, anbietet. Startpunkt ist die Freizeitanlage Multi-Kulti (siehe Extra). Dort stand ein Bunker mit sechs Schießscharten mit dem Tarnnamen Wasserwerk. Von hier aus konnte der Uferbereich zwischen Ockfen und Schoden unter Feuer genommen werden, sagt Gerd Feilen, der gemeinsam mit Sven Zimmer die Tour führt. "Die Amerikaner hatten diesen Bereich schlecht erkundet, bevor sie am Nachmittag des 23. Februar 1945 versuchten, die Saar zwischen Biebelhausen und Schoden zu überqueren. Dabei starben mehrere Hundert von ihnen", sagt Feilen. Womit die Deutschen allerdings nicht rechneten:

Dass nur wenige Stunden später ein zweiter - letztlich erfolgreicher - Ansturm folgte. Schoden war aber auch aus strategischen Gründen ein gut gesicherter Punkt des Westwalls. Knapp 30 Verteidigungsanlagen sollten dort verhindern, dass der Feind die Saar überquert. Genutzt hat es nichts, der Westwall konnte von der zehnten US-Infanterie-Division unter General George Smith Patton zwischen Taben und Konz im Februar 1945 innerhalb weniger Tage erstürmt werden. "Einer der Gründe hierfür: Die Anlagen waren zum Zeitpunkt des Angriffs militärstrategisch bereits völlig veraltet", sagt Gerd Feilen.

Denkmalschutz: In Rheinland-Pfalz stehen sämtliche Bauwerke des Westwalls unter Denkmalschutz. Hierzu gehören Bunker, Stellungen, Panzergräben und aufgestaute Bäche. Seit 2010 läuft beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland das Projekt "Grüner Wall im Westen". Der Wall ist nicht nur ein Zeitzeugnis, sondern auch ein wichtiger Lebensraum für gefährdete Tiere und Pflanzen wie Fledermäuse, Wildkatzen und Zauneidechsen. Ziel ist es, den gesamten Wall dauerhaft unter Schutz zu stellen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort