Tödlicher Unfall erneut vor Trierer Gericht

In einem Berufungsverfahren hat sich das Landgericht Trier am gestrigen Montag mit dem tragischen Tod einer 17-jährigen Schülerin aus Farschweiler befasst. Angeklagt ist ein heute 40 Jahre alter Mann, der die Jugendliche im November 2008 mit seinem Auto erfasst hatte. Ein Urteil erging noch nicht.

Trier/Farschweiler. Die 17-jährige Nadine Bigge starb am 21. November 2008 auf der B 52 bei Farschweiler. Sie hatte dort kurz vor 18 Uhr an der Haltestelle Sternfeld den Schnellbus Trier-Hermeskeil verlassen und wollte bei Dunkelheit und leichtem Nieselregen die Bundesstraße in Richtung ihres Heimatorts überqueren. Dabei wurde sie von einem aus Richtung Hermeskeil herannahenden Auto erfasst und so schwer verletzt, dass sie noch an der Unfallstelle starb. Am Steuer saß ein 39-jähriger Elek troniker, der sich auf der Heimfahrt nach Trier befand.

Angeklagter zieht Berufung nicht zurück



Der Tod der 17-Jährigen löste in Farschweiler und darüber hinaus große Betroffenheit aus - und Wut über die als dunkel und gefährlich geltende Bushaltestelle oberhalb des Orts. Der Unglücksfahrer, Vater von zwei kleinen Kindern, musste nach dem Geschehen zunächst psychologisch betreut werden.

Genau ein Jahr nach dem Unfall, im November 2009, verurteilte ihn das Amtsgericht Trier zu einer Geldstrafe von 10 800 Euro. Der technische Sachverständige Stefan Haller war damals zu dem Schluss gekommen, dass der Mann mit etwa 110 km/h in den dunklen Haltestellenbereich hineingefahren war, obwohl dort nur 70 km/h erlaubt sind. "Mit gedrosseltem Tempo wäre dieser Unfall vermeidbar gewesen", meinte im November 2009 Oberstaatsanwalt Thomas Al brecht, dies war auch die Meinung des Amtsgerichts. Gegen diesen Schuldspruch legte der Verurteilte Berufung am Landgericht Trier ein. Verhandelt wurde der Fall gestern vor der Zweiten Kleinen Strafkammer.

Kein Verständnis für den Vorstoß des Angeklagten und seines Verteidigers Friedemann Ulbrich zeigten die als Nebenkläger auftretenden Eltern des Unfallopfers, obwohl sie der Angeklagte erneut um Verzeihung bat und sein tiefes Mitgefühl ausdrückte. Dies änderte nichts an der Tatsache, dass die Eltern nochmals die ganze Qual des Verfahrens tragen und erneut die detaillierte Analyse des tragischen Geschehens über sich ergehen lassen mussten. Das Angebot des vorsitzenden Richters Peter Egnolff, die Berufung im eigenen Interesse und dem der Eltern zurückzuziehen, lehnte der Angeklagte ab.

"Mein Mandant hofft auf eine Verurteilung, die auf Tatsachen aufbaut", erklärte sein Verteidiger, der schon im ersten Verfahren das Ergebnis des Sachverständigengutachtens angezweifelt hatte.

Was folgte, war zunächst die Wiederholung des Amtsgerichtsverfahrens 2009: einige wenige Zeugen, die nichts Konkretes gesehen hatten und das bekannte Sachverständigen-Gutachten, das von einem viel zu hohen Tempo vor der Bushaltestelle ausgeht. Im Mittelpunkt stand ein von der Verteidigung beantragtes Zweitgutachten, das zu einem unterschiedlichen Schluss kommt: Danach soll der Angeklagte mit etwa 85 km/h in die Bushaltestelle hineingefahren sein. Allerdings hätte sich nach dieser Expertenmeinung der Unfall wegen der damals herrschenden Licht- und Wetterverhältnisse auch nicht mit Tempo 70 vermeiden lassen - zumal niemand das Verhalten des Unfallopfers beim Überqueren der Straße beobachtet habe.

Verteidiger Ulbrich plädierte daher auf Freispruch, Oberstaatsanwalt Albrecht beantragte, das Amtsgerichtsurteil aufrecht zu erhalten.

Die Urteilsverkündung ist für Freitag, 21. Januar, 10.30 Uhr, vorgesehen.

EXTRA

Die Bushaltestelle Sternfeld oberhalb von Farschweiler war schon vor dem Unfall umstritten: Fahrgäste aus Richtung Trier müssen die stark frequentierte B 52 überqueren, um in Richtung Farschweiler zu gelangen. Die meisten kreuzten die Fahrbahn diagonal zum Einfahrt nach Farschweiler - um eine vorhandene Verkehrsinsel zu nutzen, war vor der Umgestaltung der Haltestelle zunächst ein Umweg in die Gegenrichtung erforderlich. Inzwischen halten die Busse in Höhe der Verkehrsinsel. Außerdem wurde nach dem Unfall eine lange geforderte Straßenbeleuchtung am "Sternfeld" installiert. (f.k.)

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