Tom Dooley als Western in zwei Akten

Rund 350 Besucher haben am Wochenende in zwei Vorstellungen im Jugendheim Könen die gar traurig-schaurige Geschichte Tom Dooleys erlebt - in spannend-amüsanten zwei Akten. Die Könenerin Ilse Wenner-Goergen hat sie recherchiert und geschrieben.

 Dramatischer Augenblick: Anne Melton (Astrid Faber) gesteht dem (geschichtlich nicht verbürgten) Dooley-Sohn Jack (Reimund Lutz) den Mord, für den Tom Dooley sich hängen ließ. TV-Foto: Klaus D. Jaspers

Dramatischer Augenblick: Anne Melton (Astrid Faber) gesteht dem (geschichtlich nicht verbürgten) Dooley-Sohn Jack (Reimund Lutz) den Mord, für den Tom Dooley sich hängen ließ. TV-Foto: Klaus D. Jaspers

Konz-Könen. (kdj) Die Wiederbelebung der Mär auf der Bühne begann mit dem dramatischen Schlusspunkt. Henker Det, der, wohl aus Gründen der Zweckmäßigkeit auch die Totengräberei betrieb, knüpfte den wegen Mordes zum Tode Verurteilten Tom Dooley zur Hintergrundmusik "Hang Down Your Head, Tom Dooley" und "Spiel mir das Lied vom Tod" am Bühnengalgen auf.

An diesem geschichtlich verbürgten Akt hat Autorin, Erzählerin und Regisseurin Ilse Wenner-Goergen nachgehakt, nachgefragt und nachgeforscht und nach langer Suche die Lebensgeschichte des Gehenkten nachgezeichnet. Ihre Recherchen ergaben, dass Tom Dooley, der laut Western-Song den Mord an seiner Geliebten gestanden hat, nicht der Mörder war, sondern eine rasend eifersüchtige Frau, die wie ihr Opfer und vermutlich auch noch andere allerdings Überlebende zur Spaß- und Spielgesellschaft des Schwerenöters Tom gehört haben soll. Weil der Gentleman bekanntlich nicht nur genießt, sondern auch schweigt, nahm Dooley den Mord auf sich, um das Leben dieser mordenden Gespielin zu retten. Dies lieferte den Stoff für das Stück, das nach dem gewaltsamen Tod der Hauptperson noch nicht endet.

In bunter Reihenfolge treten in Ilse Wenner-Goergens Stück - und vor allem im Western-Saloon - seriöse, weniger seriöse, dafür aber kuriose und skurrile Figuren auf, die sich eingehend mit der Aufklärung der im Dunklen liegenden Mord-Urheberschaft auseinandersetzen und am Ende zu dem Schluss kommen: Tom Dooley kann es nicht gewesen sein. Hilfestellung bei der ausschließlich im Saloon geleisteten Denkarbeit lässt Ilse Wenner-Goergen von Tom Dooleys Sohn Jack leisten. Die Autorin im Gespräch: "Tom Dooley war wohl mehreren Frauen zugleich zugetan, aber die Existenz eines Sohnes ist nicht verbürgt." Geschichte oder nur ein Märchen?

Die Forschungsarbeit hat ergeben, dass zumindest der Rahmen der Geschichte stimmt. Und mehr wollten die Gäste der Theatergruppe des Heimatvereins Könen nicht. Ihr Beifall bewies, dass sie sich hervorragend unterhalten haben - dank aller Mitwirkenden auf, vor und hinter der Bühne.

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