Totholz hat Naturschutzpotenzial

Kell am See · Eine Exkursion, an der 20 Fachleute zum Thema Wald und Naturschutz teilgenommen haben, führte unlängst in den Staatswald Klink. Die Forstbeamten, Naturschützer und Vertreter der zuständigen Behörden machten sich unter anderem ein Bild von so genannten Waldrefugien und Biotopbaumgruppen.

Kell am See. Bürgermeister Werner Angsten hat in den vergangenen Jahrzehnten als ausgesprochener Naturfreund kontinuierlich zu Exkursionen eingeladen, um jeweils vor Ort von Fachleuten Erkenntnisse zu erhalten, die er als Multiplikator der Bevölkerung zukommen lässt.
Da seine Amtszeit mit Ablauf des kommenden Monats endet, war dies auch seine letzte Einladung, zu der rund 20 professionelle und ehrenamtliche Naturschützer, unter ihnen Ministerialrat Gundolf Schrenk vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten, ihre Zusage erteilt hatten. Das Thema hatte Angsten mit Forstdirektor Helmut Lieser und Revierleiter Hans Reinert festgelegt.
Im Staatswald Klink wurde den Teilnehmern das Bat-Konzept des Landes Rheinland-Pfalz zum Umgang mit Biotop-Bäumen, Altbäumen und Totholz vorgestellt. "In den vergangenen 20 Jahren haben wir auf diesen Flächen Totholz mitproduziert, indem wir hier und da einen Baum haben wegaltern lassen, um Naturschutzpotenziale in der Fläche zu erwecken oder zu erhalten", informierte Lieser das Auditorium.
Bäume in Zerfallsphase


Das Projekt gehe natürlich auch mit der entsprechenden Sicherheit einher, denn in der Zerfallsphase gebe es auch Gefahren für Waldarbeiter und Waldbesucher. "Deshalb beschränkt sich dieses Projekt auf rund fünf Bäume pro Hektar, die wir in die Zerfallsphase bringen." Dabei unterscheide man zwischen Waldrefugium und Biotopbaumgruppe.
"Im Refugium werden Flächen abgegrenzt und dauerhaft aus der Nutzung herausgenommen, während die wenigen Bäume in der Biotopbaumgruppe mit wellenförmiger Zeichnung kenntlich gemacht werden.
Der Brusthöhendurchmesser des Baumes sollte dabei mindestens 40 Zentimeter betragen und er sich zwischen anderen in der Zerfallsphase stehenden Bäume befinden."
An Ort und Stelle wurde diese Situation deutlich. Eine riesige Eiche, die nach Angaben von Lieser demnächst in sich zusammenfallen wird, steht unmittelbar vor einer Ansammlung gefallener toter Bäume. "Hier ist eine wichtige Dynamik zu erkennen", sagt Lieser, "denn hier entsteht eine neue Waldgeneration, die wieder bewirtschaftet werden kann."
Das Konzept sei für den Staatswald ausgerufen, aber auch Gemeinde- und Privatwälder könnten davon profitieren, was auch bereits hier und da der Fall sei. Hintergrund dieses Projekts sei das Bundesnaturschutzgesetz, in dem es heißt: Alle Waldbesitzer haben eine Verantwortung gegenüber dem Artenschutz und dem Erhalt der Biodiversität.
Gemeinden sollen sich beteiligen


"Die Gemeinden sind aufgerufen mitzumachen. Es ist der Kompromiss zwischen einer funktionierenden Waldwirtschaft, dem Natur- und Artenschutz und der Arbeitssicherheit, die ja drumherum weiterhin stattfindet."
Zusätzliche Infos gab Revierleiter Reinert. "Dieser Eichen- Buchen-Mischwald ist über 280 Jahre alt. Durch äußere Umstände wie Blitzschlag oder Insektenbefall sterben einzelne Bäume ab und bilden damit das Potenzial für eine Totbaumgruppe." hm

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