Tourismuschef geht nach 31 Jahren

Hermeskeil · Genau sein halbes Leben lang hat sich Herbert Schindler um den Fremdenverkehr in der Verbandsgemeinde Hermeskeil gekümmert. Seit 1980 ist der heute 62-Jährige Leiter der Tourist-Information. Bevor er am Monatsende in Ruhestand geht, blickt Schindler im TV auf sein Wirken zurück.

Hermeskeil. Sein Beruf war, so formuliert es Herbert Schindler selbst, "Freizeit für andere Leute zu gestalten". Als Chef der Hermeskeiler Tourist-Info hat Schindler beispielsweise mit den Gästeführungen wie den "Schmugglertouren rund um Gusenburg" Angebote entwickelt, die Urlaubern die Sehenswürdigkeiten und die Geschichte der Hochwaldregion näherbringen sollen. Zusammen mit seinen drei Mitarbeiterinnen zählte es zudem zu Schindlers täglichem Job, Gästen bei der Suche nach einer Unterkunft behilflich zu sein und ihre Fragen zu beantworten.
Organisator des Bauernmarkts


Schindler organisierte schließlich jahrelang die besucherstärkste Tagesveranstaltung in Hermeskeil - den Bauernmarkt, der immer am zweiten Oktobersonntag stattfindet und bis zu 10 000 Menschen anlockt.
Am Monatsende ist für Schindler an seinem Arbeitsplatz jedoch Schluss. Die Aufgaben an der Spitze der Tourist-Info wird dann seine Nachfolgerin, Claudia Fuchs (47) aus Hermeskeil, übernehmen (der TV berichtete ).
In Sachen Fremdenverkehr hat sich im Raum Hermeskeil vieles gewandelt, seitdem Schindler am 1. Januar 1980 - also vor 31 Jahren - seine Stelle antrat. "Als ich anfing, habe ich im Rathaus außer dem Tourismus noch viele Sachen nebenbei gemacht. Ich habe zum Beispiel Anträge für Landwirtschafts-Beihilfen bearbeitet", erinnert sich Schindler zurück. Damals war er auch nur für die bürokratischen Abläufe im Fremdenverkehr zuständig. "Die direkte Gästebetreuung haben damals noch zwei Reisebüros gemacht. Deren Personal hat sich um die Urlauber gekümmert, die nach Hermeskeil gekommen sind", erzählt Schindler.
Erst als Winfried Sander Ende der 1980er Jahre VG-Bürgermeister wurde, habe man in Hermeskeil den Fokus stärker auf die touristische Entwicklung gerichtet. "Damals wurden grundlegende Projekte wie die Gästezeitung und die Ausbildung von Gästeführern angestoßen", sagt Schindler. Unter dem aktuellen Verwaltungschef Michael Hülpes wurde der eingeschlagene Weg fortgesetzt. "Ein zweiter Meilenstein für unsere Arbeit war es, als wir 2003 mit der Tourist-Info aus dem Rathaus ausgezogen sind und ein eigenes Gebäude bekamen", sagt Schindler. Bis heute ist das Hochwaldmuseum und dessen Remise am "Neuen Markt" feste Anlaufstelle für Touristen.
Die wichtigsten Errungenschaften der neueren Zeit sind für Schindler der Ruwer-Hochwald-Radweg und der Saar-Hunsrück-Steig. "Diese Investitionen haben sich voll gelohnt. Dadurch konnten die Betriebe neue Gäste gewinnen und die Verluste ausgleichen, die durch den Rückgang der Geschäftsreisenden entstanden sind", so die Einschätzung des scheidenden Tourismus-Chefs.
Gästebetten fehlen


Das größte Problem und wichtigstes Hindernis für größere Gästezuwächse ist jedoch aus Schindlers Sicht, "dass uns die Betten fehlen" (siehe Extra). Gerade in der Stadt Hermeskeil habe es früher noch eine Handvoll Hotels gegeben. Weil in den meisten Familienbetrieben aber kein Nachfolger gefunden wurde, ist gegenwärtig nur noch eins übrig geblieben.
Mit Blick auf das kürzlich gescheiterte Großprojekt "Dorf Hochwald" an der früheren Kaserne sagt Schindler: "Ich würde da nicht von einem riesigen Rückschlag sprechen. Das wäre dann der Fall gewesen, wenn es diese Anlage mit Hunderten Betten schon gegeben hätte und man sie dann irgendwann hätte schließen müssen." Er habe aber weiter die Hoffnung, dass sich die neuen Besitzer der Kaserne - wenn auch in einer geringeren Größenordnung - zu einer touristischen Nutzung des Geländes entschließen werden.
Extra


Herbert Schindler ist 62 Jahre alt und wohnt in Hermeskeil. Er ist verheiratet, hat einen Sohn und eine Enkeltochter. Bevor Schindler Chef der Tourist-Info wurde, war der gebürtige Hesse von Beruf Zeitsoldat. Er diente als technischer Offizier in Sanitätsbataillonen. In dieser Funktion wurde er 1974 nach Hermeskeil versetzt, wo er nach seiner zwölfjährigen Dienstzeit blieb. Über seine Zukunftspläne sagt Schindler: "Ich freue mich auf den Ruhestand, weil ich jetzt Freizeit für mich und meine Familie machen kann. Langeweile wird bestimmt nicht aufkommen", sagt Schindler. "Weil die Lust auf Natur natürlich bleibt", hat der 62-Jährige bereits Pläne für kurze Wander- und Radurlaube geschmiedet. Zudem will er sich wieder mehr einem weiterem Hobby - der Fotografie - widmen. ax

In der Verbandsgemeinde Hermeskeil gibt es aktuell inklusive der Jugendherberge Hermeskeil 37 Übernachtungsbetriebe mit 564 Betten. In ihnen wurden nach Angaben des statistischen Landesamts in Bad Ems im Jahr 2010 insgesamt 18 420 Gäste und 43 365 Übernachtungen gezählt. Im Vergleich zum Vorjahr 2009 bedeuten diese Zahlen bei den Gästen ein Plus von 0,5 Prozent, bei den Übernachtungen liegt es bei 2,8 Prozent. Dazu kommt noch der große Azur-Campingplatz in Reinsfeld mit knapp 37 000 Übernachtungen. Für den Tourismus (Personal- und Sachkosten) gibt die VG Hermeskeil pro Jahr circa 200 000 Euro aus. ax

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