Tourismusjahr mit zwei Gesichtern

Hermeskeil/Kell · Die Tourismus-Saison 2012 ist in den beiden Hochwald-Verbandsgemeinden (VG) völlig unterschiedlich verlaufen. Die Übernachtungszahlen sind in Hermeskeil im Vergleich zum Vorjahr um satte 7,6 Prozent zurückgegangen. Anders sieht es in Kell aus. Dort schnellten sie um 10,5 Prozent in die Höhe. Bei dieser erfreulichen Bilanz spielt das Landal-Feriendorf die entscheidende Rolle.

Hermeskeil/Kell. Ob man nun die für ganz Rheinland-Pfalz gültigen Zahlen betrachtet oder sie sich im Hunsrück anschaut, der eine von neun Ferienregionen im Land ist: Hier wie dort hat das Tourismusjahr 2012 rückläufige Gäste- und Übernachtungszahlen gebracht. Sowohl die VG Hermeskeil als auch die VG Kell gehören dem Dachverband Hunsrück-Touristik an. Aber nur Hermeskeil folgt der allgemeinen Entwicklung. Kell schwimmt hingegen mit satten Zuwächsen völlig gegen den Strom.

Der Tourismus in Kell:
39 968 Gäste sind 2012 in die VG gekommen. Gegenüber 2011 ist das ein Plus von 4,2 Prozent. Noch viel besser sieht es bei den Übernachtungen aus. Diese Zahl kletterte um 10,5 Prozent - und zwar von 186 264 auf 205 742. "Klar ist es schön, wenn man solche Zahlen vermelden kann. Natürlich gibt es dafür aber auch Gründe", sagt Walburga Meyer.
Den wichtigsten umschreibt die Leiterin der Keller Tourist-Info (TI) so: "2012 hatten wir unser wichtigstes Flaggschiff wieder in vollem Umfang mit im Boot. Dort wurden vorher große Investitionen gemacht, die sich auch ausgezahlt haben". Gemeint ist mit dieser Aussage das durch die niederländische Tourismuskette Landal betriebene Feriendorf am Stausee. Meyer schätzt, dass etwa 80 Prozent der Übernachtungen in der VG auf das Feriendorf entfallen. Es ist somit der maßgebliche Faktor für die gesamte Keller Tourismusbilanz. Im Feriendorf gab es bis Sommer 2011 eine Baustelle, weil 40 alte Häuser abgerissen und durch neue ersetzt wurden. Drei Millionen Euro wurden dafür investiert. 2012 lief der Betrieb dann wieder die komplette Saison über normal. Als logische Konsequenz nahm die Zahl der Urlauber im Feriendorf wieder zu. Allerdings ist Meyer ein Hinweis wichtig: "In der aktuellen Bilanz für 2012 ist es nicht nur so, dass wir die frühere Durststrecke ausgeglichen haben, sondern wir konnten sogar zulegen."
Von 2010 auf 2011 waren die Übernachtungszahlen in der VG Kell um sieben Prozent gesunken, jetzt sind sie - wie eingangs erwähnt - um 10,5 Prozent gestiegen. "Wir liegen also 3,5 Prozent über dem früheren Wert", so Meyer. Sie betont, dass auch die anderen, kleineren Betriebe zu dem guten Ergebnis beigetragen hätten.
Auch das Keller Seehotel, das einzige Vier-Sterne-Haus in der VG mit 64 Betten, ist trotz Insolvenz weitergelaufen. Der Rad- und Wandertourismus spielt eine immer wichtigere Rolle. Mit Blick nach vorne sagt Meyer: "Es wäre illusorisch, auch in Zukunft mit großen Zuwächsen zu rechnen. Wenn wir uns auf dem aktuellen Niveau halten, sind wir gut aufgestellt."

Der Tourismus in Hermeskeil:
2012 wurden in Hermeskeil 16 278 Gäste und 36 508 Übernachtungen gemeldet - gegenüber dem Jahr davor sind das Einbußen von 4,2 beziehungsweise 7,6 Prozent. "Das ist natürlich keine Bilanz, über die man sich freuen kann", sagt TI-Chefin Claudia Fuchs. Aus ihrer Sicht hat es sich unter anderem bemerkbar gemacht, dass die Rallye-WM 2012 nicht in Hermeskeil Station gemacht hatte, was zuvor am betreffenden August-Wochenende für voll belegte Häuser in der VG gesorgt hatte. Auch das verregnete Sommerwetter führt sie zur Begründung an. Fuchs verschweigt aber auch die strukturellen Probleme nicht. Es gibt zwar die Hermeskeiler Jugendherberge mit 110 Betten, die seit kurzem wieder einen neuen Leiter hat. "Aber insgesamt sind wir nicht gerade gesegnet mit größeren Beherbergungsbetrieben, und die Perspektive im Bereich der Übernachtungen ist nicht so rosig", sagt Fuchs. Denn im November 2012 schloss nicht nur das Haus am Park in Reinsfeld mit etwa 50 Betten. Seit Anfang 2013 ist auch der Forellenhof bei Bescheid mit 45 Betten zu. Bei Anfragen von großen Gruppen, die in einem Hotel übernachten wollen, fehlen daher in der VG Hermeskeil die Kapazitäten. Deutlich besser schätzt Fuchs die Aussichten bei den Tagesgästen ein. Gerade von der im Herbst geplanten Eröffnung des Feuerwehrmuseums verspricht sich die TI-Leiterin viel. Allerdings räumt sie ein: "In unsere Bilanz kann sich das erst 2014 voll auswirken."

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