Tourismuspläne für die Kaserne wackeln

Hinter der geplanten Umwandlung der früheren Kaserne in Hermeskeil in den Hotel- und Ferienpark "Dorf Hochwald" steht ein großes Fragezeichen. Die privaten Investoren haben es bisher nicht geschafft, die Finanzierung des 25-Millionen-Euro-Projekts zu klären. Auch das Geld für den Kauf der Kaserne haben sie dem Bund noch nicht gezahlt.

Hermeskeil. "Die Entwicklung läuft nicht so gut, wie wir uns das alle erhofft hätten. Die Situation ist sehr schwierig." Das sagt Michael Hülpes, Vorsteher des Zweckverbands Konversion (siehe Extra) mit Blick auf das Dorf Hochwald. In dieses 25-Millionen-Euro-Projekt wurden bisher in der Hochwaldregion große Erwartungen gesteckt. Das Eifeler Touristikunternehmen "Investour" hatte im Mai 2010 einen Kaufvertrag mit dem Bund abgeschlossen, durch den die seit Ende 2006 geschlossene Hochwaldkaserne in private Hände übergehen sollte.

Die danach neu gegründete Dorf Hochwald Immobilien Kommanditgesellschaft (KG) um den früheren Geschäftsführer des Bitburger Eifelsterns, Peter Heck, und Frank Schaal, einst Chef der Tourist-Info Bitburger Land, wollte aus der einstigen Hermeskeiler Garnison eine große Hotel- und Freizeitanlage mit bis zu 1000 Betten machen. Die ersten Besucher sollten im Frühjahr 2012 kommen.

Mittlerweile muss aber selbst Schaal einräumen, "dass wir mehrere Monate hinter unserem Zeitplan liegen. Wir haben Probleme. Das ist so. Wir sind aber nicht insolvent, und es ist noch nichts verloren."

Die privaten Investoren haben zwar bereits vor Monaten vom Bund die Unterhaltungsverpflichtungen und auch den Wachdienst für die Kaserne übernommen. Seitdem arbeitet auch ein Planungsteam der KG in den früheren Büros des Kommandostabs.

Aber: "Der Kaufvertrag konnte bisher noch nicht vollzogen werden", sagt Norbert Kraff von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) in Trier. Das heißt konkret: Bisher haben die Investoren für den Kauf des 38 Hektar großen Kasernengeländes - abgesehen von den Grunderwerbssteuern - noch kein Geld an den Bund überwiesen. Der Kaufpreis für die Kaserne liegt nach TV-Informationen bei circa 1,6 Millionen Euro.

Für die Zahlung dieser Summe hatte der Bund zuletzt die Frist 31. Dezember 2010 gesetzt. Diese ist aber verstrichen, "und es ist noch nichts passiert", so Kraff. Für den Bund werde nun "das Zeitfenster immer enger. Wenn weiterhin keine Zahlung kommt, werden wir die Sache nicht mehr aufhalten können", sagt der Mann von der Bima. Dann könnte es zu einer Rückabwicklung des Verkaufs kommen.

Die Investoren bestätigen auf TV-Anfrage, dass sie bisher noch kein Geld auf das Bima-Konto überwiesen haben. "Wir sind aber bemüht, mit Hilfe eines Kooperationspartners eine Zwischenfinanzierung hinzubekommen. Damit könnten wir unter anderem die Liegenschaft kaufen und in Ruhe an der Hauptfinanzierung arbeiten", sagt Heck. Den Namen des Kooperationspartners wollen Heck und Schaal nicht nennen. Es sei aber keine Bank. Die Investoren bestätigen, dass sie bisher keine Bank gefunden haben, die ihnen die für das große 25-Millionen-Euro-Paket nötigen Kredite geben würde.

"Die Gesamt-Finanzierung wird also wohl nicht zustande kommen. Deshalb soll das Projekt jetzt meines Wissens über die Zwischenfinanzierung in kleineren Schritten umgesetzt werden", sagt Hülpes dem TV. "Wir müssen unsere Gesamtkonzeption umstricken. Es gibt Dinge, die man nach hinten stellen kann - etwa das Jugendhotel. Den Umbau des Haupthauses, den Gastronomieteil und die Diskothek müssen wir aber gleich am Anfang machen", bestätigt Schaal. Sollten jedoch auch die Verhandlungen mit dem Kooperationspartner und damit die Zwischenfinanzierung scheitern, was sich laut Schaal in den nächsten zwei Wochen entscheiden wird, sei die Konsequenz klar: "Dann müssten wir Hermeskeil Adieu sagen", sagt Schaal.

Meinung

Das Ende der Euphorie

Das Dorf Hochwald könnte der Millionen-Lottogewinn für Hermeskeil und die ganze Umgebung werden. So euphorisch haben sich noch vor einigen Monaten viele Kommunalpolitiker geäußert, als nach langer Suche endlich ein potenzieller Käufer für die frühere Garnison gefunden wurde und dieser vielversprechende Tourismuspläne vorlegte. Inzwischen deutet aber vieles darauf hin, dass dieser große Wurf nicht gelingt, weil die privaten Investoren ihre finanziellen Möglichkeiten offenbar überschätzt haben. So wie es aussieht, müssen die Hermeskeiler schon froh sein, wenn sie nicht schon wieder in Sachen Konversion eine Niete ziehen und auch die aktuellen Pläne für das Feriendorf wie eine Seifenblase zerplatzen. Denn mitnichten stehen Interessenten für die frühere Kaserne Schlange. Vielmehr droht Hermeskeil dann ein riesiger, verwaister Gebäudekomplex vor den Toren der Stadt, der mehr und mehr verfällt. a.munsteiner@volksfreund.deExtraZweckverband Konversion: Seit der Schließung der Hochwaldkaserne gibt es den Zweckverband Konversion. Ihm gehören Vertreter der Stadt und Verbandsgemeinde Hermeskeil, des Landkreises Trier-Saarburg sowie der Ortsgemeinden Gusenburg und Reinsfeld an. Das Gremium hat die Planungshoheit über alles, was sich auf dem einstigen Kasernengelände und dem dazugehörigen Übungsplatz abspielen soll. Eigentümer der Flächen ist aber weiterhin der Bund. Auf die TV-Frage, was bei einem Scheitern des Dorf-Hochwald-Projekts wird, sagt Vorsteher Michael Hülpes: "Es gibt im Zweckverband noch keinen Plan B." Für den Fall der Fälle werde er sich aber weiterhin für eine touristische Nachnutzung der Kaserne stark machen. Fehler hat das Konversionsgremium aus Sicht des Hermeskeiler VG-Bürgermeisters nicht gemacht. Hülpes weist darauf hin, dass die Dorf-Hochwald-Investoren Anfang 2010 die einzigen Bieter bei der europaweiten Ausschreibung des Kasernenverkaufs waren. Außerdem hätten Gutachten empfohlen, sich auf das Thema Fremdenverkehr zu konzentrieren. Und: "Wir hatten bei diesem Projekt im Zweckverband einstimmige Beschlüsse." (ax)

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