Traditionsverein kämpft ums Überleben

Tawern · Mit einem Jubiläumsfest hat die Sängervereinigung Tawern am Wochenende ihr 125-jähriges Bestehen gefeiert. Viel Musik und gute Laune standen im Mittelpunkt der gut besuchten Veranstaltung. Derweil kämpft der Tawerner Traditionsverein ums Überleben.

 Die Aktiven der Sängervereinigung Tawern begeistern mit ihren Darbietungen rund 400 Gäste beim Jubiläumsfest in der Sporthalle. Im Bild zu sehen (von links): Paul Hertlein, Peter Flesch, Hans Kriesamer, Reinhold Hoss und Manfred Schwab. TV-Foto: Hermann Pütz

Die Aktiven der Sängervereinigung Tawern begeistern mit ihren Darbietungen rund 400 Gäste beim Jubiläumsfest in der Sporthalle. Im Bild zu sehen (von links): Paul Hertlein, Peter Flesch, Hans Kriesamer, Reinhold Hoss und Manfred Schwab. TV-Foto: Hermann Pütz

Tawern. Rund 400 Musikinteressierte hatten es vorgezogen, den Samstagabend statt vor dem Fernseher lieber in Tawerns Sport- und Mehrzweckhalle zu verbringen. Denn dort feierte die Sängervereinigung - so nennt sich der örtliche Männergesangverein - sein 125. Jubiläum. Wie es sich für einen ordentlichen Chor gehört, stand die Musik dabei im Mittelpunkt. So waren es auch die derzeit 23 Musiker der Sängervereinigung, die den Abend eröffneten. Mitwirkende waren außerdem etliche befreundete Vereine, etwa der Männergesangverein Liederkranz aus Schillingen sowie der Musikverein Lyra Tawern.
Es gab viel Applaus - auch für Bernhard Kramp. Der amtierende Vorsitzende des Jubiläums-Chors zeigte sich in seiner Festansprache stolz auf seinen Verein und dessen 125-jährige Geschichte, ließ aber auch Wehmut durchblicken.
Der Nachwuchs fehlt


"Wo ist nur die Zeit geblieben?", fragte Kramp in die Runde und sprach damit den scheinbar unaufhaltsamen Niedergang der Sängervereinigung an, die mit einstmals 50 Aktiven aufwartete und der nicht erst seit gestern der Nachwuchs fehlt. Bei einem Durchschnittsalter von fast 70 Jahren ist das Ende des Traditionsvereins offenbar kaum noch abzuwenden. Allerdings: Die singenden Männer aus Tawern scheinen die Hoffnung so schnell nicht aufgeben zu wollen. Das ließ zumindest Rainer Steffens, der bei der Sängervereinigung für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, im TV-Gespräch durchblicken.
Steffens kündigte an: "Wir werden uns künftig noch stärker um Nachwuchs bemühen." Dabei werde man jede Gelegenheit nutzen, um mit den Leuten und damit potenziellen Sängern ins Gespräch zu kommen.
Eine dieser Gelegenheiten bot etwa das Spielfest, das die Sängervereinigung im vergangenen Jahr zwecks Kontaktpflege organisiert hatte. Seine Hoffnungen setzt der Verein aber offenbar vor allem auf den seit rund einem Jahr amtierenden Chorleiter Frank Weilerswist, der mit seinen 31 Lebensjahren den Altersschnitt nicht nur etwas nach unten "korrigiert" hat, sondern der vor allem mit "neuen Liedern für frischen Wind" sorgen soll, wie Rainer Steffens erklärte.
Weilerswist, der 2010 den Taktstock von seinem zuvor verstorbenen Vater übernommen hatte, stammt übrigens aus Irsch. Dort gibt es den Gesangverein Liedertafel. Der einstige Männerchor rettete sich vor rund fünf Jahren quasi selbst, indem er auch Frauen zuließ und heute insgesamt rund 50 Aktive zählt, wobei die 28 Männer mitunter gesondert auftreten. hpü1886 machten sich einige Männer des örtlichen Kirchenchors selbstständig. Acht Jahre später hatte der neue Chor, der sich Männergesangverein Tawern nannte, bereits 40 Aktive. 1924 teilte sich der Verein. Neben dem Männergesangverein gab es fortan auch das Männerquartett. Während des Zweiten Weltkriegs ruhte die Vereinsarbeit beider Gruppen fast komplett. Erst im Jahr 1949 schlossen sich die verbliebenen Mitglieder beider Chöre, die den Krieg überlebt hatten, zur Sängervereinigung Tawern zusammen. Die Mitgliederzahl wuchs auf bis zu 50. Heute zählt die Sängervereinigung 23 Mitglieder, deren bislang achter Chorleiter Frank Weilerswist ist. 140 Inaktive unterstützen den Verein finanziell. hpü

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