Trier will keine neue Straße nach Konz

Trier/Konz · Die Roscheider wären gerne über eine neue Zufahrt besser an die Stadt Trier angebunden. Diesen Wunschtraum können sie nun beerdigen - zumindest wenn es nach einer Antwort aus dem Trierer Rathaus auf eine TV-Anfrage geht.

 Eine direkte Zufahrt vom Wohngebiet Roscheid nach Trier ist vom Tisch, es bleibt bei der jetzigen Zufahrt über die Konzer Stadtmitte. TV-Foto: Friedemann Vetter

Eine direkte Zufahrt vom Wohngebiet Roscheid nach Trier ist vom Tisch, es bleibt bei der jetzigen Zufahrt über die Konzer Stadtmitte. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (ClickMe)

Trier/Konz Die mehr als 3500 Menschen, die im Konzer Wohngebiet Roscheid leben, haben auf ihrem Berg einen schönen Blick ins Moseltal. Diese Aussicht hat aber einen Preis: Es gibt nur eine Zufahrt auf den Hügel. Viele Roscheider fragen sich schon lange, warum das so ist. Eine von ihnen ist Anna Petry. Sie beklagt sich besonders wegen der einjährigen Vollsperrung der K 134, die ihren Weg nach Trier noch länger macht, als er ohnehin schon ist. Dabei könnte die Strecke aus ihrer Sicht so kurz sein: "Wieso einigt man sich nicht endlich mit Trier und baut die Zufahrt zur Pellinger Straße?", fragt Petry. Damit spricht die Frau, die seit 28 Jahren in Roscheid lebt, vielen aus der Seele. Denn die Anbindung des Konzer Wohngebiets an Trier war schon Thema etlicher Sitzungen, informeller Besprechungen oder Diskussionen. Getan hat sich jedoch noch nichts. Und kurz- oder mittelfristig wird sich vermutlich daran nichts ändern. Denn die Konzer wollen, die Trierer aber nicht - so lässt sich der Sachstand kurz zusammenfassen: Während die Verwaltung in Konz auf TV-Anfrage auf noch zu führende Gespräche mit dem Trierer Stadtvorstand verweist, lässt die Antwort der Stadt Trier kaum noch Hoffnung auf Realisierung einer neuen Trasse zwischen Roscheid und Feyen zu. Abfuhr aus Trier Der Trierer Pressereferent Ralf Frühauf erläutert den Standpunkt der Stadtverwaltung im Detail: Das Thema sei im Rahmen des Mobilitätskonzeptes Trier 2025 untersucht worden. Die Berechnungen haben laut Frühauf ergeben, dass die Hälfte des Quell- und Zielverkehrs von Roscheid auf die neue Straße verlagert werden könnte. Die B 51 zwischen Karthaus und dem Knotenpunkt B 268 werde entlastet, sagt der Pressesprecher. Mehr Autos seien auf der B 268 und in den Trierer Stadtteilen Feyen/Weismark und Heiligkreuz zu erwarten, die ohnehin durch die Wohngebietsentwicklung in Castelnau zusätzlich belastet seien, gibt Frühauf zu bedenken. Sein Fazit: "Vor diesem Hintergrund wird eine den Aufwand rechtfertigende Wirkung einer neuen Straßenanbindung aus Sicht der Stadt Trier nicht gesehen." Keine Trasse für Busse Auch eine abgespeckte Version des Plans, eine Trasse für Busse zwischen der B 268 und Roscheid, ist aus Sicht der Stadt Trier nicht sinnvoll. Zwar sei es grundsätzlich Ziel der Stadt Trier, den Anteil des ÖPNV am Gesamtverkehrsaufkommen zu steigern. Aber es gebe eine "Vielzahl wichtiger und sinnvoller ÖPNV-Projekte". Weil diese nicht alle auf einmal realisiert werden könnten, seien in dem Mobilitätskonzept Prioritäten gesetzt worden. "Im Ergebnis wurde der Bus-Verbindungstrasse nach Roscheid die niedrigste Priorität zugeordnet", sagt Frühauf. Der Pressesprecher begründet die Haltung der Trierer Verwaltung unter anderem mit den derzeitigen Fahrtzeiten zwischen Roscheid und dem Trierer Hauptbahnhof, die derzeit zwischen 20 und 34 Minuten dauern würden (siehe Extra). Für die Einrichtung einer Bustrasse zwischen Roscheid und B 268 rechnet die Stadt Trier mit einer etwa siebenminütigen Busfahrt. Laut Frühauf würde jedoch eine Weiterfahrt mit dem Bus von Feyen zum Hauptbahnhof weitere 30 Minuten brauchen. Daraus folgert der Pressesprecher, dass "eine neue ÖPNV-Trasse zu keinen Reisezeitgewinnen führen würde". Auch der mögliche Einsatz eines Schnellbusses mit weniger Haltestellen führe nicht zu dem gewünschten Ergebnis, argumentiert er. Frühaufs Fazit: "Der Bau der Trasse würde aber hohe Investitionen erfordern, die für eine reine Bustrasse nicht wirtschaftlich darstellbar sind." Kein Wachstum Richtung Konz Neben den Verkehrsprognosen spielen auch andere Überlegungen zum tiefen Trierer Süden eine Rolle. Laut Frühauf wäre der Bau einer neuen Trasse "nur im Zusammenhang mit einer damit verbundenen Flächenentwicklung auf Trierer Stadtgebiet sinnvoll. Doch da ist nichts zu erwarten: Die Stadt Trier stellt zurzeit ihren Flächennutzungsplan auf, der ab 2025 gelten soll. Unter anderem sei im Planungsprozess die Fläche Kobenbach an der Grenze zu Roscheid als potenzielle Baufläche geprüft und abgelehnt worden. Für Konz bedeutet das, dass ein vor wenigen Jahren noch diskutiertes mögliches gemeinsames Baugebiet zwischen Roscheid und Feyen ebenfalls nicht mehr realisiert werden wird. Der Grund waren laut Frühauf "erhebliche Konflikte mit den Belangen der Landwirtschaft sowie den Zielen der Raumordnung". Hoffen auf Nahverkehr Pressesprecher Frühauf verweist darauf, dass in der Region Trier bis 2025 das komplette ÖPNV-Angebot überarbeitet werden soll (der TV berichtete). Damit würden sicherlich "Verbesserungen der Anbindung von Roscheid an die Stadt Trier einhergehen", sagt Frühauf. Davon geht auch ein Sprecher der Trier-Saarburger Kreisverwaltung aus: "Es ist vorgesehen, die Verbindungen in Konz zu verbessern - auch von Roscheid aus." Die Buslinien werden bis 2025 neu vergeben. Das Linienbündel, zu dem auch die Stadt Konz gehört, läuft am 31. Dezember 2020 aus. Vorher legen die zuständigen Gremien im Kreis genau fest, welche Linien es später geben werde, sagt der Verwaltungssprecher. Ob Roscheid besser an Trier oder an die Konzer Bahnhöfe angeschlossen werde, stehe noch nicht fest. Zug- und Busverkehr würden aber aufeinander abgestimmt. KommentarMeinung

Kein Platz für Konzer Wunschträume in Trier Wenn die Stadt Konz eine neue Zufahrt zum Wohngebiet Roscheid erschließen will, muss sie sich selbst darum kümmern. Die Trierer Stadtverwaltung hat sehr deutlich gemacht, dass sie kein Interesse an einer neuen Straße in das Konzer Wohngebiet hat. Auch eine Bustrasse kommt für sie nicht infrage. Aufwand und Ertrag rechnen sich aus Sicht der Trierer Stadtverwaltung nicht, und mehr Verkehr in den Stadtteilen will sie auch nicht. Konz braucht deshalb neue Ideen für eine bessere Anbindung von Roscheid. Der Bau einer neuen Straße ist teuer und deshalb unwahrscheinlich. Die Arbeit an der Neuordnung des Nahverkehrs im Kreis Trier-Saarburg wird deswegen um so wichtiger. Sie kann nur funktionieren, wenn Zug- und Busverkehr eng miteinander abgestimmt werden und die Taktung der Fahrt dicht genug ist. c.kremer@volksfreund.deExtra: BERECHNUNGEN DER STADT TRIER

Zurzeit dauert eine Fahrt mit dem Bus von Roscheid zum Trie rer Hauptbahnhof laut der Stadt Trier etwa 34 Minuten. Bis zu einem der Konzer Bahnhöfe dauere die Fahrt acht bis zehn Minuten. Mit direktem Anschlusszug seien die Fahrgäste in weiteren zehn Minuten am Trierer Hauptbahnhof. Mit kurzer Wartezeit auf dem Bahnhof rechnet die Trierer Stadtverwaltung mit höchstens 35 Minuten auf diesem Weg. Eine Fahrt mit dem Auto auf dieser Strecke dauere 20 Minuten.

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