Trierer Aufsichtsbehörde prüft neue Ideen für Bescheider Mehrgenerationenhaus - Fördergeld steht auf dem Spiel

Bescheid · Das einstige Vorzeige-Projekt Mehrgenerationenhaus bereitet der Gemeinde Bescheid große Sorgen. Sollte die Trierer Aufsichtsbehörde das neue Nutzungskonzept nicht gutheißen, muss die Kommune eventuell Landeszuschüsse zurückzahlen. Die Sanierung des Gebäudes im Ortskern, in dem sich einige Monate lang ein Dorfladen hielt, hatte rund 500 000 Euro gekostet.

Nur neun Monate gingen 2011 im damals frisch sanierten Haus in der Bescheider Dhrontalstraße 4 Wurst und Gemüse über die Theke. Dann schloss der Pächter den Laden, weil es sich für ihn finanziell nicht lohnte. Der Laden war das Herzstück des neuen Mehrgenerationenhauses. In dieses Projekt hatte die Gemeinde zuvor insgesamt etwa eine halbe Million Euro investiert (siehe Extra). Seitdem stehen die 200 Quadratmeter großen Geschäftsräume leer.Dorf-Café statt Dorfladen



Im Bemühen, wieder mehr Leben in das denkmalgeschützte Gebäude zu bringen, hat die Gemeinde mit Ortsbürgermeisterin Nastja Raabe, die seit Sommer 2014 amtiert, nun ein neues Nutzungskonzept entwickelt. Die Bescheider beabsichtigen, im Erdgeschoss des Mehrgenerationenhauses künftig ein ehrenamtlich betriebenes Dorf-Café mit Kiosk zu eröffnen. Dort soll es zu festen Zeiten Kaffee und Kuchen und an Wochenenden frische Brötchen geben. Parallel dazu könnte sich im Haus eine Praxis für Logopädie ansiedeln. Dafür gebe es bereits einen konkreten Interessenten.

Raabe hält es sogar für vorstellbar, dass sich darüber hinaus noch andere Gesundheitsdienstleister in dem Gebäude niederlassen. Entsprechenden Nachfragen stehe die Gemeinde offen gegenüber. Raabe räumt offen ein, dass es ungewiss sei, ob sich das Bescheider Vorzeigeprojekt tatsächlich in diese Richtung entwickeln wird. Denn die Zukunft des Hauses hängt entscheidend davon ab, was die Trierer Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) zu den neuen Ideen sagt.

Das neu formulierte Nutzungskonzeptes hat der Rat kürzlich auf den Weg gebracht. Raabe ist gespannt, wie die Prüfung der Behörde auf "Fördermittelunschädlichkeit" ausfallen wird. Immerhin gehe es für Bescheid um 260 000 Euro. Das ist der Betrag, mit dem das Land das Projekt Mehrgenerationenhaus vor einigen Jahren bezuschusst hatte. Die Gemeinde fürchtet nun, dass sie unter Umständen einen Teil dieses Geldes zurückzahlen muss. Denn Zuschüsse werden nur für einen bestimmten Zweck gewährt. Die Bescheider mussten ihre Pläne mit dem Haus aber notgedrungen ändern. Die damaligen Ratsmitglieder seien sich dieses Risikos nicht bewusst gewesen, sagt Raabe. Sie hoffe aber, dass es für die Gemeinde nicht zum Schlimmsten kommt. Bescheid sei dank seiner drei Windräder eine schuldenfreie Gemeinde. Doch eine Rückforderung würde natürlich auch die finanzkräftige Kommune hart treffen.

Die ADD hält sich bedeckt. Auf TV-Nachfrage, ob eventuell eine Rückzahlung zu befürchten ist, antwortet die Pressestelle: "Ob gewährte Zuschüsse ganz oder teilweise zurückgefordert werden müssen, hängt von dem neuen Nutzungskonzept ab." Dieses werde "innerhalb der nächsten zwei Wochen" in Gesprächen mit Orts- und Verbandsgemeinde abgestimmt.

Dabei würden unterschiedliche Nutzungsvarianten erörtert. Eine Prognose, ob und welches Konzept letztlich Zustimmung finde, sei daher derzeit nicht möglich. Zumal das Konzept bisher noch nicht schriftlich vorliege.Extra

Mehrgenerationenprojekt: Einschließlich Kaufpreis und Planungskosten investierte die Gemeinde Bescheid vor einigen Jahren gut eine halbe Million Euro in die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes in der Dhrontalstraße 4. Das Projekt, das unter dem Namen "Mehrgenerationenservice" lief, zielte darauf ab, den Ortskern zu beleben und Bürger aller Generationen zusammenzubringen. Das Land unterstützte das Projekt mit 260 000 Euro Zuschuss aus dem Dorferneuerungsprogramm. Für den im Obergeschoss eingerichteten Generationentreff mit Computer-Café steuerte der Kreis aus seiner Stiftung Zukunft etwa 6000 Euro bei. Nach dem Abschluss der Arbeiten hatte der Dorfladen im Erdgeschoss nur von Januar bis September 2011 geöffnet. In der Folge scheiterten alle Versuche der Gemeinde, neue Pächter für das Geschäft zu finden. urs

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