Trinkwasser von Konz nach Luxemburg
Konz · Was die Konzer im Überfluss haben, ist im Osten des Ländchens knapp: Trinkwasser. Um Abhilfe zu schaffen, werden ab 18. Oktober täglich 800 000 Liter Wasser aus der Verbandsgemeinde Konz über die Grenze gepumpt. Da die Luxemburger nicht rechtzeitig fertig wurden, müssen sie auf einen Teil des EU-Fördergelds verzichten.
Konz/Wasserbillig. Mit einer Schaufel trägt Tim Greweldinger Wurzeln ab. Immer wieder kratzt er mit dem Werkzeug Dreck aus den Lücken zwischen Plastikrohren. Ein paar Meter weiter füllt sein Kollege mit dem Bagger einen Schacht mit Erde. Greweldinger steht an einer Böschung an der Nationalstraße zwischen Grevenmacher und Wasserbillig im Schlamm. Durch die Rohre soll eine Steuerungseinheit gezogen werden, die die ankommenden Wassermengen aus Deutschland regelt. Im zugeschütteten Verteilerschacht liegen die bereits fertigen Wasser- und Abwasserrohre.
5714 Badewannen am Tag
Die Baustelle ist Teil eines grenzübergreifenden Projekts. In knapp zwei Wochen soll erstmals Trinkwasser aus der Verbandsgemeinde (VG) Konz nach Luxemburg fließen (der TV berichtete mehrfach). Im Osten des Ländchens ist das Wasser knapp. Die VG Konz hat es hingegen im Überfluss. Grund genug für die Luxemburger, mit der Wasserversorgung Saar-Obermosel (WSO, siehe Extra) zusammenzuarbeiten und fast drei Millionen Euro zu investieren. In Ost-Luxemburg ist der Trinkwasserverband Sidere (Syndicat Intercommunal pour la Distribution d\'Eau dans la Région de l\'Est) verantwortlich.
Im Auftrag der WSO haben die Konzer Verbandsgemeindewerke 1,3 Millionen Euro für das Projekt in die Hand genommen. Damit wurde der Hochbehälter in Wasserliesch ausgebaut, ein weiterer Brunnen im Albachtal errichtet und die Leistung in einem Pumpwerk in Oberbillig erhöht. Seit April sind die Arbeiten abgeschlossen.
Nach zweijähriger Bauzeit nähern sie sich nun auch auf Luxemburger Seite ihrem Ende. Die Leitung nach Deutschland steht bereits. "Jetzt arbeiten wir hauptsächlich an unserer Schieberkammer, einem Gebäude, in dem der Wasserzulauf und -ablauf gesteuert wird", sagt Alain Bourmer, Ingenieur beim Sidere.
800 Kubikmeter Wasser (800 000 Liter) werden ab 18. Oktober täglich über die Grenze gepumpt. Das entspricht einer Menge von 5714 gefüllten Badewannen. Finanziell beteiligen sich die Luxemburger mit knapp 1,5 Millionen Euro. Später kauft der Sidere das Wasser von der WSO.
Eigentlich sollten die Arbeiten bereits Ende September fertig sein, um Fördergeld zu erhalten. Die Europäische Union (EU) unterstützt das Projekt mit 844 000 Euro. Doch "das Wetter spielt zum Schluss leider nicht mit", sagt Bourmer.
Neben dem vielen Regen, der die Baustelle vergangene Woche in ein riesiges Schlammfeld verwandelte, sei es vor allem zu Beginn der Bauarbeiten zu Verzögerungen gekommen. "Es hat unglaublich lange gedauert, bis wir alle Genehmigungen hatten", sagt Bourmer, da bei dem Projekt nicht nur Wasser-, sondern auch Abwasserrohre verlegt worden sind und die anstehende Renaturierung der nahegelegenen Syr beachtet werden musste. Alle Arbeiten, die jetzt erst fertig werden, werden nicht gefördert. Wie viel der Sidere von den 844 000 Euro der EU letztendlich erhält, ist noch nicht klar. Bourmer dazu: "Ob es 95 oder nur 85 Prozent werden, kann ich mit Sicherheit erst Ende Oktober sagen." fasExtra
Die Wasserversorgung Saar-Obermosel (WSO) ist eine Anstalt öffentlichen Rechts. Beteiligt sind der Landkreis Trier-Saarburg sowie die Verbandsgemeinde Konz und Saarburg. Die Betriebsführung liegt bei den VG-Werken Konz. Die Kommunen haben Aufgaben an die WSO abgegeben. Dazu gehören die Wassergewinnung im Wawerner Bruch und im Mannebachtal, die Aufbereitung im zentralen Hochbehälter Mannebach, die Verteilung des Trinkwassers zu den Übergabestellen der VG-Werke Konz und Saarburg und die Lieferung von Trinkwasser an Dritte wie den luxemburgischen Sidere. cmk